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Flughafen: 20 Prozent weniger Passagiere wegen Coronavirus

Die Passagierzahlen am Flughafen Zürich hoben vergangenes Jahr erneut ab.

Die Flughafen Zürich AG (FZAG) hat am Dienstag ihr Geschäftsergebnis für das Jahr 2019 präsentiert. Es war ein gemäss der FZAG «erfreuliches»: Die Erträge stiegen um 5 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken, der Gewinn kletterte auf 309,1 Millionen Franken. Dies alles bei einem neuen Passagierrekord, 31,5 Millionen Menschen flogen vergangenes Jahr über den Flughafen Zürich.

Doch bereits an der Medienkonferenz war klar: 2020 dürfte anders werden. Das Coronavirus macht sich am Flughafen, dem Schweizer Tor zur Welt, besonders stark bemerkbar. «Seit dem Übergreifen der Infektion auf Europa kam es zu einem massiven Rückgang der kurzfristigen Buchungen und als Folge davon zu einer deutlichen Kapazitätsreduktion», sagte CEO Stephan Widrig. Während im Januar und im Februar wenn überhaupt nur Flüge von und nach China gestrichen worden waren, hat die Swiss nun bis März rund die Hälfte alles Flüge gestrichen. «An einzelnen Tagen im März verzeichnen wir einen Passagierrückgang von über 20 Prozent», so Widrig. Auch generell beeinträchtige das Virus den Flughafen: «Es wird deutlich weniger gereist und die Menschen sind nicht in Konsumstimmung, das spürten wir in den vergangenen Tagen deutlich.» Der genaue Umfang der finanziellen Einbussen sei derzeit indes noch nicht abzuschätzen.

Positiver Rückblick, ausser bei der Fracht

Der Rückblick auf das vergangene Jahr fiel positiv aus. Das Dauerthema Klimawandel vermochte dem Flughafen nicht viel anzuhaben: 661,5 Milllionen Franken erwirtschaftete die Flughafen Zürich mit dem Fluggesellschaft, was einer Zunahme von 0,7 Prozent entspricht. Zudem rollte der Rubel im Nichtfluggeschäft. Dieses nahm um über 10 Prozent auf 548 Millionen Franken zu. «Zum ersten Mal wurden in den Läden und Restaurants der Flughafens über 600 Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet. Damit ist der Flughafen das erfolgreichste Kommerzzentrum der Schweiz», erklärte der Geschäftsführer. Die Flughafen Zürich AG profitierte davon: Sie strich Kommerzerträge von 134 Millionen Franken ein. Zufrieden ist die FZAG zudem mit dem internationalen Flughafengeschäft. Die Erträge in diesem Geschäft wuchsen um 43 Millionen Franken auf 126 Millionen Franken. Mittelfristig soll diese Geschäftssparte rund 10 bis 15 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen. Einen wichtigen Meilenstein hat die FZAG vergangenes Jahr gesetzt: Sie erhielt den Zuschlag für den Bau eines grösseren Flughafens bei Delhi.

Nicht gut entwickelte sich die Fracht. Über das Jahr 2019 hinweg sank das Frachtvolumen um 8,4 Prozent. Betroffen waren dabei nicht einzelne Sparten oder Bereiche, sondern sämtliche Güter, die per Flugzeug transportiert werden. «Das Jahr 2019 hat schon mit negativen Zahlen in der Fracht begonnen», sagt Finanzchef Lukas Brosi. Grund dafür sei vor allem eine Überkapazität gewesen. Das sei so weit gegangen, dass zum Beispiel Lufthansa Cargo einen Teil ihrer Frachtflotte aus dem Betrieb genommen hatte. «Zudem ist es so, dass die Luftfracht immer den günstigsten Weg wählt», führt Brosi weiter aus. Der starke Franken sei dabei für den Standort Schweiz ein Problem. Ein weiterer Faktor, der die Entwicklung der Frachtzahlen beeinflusst hat, war gemäss der FZAG der internationale Handelsstreit.«Für die Flughafen Zürich AG ist die Fracht aber ein eher untergeordnetes Problem», sagt Brosi. Die Frachtgebühren machen einen einstelligen Millionenbetrag im Gesamtumsatz von 661 Millionen Franken des Fluggeschäfts aus. «Wichtig ist die Zahl aber für unseren Hubcarrier, die Swiss. Denn die meiste Fracht, die am Flughafen Zürich abgewickelt wird, wird ja nicht über Frachtflugzeuge transportiert, sondern als Teil der Ladung von Passagierflugzeugen.»

Circle und Klima prägen die Zukunft

Wäre da nicht das Coronavirus, der Ausblick auf das aktuelle Jahr wäre wohl durchaus positiv ausgefallen. Im September wird der Flughafen offiziellen sein Dienstleistungszentrum «The Circle» eröffnen. «Drei Viertel des Circles sind inzwischen vermietet», sagte Stephan Widrig. Mit diesem Stand sei man zufrieden, ebenso mit dem Mietermix. «Am Circle entwickelt sich ein Technologiecluster und auch der Finanzsektor und die Pharmabranche sind präsent.»

Das grosse Thema, welches den Flughafen aber auch dieses Jahr beschäftigen wird, ist der Klimawandel. Das Problem sei ja nicht das Reisen per se, sondern der fossile Energieträger im Verbrennungsmotor des Flugzeuges, betonte Widrig. «Bis aber ein Flugzeug von Grund auf neu konzipiert werden kann, vergehen Jahrzehnte.» Schneller könne eine Wirkung auf das Klima erzielt werden, indem man auf nachhaltigen Flugzeugtreibstoff setze, sogenannte Sustainable Aviation Fuel (SAF), etwa aus Frittieröl. Der Flughafen stellte während des WEF einen entsprechenden Treibstoff vor.

«Die Flugticketabgabe, so wie sie jetzt im Nationalrat diskutiert wird, ist deshalb eine verpasste Chance», kritisierte Widrig. Denn dadurch würde keine Verbesserung des CO2-Ausstosses der Luftfahrt stattfinden. «Richtig aufgesetzt sollte die Abgabe die Transformation hin zu nichtfossilen Kraftstoffen beschleunigen, anstatt Mittel für Innovation mit zusätzlicher Besteuerung der Luftfahrt zu entziehen.» Die Luftfahrt und das Klima seien per se grenzüberschreitend. Eine internationale Harmonisierung der Regelung für die Verwendung solcher nichtfossilen Kraftstoffen sei deshalb unabdingbar. Nur so könne man Wirkung erzielen und verhindern, dass die Wertschöpfung sich aus der Schweiz in weniger streng regulierte Länder verschiebe.