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Frauenstreik in Zürich
Über Zehntausend ziehen durch die Strassen

Aus Wut wird Kraft: Tausende zogen zum Helvetiaplatz.
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Am feministischen Streiktag zogen am Freitag weit über zehntausend Menschen durch Zürich. «Because we care! Gegen Krieg, Krise & Patriarchat» lautete das Motto des diesjährigen feministischen Streiks in Zürich, der parallel zu gleichen Kundgebungen in Dutzenden Schweizer Städten stattfand. Der Umzug führte vom Bürkliplatz über das Limmatquai, überquerte die Sihl und endete gegen 20 Uhr am Helvetiaplatz.

Die Demos sollten drei zentralen Forderungen Gehör verschaffen: finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung der Arbeit von Frauen, mehr Zeit und Geld für Betreuungsarbeit, Respekt statt Sexismus am Arbeitsplatz. Ebenso nutzten die Gewerkschaften und linke Gruppen den Streiktag, um gegen die Pensionskassenreform zu protestieren. Dies sorgte im Vorfeld für Diskussionen, besonders zwischen bürgerlichen Frauen und Gewerkschaften.

Der Umzug führte am Freitagabend durch den Kreis 1 bis zum Helvetiaplatz im Kreis 4.

Auf dem Bürkliplatz war am Nachmittag nichts von Uneinigkeit zu spüren. Schon zwei Stunden vor Demobeginn beschrieben in violett gekleidete Gruppen oft junger Frauen Transparente, bemalten Tafeln mit kämpferischen Sprüchen oder dekorierten den grossen, mit Lautsprechern bestückten Demowagen des Zürcher Streikkollektivs. Aus den Boxen schallte feministischer Rap. 

Céline O. ist zum zweiten Mal am feministischen Streik dabei.

Eine, die beim Aufbau half, war die 17-jährige Céline O. aus Zürich. «Wir haben eine Statue aufgestellt und den Wagen dekoriert», sagt die Schneiderin in Ausbildung, die nicht mit vollem Namen in der Zeitung erscheinen will. Nach ihrer ersten Demo im vergangenen Jahr hat sie sich dem Zürcher Frauenstreik-Kollektiv angeschlossen, dem sie nun seit drei Monaten angehört. «Dieser Zusammenhalt auf der Strasse, dieses Feuer, hat mich rasch gepackt», sagt sie im Gespräch vor der Demo.

Aus Wut wird Engagement

Durch ihr Engagement lasse sich Wut formulieren, sagt Céline O. Oder besser: «in Kraft umzuwandeln.»

Wut zum Beispiel darüber, dass Vergewaltiger oft straffrei davonkämen. Oder dass Frauen auf dem Nachhauseweg oft Angst hätten und vorsichtig sein müssten, dass es Gewalt gegen Transpersonen gebe. Und nicht zuletzt, dass jetzt in Europa rechtsextremistische Parteien immer mehr Macht erlangten und somit der Feminismus drohe zurückgedrängt zu werden. 

Am Rathaus hängt eine Aktivistin dem Löwen ein feministisches Symbol um.

Diese Themen habe sie mit ihrem Freundinnenkreis früher schon besprochen, doch seit sie im Frauenstreik-Kollektiv engagiert sei, habe sie ein Ventil.

Viel Zeit für das Gespräch hat Céline nicht, denn bald setzt sich der Demoumzug in Gang. Der Bürkliplatz hat sich bis zum Start um 17.30 mit Tausenden gefüllt, die dominierende Farbe ist nach wie vor – und immer mehr: Violett.

Der anschliessende Umzug verlief mehrheitlich friedlich: Parolen wurden skandiert, von Dutzenden Wagen dröhnte Musik, also wurde auch getanzt. Beim Rathaus bestieg eine Demonstrantin die Fassade und hing dem goldenen Löwen eine feministische Flagge um den Hals. In Solidarität mit kriegsbetroffenen Flinta-Personen legten die Demoteilnehmenden während ihres Umzugs sitzend eine Schweigeminute ein.

Kämpferische Parolen am Frauenstreik.

Am Abend zog die Stadtpolizei Bilanz: Weit über zehntausend Personen hätten an der Demonstration teilgenommen, heisst es in einer Mitteilung. Die Polizei notierte zahlreiche Sprayereien entlang der Umzugsroute und erhebliche Verkehrseinschränkungen in der Innenstadt. Ansonsten sei die Demonstration friedlich verlaufen.