Chuck Palahniuk teilt aus«Fight Club»-Autor: Das zensurierte Ende ist näher am Roman als der Film
Der Erfinder des Haudrauf-Vereins hat sich zur abgeänderten Filmfassung geäussert. Er prangert die Doppelmoral vieler China-Kritiker an.
Der Filmklassiker «Fight Club» hat in China ein neues Ende bekommen. Die apokalyptische Bombenanschlagsserie im Finanzdistrikt wird vereitelt, die Protagonisten werden verhaftet, die Polizei siegt. (Lesen Sie dazu: «Fight Club» hat in China ein neues Ende – um jetzt gewinnt der Staat.)
Nun hat sich Chuck Palahniuk zur zensurierten Fassung geäussert. Der Autor des gleichnamigen Romans findet das neue Ende «super» und «wunderbar», wie er nicht frei von Ironie auf Twitter schreibt. Sein Fazit: «In China kriegt jeder ein Happy End!»
Später doppelte er in seinem Newsletter nach: «Tyler und die Bande wurden alle verhaftet. Er wurde vor Gericht gestellt und in die Psychiatrie eingewiesen. Wie aufregend. Ich hatte ja keine Ahnung! Die Gerechtigkeit siegt immer. Nichts ist je explodiert. Ende.»
Im Gespräch mit TMZ sagte Palahniuk dann Überraschendes: «Die Chinesen haben den Film ein bisschen zurück zum Buch gebracht.» Das neue Ende sei näher am Roman als jenes im Film von Regisseur David Fincher.
Palahniuks Buch «Fight Club» endet damit, dass die Bomben wegen eines Fehlers nicht hochgehen, der Erzähler sich in den Kopf schiesst und in der Psychiatrie aufwacht. Im Gegensatz zur chinesischen Version gibt es aber Anzeichen, dass sein Plan, die moderne Zivilisation zu zerschlagen, doch noch aufgehen könnte.
«Kann nur China Sachen zensurieren?»
Medien aus der ganzen Welt berichteten in den letzten Tagen über die chinesische Zensur, viele Social-Media-Nutzer verurteilten sie scharf. Im Interview prangert Palahniuk die Doppelmoral an. Er sei in den USA seit langem immer wieder mit ähnlichen Eingriffen konfrontiert, sagte der Autor.
So seien alle seine Bücher in texanischen Gefängnissen nicht erhältlich, ebenso in vielen öffentlichen und privaten Schulen im Land. «Ist das auch Zensur? Oder kann nur China Sachen zensurieren?», fragte er auf Twitter den texanischen Senator Ted Cruz, der sich im Kurznachrichtendienst zur abgeänderten Filmfassung geäussert hatte.
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Laut Palahniuk hatten mehrere seiner Verleger im Ausland Änderungen am Buch vornehmen lassen und dessen Ende an den Film angeglichen. «Ich beschäftige mich also seit 25 Jahren mit dieser Art von Überarbeitung.»
Das Problem mit der Minibar-Rechnung
Im Gegensatz zu anderen verfilmten Romanen fand Palahniuks Buch nie das ganz grosse Publikum. Vor der Veröffentlichung des Films war es nur Insidern bekannt. Die erste Auflage hatte laut «Spiegel» 5000 Exemplare. Es dauerte Jahre, bis sie verkauft waren.
Bei der ersten Lesereise seien nie mehr als drei Leute anwesend gewesen, erinnert sich Palahniuk. «Die Buchverkäufe deckten nicht mal die Kosten für die Minibar-Getränke auf meinem Hotelzimmer.»
nlu
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