Lockerung der Covid-MassnahmenFreude und Vorsicht – was man am See von den Lockerungen hält
Der Bundesrat hat Lockerungen für die Covid-Massnahmen angekündigt. Die Menschen am Zürichsee reagieren darauf mit gemischten Gefühlen.
Am 17. Februar sollen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie aufgehoben werden. Das hat der Bundesrat diese Woche verkündet. Jetzt liegt es an den Kantonen, ob sie für eine schrittweise Lockerung sind oder die sofortige Aufhebung aller Covid-Vorschriften befürworten.
Diese Zeitung hat Menschen am Zürichsee gefragt, was sie sich von den geplanten Lockerungen erhoffen oder was sie befürchten. Die Lockerungen wecken Zuversicht, dass sich die Sehnsucht nach Normalität bald bewahrheitet – aber auch Bedenken.
«Bis sich die Lage beruhigt»
Karakas Hüseqin ist Taxichauffeur in Horgen. Pro Tag transportiert der 64-Jährige rund 30 Personen. «Dass die Masken und Massnahmen bald fallen, stimmt mich zuversichtlich.» Zu Beginn habe er Angst gehabt, diese sei jedoch schnell verflogen. Er sei«sehr glücklich», dass die Massnahmen gelockert würden und der Gang ins Kino oder ins Restaurant wieder «normaler» werde.
«Endlich wieder normal leben können» will auch Kurt Brägger. So fasst der Meilemer seine Hoffnung in einem Satz zusammen. Doch die Lage schätzt er weiterhin als heikel ein. Aus Angst vor den Folgen von Long Covid würde er selbst bei einer sofortigen Aufhebung der Maskenpflicht den Mund-Nasen-Schutz im öffentlichen Verkehr noch eine Zeit lang tragen.
Ähnlich sieht dies Leo Hollstein. Der 18-Jährige wartet vor dem Bahnhof Stäfa auf den Bus. «Ich fände es blöd, wenn alles auf einmal aufgehoben würde.» Das Ende des Zertifikats würde er begrüssen, aber die Maskenpflicht solle so lange bleiben, «bis sich die Lage total beruhigt hat». Dieser Meinung ist auch die pensionierte Elisabeth Zunkel. Sie sagt: «Alles miteinander aufheben darf man nicht. Es ist noch lange nicht durchgestanden.» Man müsse vorsichtig bleiben, mehr könne man selber nicht machen.
«Anfeindungen sollen Ende nehmen»
Täglich mit vielen Kunden in Kontakt steht Karin Höhn vom Karins Tabak-Shop & Kafiegge in Horgen. Sie sagt: «Ich glaube noch nicht so recht daran, dass die Massnahmen bald gelockert werden.» Sie freue sich jedoch, wenn die Distanz zwischen den Menschen wieder kleiner werde. «Einander endlich wieder die Hände geben, danach sehne ich mich.»
Wie sie sich fühlen wird, wenn sie die Maske und die Trennscheibe im Geschäft entfernen kann, weiss sie noch nicht. «Vielleicht fühle ich mich ja fast nackt?» Angst vor dem Virus habe sie nicht. «Die ständige Berichterstattung hat sich jedoch sicher im Unterbewusstsein breitgemacht.» Höhn hofft, dass die Anfeindungen unter den Leuten endlich ein Ende nehmen.
Viele Hoffnungen
Hoffnungen hat auch Olivia Grolimund. Die Stäfnerin bringt ihre Tochter Ayleen in den Kindergarten. Sie sehnt sich nach: «Reisen, ohne Maske in Läden und Restaurants gehen und nicht ständig studieren müssen, ob man das Zertifikat dabeihat.» Alles auf einmal? «Nein, etappenweise lockern macht mehr Sinn», antwortet die Mutter.
«Es braucht eine Übergangszeit»
Carola Schuler aus Schönenberg findet die geplanten Lockerungen gut. «Es braucht jedoch weiterhin viel Eigenverantwortung», sagt die 80-Jährige. Sie werde sich auch künftig gut die Hände waschen oder die Maske anziehen, wenn nötig. Diese Vorsicht lässt auch Claudia Walser walten. Die pensionierte Meilemerin rät von überstürztem Vorgehen ab, «sonst kommen wir gleich wieder in die nächste Welle».
Studentin Ronja Wildeisen freut sich, dass sie bald wieder zur Uni gehen kann. Sie glaubt, dass der Wegfall der Massnahmen, insbesondere der Masken, zu Beginn sicherlich komisch sein wird. Gefragt habe sie sich auch, ob ihr Immunsystem in dieser «kontaktarmen Zeit» schwächer geworden sei. «Ich glaube, es braucht eine Übergangszeit, damit man auch im Kopf wieder normal werden kann», sagt die 26-jährige Oberriednerin.
Die Meinungen am Zürichsee sind unterschiedlich. Mit den geplanten Lockerungen der Massnahmen hoffen viele Menschen am Zürichsee jedoch vor allem auf eines: dass die Streitereien bald ein Ende nehmen.
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