Google Fotos vollFotos löschen – oder keine E-Mails mehr!
Wenn man seinen Cloud-Speicher überfüllt hat, kennt Google keine Gnade. Doch wie reduziert man ein Foto-Archiv? Unser Autor musste wohl oder übel ausmisten.
Erst waren die Warnungen unverbindlich und leicht zu übersehen. Etwa so wie früher, als es hiess: «Rafael, du könntest dein Lego auch mal wieder wegräumen.» Das hat damals bei meinen Eltern nicht funktioniert und heute auch bei Google nicht.
Klar, habe ich viele Fotos bei Google Fotos, und klar, sind meine 200 GB irgendwann voll. Aber so dringlich ist es ja noch nicht. Also alles wie gehabt.
Bis Google den Ton verschärft. Mein Cloud-Speicher sei voll, und ich könnte nun möglicherweise keine E-Mails mehr senden oder empfangen. Was wie blanke Erpressung klingt, ist technisch betrachtet nicht ganz so schlimm: Google rechnet den verwendeten Cloud-Speicher für alle Dienste zusammen. Hat man seinen Cloud-Speicher bis oben mit Fotos vollgestopft, gibt es halt auch keinen Platz mehr für neue Mails. So das Argument.
Aber im Endeffekt ist es dasselbe Argument wie früher: «Wenn du dein Lego nicht wegräumst, gibts nichts Neues oder werfen wir es weg!»
Immer wieder an Googles Grenzen
Bei Google bin ich nicht zum ersten Mal an Grenzen gestossen. Schon vor Jahren habe ich eine Mail mit einem Flugticket nicht bekommen, weil mein Speicher aufgebraucht war. In der Vergangenheit habe ich dann jeweils einfach das nächstteurere Cloud-Abo von Google gekauft. Erst das für 100 GB. Dann das für 200 GB. 30 Franken im Jahr ist mir Google Fotos alleweil wert. Zumal wir mit dem Nest-Hub in der Küche unseren digitalen Familienfoto-Bilderrahmen darüber betreiben. Erinnerungen kennen keinen Preis! Und damit war das Problem jeweils gelöst – bis auf Weiteres.
Doch jetzt gibt es als nächsten Abo-Schritt nur noch einen viel grösseren. 2 TB für 100 Franken im Jahr. Das ist in der Aboflut dann doch zu viel des Guten. Also muss ausgemistet werden. Doch wie macht man das?
Da mir Fotos wichtiger sind als E-Mails, kommt erst mal Gmail dran. Alle E-Mails, die älter als ein paar Jahre sind, fliegen raus. Alle, die grösser als 2 MB sind, sowieso. Gerade bei den gesendeten Mails lassen sich so gleich ein paar 100 MB freiräumen. Da ist über die Jahre einiges zusammengekommen.
Als Nächstes kommt Google Drive (die Cloud-Festplatte) dran. Auch dort lösche ich rücksichtslos alte Archive und digitale Souvenirs und Altlasten.
Doch das reicht nicht. Nur Tage später ist die drastische Warnung zurück. Die 200 GB sind schon wieder voll. Da ich gerade eine neue Fotokamera (60 Megapixel!) teste und (automatisch) gigantische Bilder zu Google Fotos hochgeladen habe, ist der Speicher aufgebraucht. Es bleibt also nichts anderes übrig, als direkt bei Google Fotos auszumisten.
Zum Glück ist Google da sehr hilfreich und bietet, wenn man in der Webansicht oder in der App auf «Speicherplatz» drückt, einen guten Überblick und Optionen.
Eine Liste zeigt «Grosse Fotos und Videos», Screenshots (Bildschirmfotos, wie sie Digitalredaktoren für Artikel ständig machen) und «Unscharfe Fotos». Dann gibt es auch noch «Speicherplatz freimachen». Damit fange ich an. Auf Knopfdruck werden alle Fotos kleiner und effizienter gerechnet. Das mache ich seit Jahren so und habe es nie bereut oder die höhere Auflösung vermisst. Aber offensichtlich sind da noch ein paar Fotos in voller Qualität im Archiv. Also Knopf gedrückt, und los gehts. Es dauere ein paar Stunden, meint Google.
Derweil werfe ich einen Blick in die Kategorie «Grosse Fotos und Videos» und werfe rücksichtslos Videos weg. Alle Videos, auf denen nicht die Kinder drauf sind, fliegen raus. Gerade auch solche, die ich für meine hiesige Videokolumne gefilmt habe. Auch die hat Google Fotos nämlich automatisch archiviert.
Nächster Halt «Unscharfe Fotos»! Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen. Etwa ein Foto des Juniors mit dem ersten ausgefallenen Zahn empfiehlt Google zur Löschung. Da nur der Zahn in der Hand, aber nicht das Kind zu erkennen ist, denkt Google, das Foto wäre Mist.
Aber sonst sind die Vorschläge ziemlich treffend. Dabei tauchen auch ganz viele Fotos auf, die Junior 2 offensichtlich heimlich mit dem Handy gemacht hat, als ich geschlafen habe. Auch die können weg.
Viel gewinnt man mit dem Löschen der unscharfen Fotos aber nicht. Nützlicher wäre eine Kategorie «Langweilige Fotos» oder «Fotos ohne Personen» oder noch besser «Langweilige und unwichtige Fotos ohne Familienmitglieder oder Freunde». Aber so weit ist der Algorithmus noch nicht.
Zum Schluss darf man nur nicht vergessen, den digitalen Papierkorb zu leeren. Ist das Komprimieren der Fotos nach ein paar Stunden auch abgeschlossen, kann man sein Werk bestaunen.
Mit etwas Disziplin und Frühlingsputz-Stimmung habe ich meinen Google-Speicherplatz zur Hälfte geleert. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Speicher wieder aus allen Nähten platzt. Da führt dann wohl kein Weg an einem teureren Abo vorbei, oder ich muss doch einen Teil des Foto-Archivs wieder aus der Cloud holen und ganz altmodisch lokal auf Festplatten verstauben lassen.
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