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Frankreichs politische Blockade
Macrons Kandidatin gewinnt Wahl um den Parlamentsvorsitz

French Member of Parliament (MP) for the Renaissance ruling party and newly reelected National Assembly president Yael Braun-Pivet delivers a speech after being reelected following the third round to elect lower house' President at the France's National Assembly in Paris on July 18, 2024. The new MPs meet for the first time on July 18, 2024 to elect the President of the National Assembly, in the deeply fragmented lower house after the leftwing coalition defeated the far-right in general elections with no group winning an absolute majority. (Photo by Bertrand GUAY / AFP)
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Erst im dritten Wahlgang und unter beispielloser Spannung haben Frankreichs Abgeordnete am Donnerstagabend eine neue Parlamentspräsidentin gewählt: Yaël Braun-Pivet von der zentristischen Partei Ensemble pour la République, die das Amt schon seit 2022 und bis zur Auflösung der Assemblée Nationale innegehabt hatte, gewann mit 220 Stimmen; der Kommunist André Chassaigne, gemeinsamer Kandidat der Linken für diese wichtige Wahl, brachte es auf 207 Stimmen; Sébastien Chenu vom rechtsextremen Rassemblement National wurde Dritter mit 141 Stimmen.

Knapp wurde es, weil das Parlament seit der Wahl in drei grosse Blöcke gespalten ist, die je weit weg von der absoluten Mehrheit sind. Im dritten Wahldurchgang reichte eine einfache Mehrheit. Die 53-jährige Anwältin Braun-Pivet profitierte davon, dass die konservativen Républicains und der Bündnispartner Horizons ihre Bewerber zurückgezogen hatten. Deren Stimmen gingen geschlossen an sie.

Steht diese Präsidentschaft quer zum Wählerwillen?

Damit behält das Lager von Präsident Emmanuel Macron den Posten, obschon es von allen politischen Lagern bei den Parlamentswahlen vom 7. Juli der grösste Verlierer war und nur noch über 168 Sitze verfügt. Das wirft nun die Frage auf, wie legitim diese Präsidentschaft ist, ob sie quer steht zum Wählerwillen. So jedenfalls sieht es die Linke. Der Pakt der Macronisten mit den Republikanern könnte nun entscheidend sein für die Lösung der politischen Blockade.

Frankreich hat noch immer keine neue Regierung. Premier Gabriel Attal und sein Kabinett führen seit ihrem Rücktritt vor ein paar Tagen nur noch die Geschäfte – voraussichtlich für einige Wochen, bis zum Ende der Olympischen Sommerspiele von Paris, die am 26. Juli beginnen.

Das Timing für den Rücktritt der Regierung war kein Zufall: Die siebzehn Minister, die gleichzeitig Abgeordnete sind, sollten bei der Wahl des neuen Parlamentspräsidenten unbedingt teilnehmen können. Und so kam es zu einer weiteren Premiere in dieser an Premieren nicht gerade armen Phase der Fünften Republik: Minister, die im Parlament wählen. Ziemlich barock und am Ende mitentscheidend.

Eine Prognose für den weiteren Zeitplan ist kompliziert. Die vereinte Linke des Nouveau Front Populaire, sehr relative Siegerin der Parlamentswahlen mit 182 Sitzen in der neuen Nationalversammlung, konnte sich noch immer nicht einigen auf einen Namen für einen möglichen Premierminister.

(FILES) French economist Laurence Tubiana arrives to take part in a meeting between French president and the 150 members of the Citizen's Convention on Climate Change at the Elysee Palace on june 29, 2020, in Paris. (Photo by Ludovic MARIN / AFP)

Drei von vier Parteien des Bündnisses – nämlich die Sozialisten, die Grünen und die Kommunisten – würden gern die 73-jährige Ökonomin und Umweltexpertin Laurence Tubiana vorschlagen, eine Persönlichkeit aus der Zivilgesellschaft mit einer linken, ökologischen Neigung.

Doch die radikal linke La France Insoumise mochte sich nicht hinter diesem Namen versammeln, weil ihr Tubiana allzu «Macron-kompatibel» erscheint. Der Präsident hat sie in jüngerer Vergangenheit mehrmals zur Ministerin machen wollen, was diese aber immer ablehnte.

Tubiana selbst sagte am Donnerstag, sie wäre bereit für die Aufgabe, es sei Zeit, sich zu engagieren, das Land brauche eine «linke Politik» für mehr soziale Gerechtigkeit. Die Sozialisten pochen nun darauf, dass die linken Parlamentarier über Tubiana abstimmen.

Bei der Wahl des Parlamentsvorsitzenden wurde jeder Abgeordnete einzeln und namentlich aufgerufen, um vor dem «perchoir» – wörtlich: Sitzstange, wie man den Platz der Präsidentschaft der Assemblée Nationale auch nennt – den Wahlzettel in eine Urne zu werfen. Neben der Urne stand wie immer das jüngste Mitglied des Parlaments, eine alte Tradition.

Diesmal war das im ersten Wahlgang Flavien Termet, ein 22-jähriger Politiker aus den Ardennen vom extrem rechten Rassemblement National. Linke Abgeordnete weigerten sich, dem Lepenisten die Hand zu schütteln.