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Fischbestand schwindet dramatisch

Berufsfischer aus der Region haben nichts zu lachen. Der Fischbestand im Zürichsee und dem Linthkanal schwindet von Jahr zu Jahr.
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Nun ist es amtlich. Die Fischereikommission für den Zürichsee, Linthkanal und Walensee bestätigt die tiefen Fangquoten der Fischer, wie sie diese beklagt haben 2016 ging der Gesamtertrag im Zürichsee/Obersee um ein Viertel gegenüber dem Vorjahr auf 188 Tonnen zurück.

Insbesondere zwei wirtschaftlich wichtige Arten fehlen den Fischern. 2014 gingen 146 Tonnen Felchen ins Netz. 2016 waren es nur 65 Tonnen. 2015 wurden 17 Tonnen Albeli gefangen, im Vorjahr brach der Ertrag auf ein Drittel ein. Relativ stabil blieben Egli (33 Tonnen) und Forellen (2,5 Tonnen). Beim Hecht zeigt die Kurve sogar nach oben: 2016 wurden 21 Tonnen aus dem See gezogen – ein Viertel mehr als 2015.

Walensee stabiler

«Grundsätzlich ist aber die schwierige Fangsituation bei Felchen der letzten beiden Jahre, welche auch nicht durch Eglifänge kompensiert werden konnte, für die Berufsfischer finanziell belastend», schreibt die Fischereikommission in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht.

Im Walensee ist die Lage stabiler. Dort ging im letzten Jahr der Fangertrag nur um 5 Prozent auf 9,5 Tonnen zurück. Am schlimmsten steht es um den Linthkanal, in dem 2016 nur 600 Kilogramm Fisch gefangen wurden. Dies ist das tiefste Resultat seit 1940 alle Fänge statistisch erfasst werden. Muschel verstopft Laichplätze

«Wir wissen nicht warum», sagt Andreas Hertig, Adjunkt der Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons Zürich. Es könnte mit dem tieferen Nährstoffgehalt wie auch mit dem Kormoran zu tun haben.

«Tatsache ist, dass die vor rund 40 Jahren eingewanderte Dreikantmuschel den Lebensraum Linthkanal wesentlich beeinflusst», erklärt Hertig. Im Linthkanal begünstigt das Fehlen von Geschiebe aus Steinen und Kies deren Vermehrung. Sie setzt sich an Kies und Steinblöcken fest, und stirbt sie ab, verstopfen die leeren Muscheln Ritzen und Löcher im Grund. Das trifft vor allem die im Kies laichenden Arten wie Äsche und Forelle. Deshalb sollen durch Zugabe von Geschiebe und Kies im Linthkanal wieder mehr Laichplätze entstehen.

Wenig Einfluss auf Zürichsee

Für die Seeforelle aus Zürichsee und Obersee ist der Linthkanal ein wichtiges Laichgewässer. «Abgesehen von der veränderten Nährstofffracht hat der Linthkanal deshalb wenig Einfluss auf die aktuelle Entwicklung des Fischbestands in Obersee und Zürichsee», sagt Hertig. Genetisch existieren Felchen und Egli im Walensee getrennt von den Artgenossen im Zürichsee.

Die schlechte Fischpopulation im Linthkanal lasse daher nicht darauf schliessen, dass es den Felchen im Walensee besser gefällt als im Zürichsee. «Wir stellen fest, dass das Nährstoffangebot im Zürichsee grundsätzlich höher ist als im Walensee», erklärt er. Dort sei das Nährstoffangebot generell tief und ergebe tiefere, aber stabilere Fänge. Starke Schwankungen bei den Felchenfängen beobachtet man in der Regel bei etwas höheren Nährstoffgehalten, wie sie der Zürichsee aufweise und wo man solche Schwankungen in den letzten Jahren auch nachweisen konnte.

Schonvorschriften verschärft

Die Fischereikommission hat nun Empfehlungen abgegeben, um den Fischbestand im Linthkanal zu verbessern. Die Fangzeit der Äsche wird um einen Monat verkürzt, die Mindestfanglänge um 3 auf 35 Zentimeter erhöht. «Jede Äsche soll einmal laichen können bevor sie gefangen werden darf», sagt Hertig. «Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass sie zwischen 32 und 35 Zentimeter Länge erstmals laicht.» Für die Felchen im Zürichsee gibt es trotz des beängstigenden Rückgangs keine zusätzlichen Schutz. «Das ist nicht nötig, denn die Schonmassnahmen sind bereits adäquat», erklärt der Fischerei-Adjunkt. Die Probleme beim Felchen vermutet man umweltbedingt.

Die Zusammenhänge sind noch nicht geklärt, möglicherweise führe die Klimaerwärmung mit den wärmeren Wintern dazu, dass sich der See zu wenig gut durchmischt. Dies fördert das Aufkommen der Burgunderblutalge und behindert möglicherweise die Nährstoffdurchmischung des Sees. Ausserdem bindet die Burgunderblutalge Nährstoffe. Im Obersee funktioniert der Wasseraustausch wegen der geringeren Tiefe besser. Möglicherweise sind dort deshalb die Felchenfänge weniger stark zurückgegangen als im Zürichsee.

Hecht nicht mehr gefördert

Eingegriffen wird hingegen beim Hecht. Es wurde entschieden, keine künstliche Vermehrung mehr durchzuführen und auch die Schonzeiten aufzuheben, weil diese für die Bestandeserhaltung nicht mehr notwendig seien. «Der Hechtbestand hat sich stark vergrössert, weil im saubereren Zürichsee das Sonnenlicht tiefer eindringt», erklärt Hertig.

Das fördert den Wuchs von Wasserpflanzen, in die der Hecht seinen Laich ablegt. Früher konnte der Hecht nur im beschränkten Schilfbereich am Ufer laichen. Er hat heute also mehr Möglichkeiten sich zu vermehren – und frisst Fische, die der Mensch gerne auf seinem Teller hätte.