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Meinung

Pro und Kontra
Soll der Laptop mit in die Ferien?

Pro Kontra Laptop Ferien
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BotTalk

Ja. Ich möchte einen Bildschirm, der diesen Namen verdient.

Nina Kobelt

Ich verstehe die Frage nicht ganz: Ob der Laptop ins Feriengepäck gehört? Warum denn nicht? 

Ich, eine äusserst analoge Person, die stets Papieragenda und Notizbuch in der Handtasche herumschleppt sowie mindestens einen Roman, habe mich arrangiert. Wenn das Leben schon von Computern abhängig ist, möchte ich, dass das auf einem Gerät passiert mit einem Bildschirm, der den Namen verdient. Und nicht einem Handy, das ich mittels Schnur wie ein Teenager um den Hals tragen muss, weil es mir zu gern herunterfällt.

Solcherlei Probleme bereitet der Laptop nicht. Gut, einmal ist mir auf dem Campingtisch eine Plastiktasse mit heissem Tee umgekippt, das Getränk hat sich kunstvoll auf der Tastatur verteilt, während ich ins Zelt hechtete, um eine Packung Maggia-Reis zu suchen, in der ich das Gerät sogleich ertränkte (erfolglos, es war futsch). Und ja: Sand, Meerwasser, direkte Sonneneinstrahlung – alles Gift für den Laptop. Dafür gibt es Hüllen.

Ein Gefühl von Freiheit

Und die Arbeit? Mache ich unsichtbar oder vergesse sie einfach. Klar lese ich anfangs noch Mails und stöbere in den Teamchats, ich bin ja kein Übermensch. Meist schwimmen die Gedanken an Sitzungen, unbeendete Projekte und allerlei unnötige Sorgen aber selber davon – mit den Wellen, die ich mit dem Stand-up-Paddle verursache. Wenn nicht, lösche ich entsprechende Büroprogramme – reinstalliert sind sie schnell wieder.

Den Laptop brauche ich trotzdem: Was, wenn ich plötzlich Fotojahrbücher der letzten Jahre erstellen will? Ein Zugticket ins Ausland lösen muss? Einen Museumseintritt? Tagebuch schreiben möchte (von Hand sehr mühsam)? Nemo beim ESC gewinnt? 

Und das geht alles doch auch auf dem Handy oder dem iPad, wenn wir schon dabei sind, sagen Sie? Nein. Meine Daumen krümmen sich bereits komisch wegen des ständigen Getippes, und Nemos Show zu «The Code» auf einem Minibildschirm, um Himmels willen.

Ein Laptop verleiht mir das Gefühl von Freiheit. Nichts muss (wie im Arbeitsalltag), kann aber.

Nein. Schon heute spielt der Job zu oft in die Freizeit hinein.

Christopher Gilb

Nur einmal habe ich meinen Laptop in die Ferien mitgenommen. Die Pandemie grassierte immer noch, und wir verbrachten ein paar Tage auf einer Insel in der Karibik. Um überhaupt zurückfliegen zu können, musste ich vor Ort einen Corona-Test absolvieren. Wäre dieser positiv ausgefallen, hätte dies Quarantäne für mich bedeutet. Mein Plan war – falls dies passieren würde – zu arbeiten. Alles andere hätte ich meinem Arbeitgeber gegenüber unfair gefunden.

Sonst aber hat der Laptop in den Ferien nichts zu suchen. Schon heute spielt der Job zu oft in die Freizeit hinein. Push-Mitteilungen von geschäftlichen Apps erscheinen auf dem Handy, ist man per Mail nicht erreichbar, erhält man auch mal eine Nachricht per Whatsapp: «Kannst du nicht noch …» Man müsse ja nur schnell den Laptop aufklappen, und schon sei es erledigt.

Mit dem Laptop funktioniert Abschalten nie

Umso wichtiger ist es, gerade in den Ferien die Nerven zu schonen. Bei mir werden alle Push-Mitteilungen deaktiviert und der Laptop daheim gelassen. Was man in den Ferien an Informationstechnik braucht, bieten auch Handy und E-Reader. Dies aber zu lernen, hat auch mich einige Zeit gekostet. Früher habe ich in den Ferien auf geschäftliche Mails reagiert. Und gedacht: Was erledigt ist, ist erledigt. Mit der Konsequenz, dass eine Antwort mit Rückfrage zurückkam, auf die ich erneut reagieren musste. So funktioniert Abschalten nie.

Jemand hat mir dazu mal eine wichtige Erkenntnis mit auf den Weg gegeben: Jeder ist ersetzbar. Sogar Journalisten. Und schreibt man selbst die «Knaller-Story» gerade nicht, weil man eben Ferien hat, wird sich sicher ein anderer dafür finden. Ganz bestimmt.