Final der Rugby-WMDank Strafen und einer Roten Karte: Südafrika ist Weltmeister
Mit dem 12:11-Sieg über Neuseeland verteidigen die Springboks aus Südafrika den Titel. Mit vier WM-Siegen sind sie jetzt alleiniger Rekordhalter.
Nach genau 80 Minuten und 17 Sekunden war es soweit im Stade de France: Südafrika schlug im WM-Final Neuseeland und verteiedigt mit dem 12:11 in Paris den Weltmeistertitel. Mit vier WM-Siegen in vier Finals sind die Springboks jetzt alleiniger Rekordhalter. Neuseeland bleibt bei drei Titeln.
Eine heissere Affiche als das Duell dieser beiden Teams gibt es im Rugby nicht, Neuseeland - Südafrika ist die grösste Rivalität. Das geht weit zurück und begann lange vor der WM-Ära ab 1987. An der WM 1995 begegneten sich die Teams erstmals im Final mit Neuseeland als klarem Favorit. Doch Südafrika, Gastgeber dieser gesellschaftlich und politisch hoch emotionalen Endrunde kurz nach dem Ende der Apartheid, setzte sich vor den Augen von Staatschef Nelson Mandela überraschend in der Verlängerung durch.
Viel war in den letzten Tagen wieder von diesem Endspiel in Johannesburg die Rede, viele Spieler haben es als Kinder bereits erlebt. «Ein episches Spiel», erinnert sich Neuseelands Trainer Ian Foster, und Südafrikas Captain Siya Kolisi sagt: «1995 war sehr speziell. Es hat mir und vielen anderen die Türen geöffnet. Es bedeutete dem Land so viel.»
Das Spiel mag sich gewaltig verändert haben in den 28 Jahren seither. Geblieben ist, dass Neuseeland und Südafrika den Sport prägen. Nun haben sie sich in Paris zur Wiederauflage jenes Finals getroffen.
Das Stade de France war natürlich bis auf den letzten Platz gefüllt, als Aaron Smith zum letzten Mal in seiner Karriere den Haka der Neuseeländer anführte. Schon den ganzen Tag über waren in den Brasserien und Pubs der Stadt Fans im Schwarz der All Blacks oder im Grün-Gold der Springboks unterwegs und stimmten sich Seite an Seite auf den Match ein. Eine Sektorentrennung wie beim Fussball ist im Rugby nicht nötig, aller Rivalität zum Trotz.
Südafrika kam bei Regen- und Rugby-Wetter besser in die Partie und profitierte von einer frühen Gelben Karte gegen Shannon Frizell. Handré Pollard verwertete den fälligen Strafkick (3:0) und erhöhte kurz darauf mit einem weiteren Penalty auf 6:0. Auf der Gegenseite traf auch Richie Mo’unga erstmals für die All Blacks zwischen die Stangen, doch Pollard kam noch im Laufe der ersten Halbzeit auf zwei weitere Strafkicks (12:6).
Die bittere Premiere für Neuseelands Captain
Den Spielverlauf beeinflusst hat, wie sich Neuseelands Captain Sam Cane allzu übermütig in ein Tackling stürzte und dafür zunächst mit einer Gelben Karte bestraft wurde. In den zehn Minuten, die er an der Seitenlinie absitzen muss, haben die Video-Schiedsrichter im Rugby die Möglichkeit, die Verwarnung in einen Platzverweis umzuwandeln. Und genau dies taten sie in diesem Fall: Cane sah für seinen mit dem Kopf geführten Zweikampf noch vor der Pause Rot. Er ist der erste Spieler der WM-Gechichte, der in einem Final vom Platz gestellt wurde.
Nach der Pause war es auf der anderen Seite Captain Kolisi, der mit gelb für zehn Minuten vom Feld musste – doch kaum war er zurück, legte Neuseeland den ersten Try des Spiels. Beauden Barrett drang über links durch und erzielte den 11:12-Anschluss (Mo’unga scheiterte mit dem Kick). Augenblicke zuvor war ein wunderbarer Try von Aaron Smith durch den Video-Schiedsrichter annulliert worden.
In der Folge drückte Neuseeland und schaffte es vermehrt, sich in der Hälfte der Südafrikaner festzusetzen. Doch die Abwesenheit von Captain Cane wog zu schwer. Zudem präsentierte sich Südafrika sich als robustes und kaum zu durchdringendes Bollwerk, auch verschoss Jordie Barrett einen Straftritt, der die Führung hätte bringen können.
So mögen die All Blacks das berühmteste Rugby-Team der Welt sein. Die Springboks sind längst ihre Nemesis. Nach 1995 haben sie nun auch ihren zweiten WM-Final gegen sie verloren.
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