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Präsidentschaftswahl in Honduras
Frühere First Lady ist auf dem Weg an die Macht

«Mein demokratischer Sozialismus ist der Weg aus dem Abgrund»: Xiomara Castro im Hauptquartier ihrer Partei in Tegucigalpa.
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Wenn man verstehen will, wie kompliziert die politische Lage in Honduras ist, muss man sich nur die Präsidentschaftswahlen vom vergangenen Sonntag ansehen. Mit mehr als der Hälfte der Stimmen liegt derzeit Xiomara Castro klar in Führung. Dazu hat die linke Politikerin auch noch einen Vorsprung von rund 20 Prozentpunkten gegenüber dem konservativen Kandidaten.

Alles sieht eigentlich danach aus, als ob Castro die erste Präsidentin in der Geschichte ihres Landes werden könnte. Aber: So einfach sind die Dinge nicht in Honduras. Und niemand weiss das wohl besser als Xiomara Castro.

Tatsächlich stand die 62-Jährige schon einmal an der Spitze ihres Landes: 2005 gewann Castros Mann die damaligen Wahlen: José Manuel «Mel» Zelaya wurde zum Präsidenten von Honduras – und Xiomara Castro zur First Lady.

Aus der Präsidentengattin Xiomara Castro wurde 2009 eine Protestführerin.

Zunächst sah es so aus, als sei das Paar nur ein weiteres Beispiel für die konservative Elite im Land: Zelaya war ein einflussreicher Unternehmer, Castro die Tochter einer wohlhabenden Grossgrundbesitzerfamilie. Konservativ, katholisch, kinderreich. Castro war so auch erst mal vor allem Mutter, dann First Lady, die lächelnde Gattin an der Seite ihres Mannes.

So wäre dies wahrscheinlich auch geblieben, hätte Zelaya nicht im Lauf seiner Präsidentschaft einen Linksschwenk eingeleitet, weg von Washington, Kurs auf Caracas und eine linke lateinamerikanische Allianz.

Die konservativen Eliten in Honduras sahen sich das einige Zeit mit an, 2009 aber stürmten dann Soldaten die Präsidentenresidenz und verfrachteten Zelaya in ein Flugzeug Richtung Costa Rica. Es folgte ein Aufschrei der Empörung, international und im Land selbst, mit Grossdemonstrationen, an deren Spitze bald eine Frau stand: Xiomara Castro. Aus der Präsidentengattin war eine Protestführerin geworden.

Umstrittene Präsidentenwahl 2017

2013 gab es dann wieder freie Wahlen. Statt ihres Mannes trat diesmal Castro als Kandidatin an, unterlag aber dem Kandidaten der konservativen Nationalpartei, Juan Orlando Hernández. Damals ging bei der Abstimmung wohl noch alles mit rechten Dingen zu.

Doch schon bei den nächsten Wahlen vier Jahre später sah die Sache ganz anders aus: Präsident Hernández trat abermals als Kandidat an, obwohl die Verfassung eine Wiederwahl ausdrücklich verbietet. Und als es dann auch noch so aussah, als würde der Kandidat der Linken gewinnen, stoppte die nationale Wahlbehörde die Auswertung der Stimmen für eineinhalb Tage, nur um kurz darauf Hernández zum Sieger zu erklären.

Wieder gab es Proteste, wieder waren sie vergeblich. Hernández wurde abermals zum Präsidenten ernannt. Sollte Xiomara Castro nun aber tatsächlich die Wahlen gewinnen, hat sie dies vor allem auch Hernández zu verdanken: Kaum ein Präsident in der jüngeren Geschichte von Honduras war so unbeliebt wie er.

Die bittere Wahrheit ist: Selbst ein Wahlsieg ist in Honduras kein Garant für das Präsidentenamt.

Die Korruption ist allgegenwärtig, und die Regierung steht im Verdacht, in den internationalen Drogenhandel verstrickt zu sein. Ein Bruder von Hernández sitzt deswegen in den USA sogar in Haft.

Xiomara Castro hat versprochen, ihr Land in eine neue Zeit zu führen. «Ich glaube fest daran, dass mein demokratischer Sozialismus der Weg aus dem Abgrund ist, in den uns der Neoliberalismus, die Narco-Diktatur und die Korruption gestossen haben», sagte Castro vor der Wahl.

Stockende Auswertung der Wahlergebnisse

Wie weit sie ihre Versprechen in Taten umsetzen kann, ist fraglich. Honduras ist hoch verschuldet und bitterarm. Die konservative Elite ist immer noch mächtig, ebenso die katholische Kirche. Vor allem aber muss Castro erst einmal ins Amt kommen: Gerade stockt die Auswertung der Wahlergebnisse wieder, und es gibt die Angst, dass dies am Ende zu einem ähnlichen Szenario wie bei den höchst umstrittenen Wahlen von 2017 führt.

Die bittere Wahrheit ist: Selbst ein Wahlsieg ist in Honduras kein Garant für das Präsidentenamt. Zu kompliziert ist die politische Lage in dem Land.