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Bildband: «Wall as Horizon»
Sie fotografieren ihren Alltag im Gefängnis

Laurence Rasti avec A., D., G., L., M., N., T., Z., Sténopé réalisé par Z., Un mur comme horizon, 2023 © Laurence Rasti / Enquête photographique neuchâteloise 2024
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«Ich bin hier, weil ich gestohlen habe. Ich habe Essen gestohlen und dann mit dem Personal im Coop gestritten. Deshalb bin ich im Gefängnis. Es ist eigentlich nichts Grosses.»

So erzählt es ein Insasse im Gefängnis La Promenade in La Chaux-de-Fonds der schweizerisch-iranischen Fotografin Laurence Rasti. Für ihr Buchprojekt «Wall as Horizon» hat sie zwischen 2023 und 2024 gemeinsam mit acht Insassen eine Bestandsaufnahme von deren Situation in der Haftanstalt geschaffen. «Ich wollte diesen Menschen ihre Menschlichkeit zurückgeben, sie aus der Statistik herausholen», so Rasti.

Laurence Rasti avec A., D., G., L., M., N., T., Z., Un mur comme horizon, 2023, Film diapositive © Laurence Rasti / Enquête photographique neuchâteloise 2024
Die Fotografin gab den Männern eine Lochbildkamera, mit der sie Bilder machten, und kontrastiert diese mit eigenen Aufnahmen und Porträts.
Laurence Rasti avec A., D., G., L., M., N., T., Z., Un mur comme horizon, 2023, Film diapositive © Laurence Rasti / Enquête photographique neuchâteloise 2024

Zu Beginn führte sie mit den inhaftierten Männern Gespräche über ihre Lebenswege, die geprägt sind von Flucht und Armut. Anschliessend gab Rasti ihnen Kartonkisten mit, aus denen sie Lochkameras basteln konnten – ein analoges Verfahren, welches das Licht als zentrales Gestaltungselement nutzt.

Entstanden sind auf diese Weise eindrückliche Zeugnisse eines Lebens ohne Weitsicht. Z. fotografiert Stacheldraht, der sich in der Fensterscheibe spiegelt. N. fotografiert den Blick aus seinem dunklen Zimmer in einen gleissenden Himmel.

Laurence Rasti avec A., D., G., L., M., N., T., Z., Sténopé réalisé par N., 2023, Un mur comme horizon © Laurence Rasti / Enquête photographique neuchâteloise 2024

Rasti kontrastiert im Buch diese Bilder mit ihren eigenen Eindrücken: Porträts der Inhaftierten, die Schatten der hohen Zäune, Liegestühle auf der anderen Seite der Mauer. Doch ihr Buch ist mehr als ein visuelles Zeugnis eines Lebens hinter Gittern. Es ist auch eine Reflexion über die Zusammenhänge zwischen systemischem Rassismus, wirtschaftlicher Ungleichheit und Inhaftierung.

Die am Buch beteiligten Männer verbüssen nur kurze Haftstrafen für leichte Delikte – wie so viele Menschen mit Migrationshintergrund, die aufgrund von prekären Lebensumständen Straftaten begehen.

Sie alle blicken mit Sorge in die Zukunft. So sagt einer der Männer: «Wenn du rauskommst, weisst du irgendwie, dass du zurückkommen wirst. Ich könnte jetzt schon einen Termin in zwölf Monaten machen, weil ich gezwungen sein werde, bestimmte Straftaten zu begehen, um zu überleben.»

Laurence Rasti: Wall as Horizon. Photographic Survey Neuchâtel 2024. Verlag Scheidegger & Spiess, ca. 49 Fr. Fotografische Installation im Rahmen von «Pr³: Prison, Protest, Print» im Musée des Beaux-Arts Le Locle, bis 16. März 2025.