Schnee und NiederlageFCZ-Fans verhindern den Spielabbruch
Für die Spieler ist die Partie zwischen dem FC Zürich und dem FC St. Gallen nach sechs Minuten eigentlich beendet. Dann greifen die Fans zur Schaufel. Der FCZ verliert Punkte im Kampf um Europa.
Dass Fussballfans für einen Spielabbruch verantwortlich sind? Kommt leider vor. Dass Fans einen Spielabbruch verhindern? Seit diesem Sonntag im Letzigrund weiss man: Ja, das gibt es auch. Erst protestieren rund 2000 Anhänger des FC Zürich am Hauptbahnhof dagegen, dass das Sicherheitsdepartement der Stadt ihre Stehplätze für das Spiel gegen den FC St. Gallen gesperrt hat.
Dann sind die meisten von ihnen trotzdem mit Tickets für andere Sektoren im Stadion. Und schliesslich rennen plötzlich Leute aus der Kurve aufs Spielfeld – und niemand hindert sie daran. Im Gegenteil, sie sind sogar von den Sicherheitschefs des Stadions und des FC Zürich eingeladen worden, ihre Energie für einmal auf dem Rasen einzusetzen.
Zentimetertief liegt dort der Schnee. Kurz vor Anpfiff hat es zu schneien begonnen, die eifrigen Menschen des Stadiondiensts mit ihren Wärmebläsern haben keine Chance.
Es ist schon überraschend, dass Schiedsrichter Lionel Tschudi das Spiel unter diesen Umständen überhaupt anpfeift. Nach sechs Minuten Rutschpartie und Stolperei sieht er seinen Fehler ein und schickt die Teams wieder in die Kabinen.
Und dort wird der Nachmittag eigentlich für beendet erklärt. Den Spielern wird in den Katakomben gesagt, dass nur noch etwas gewartet wird, damit die Lage im Stadion nicht unruhig wird. Aber dann sind da plötzlich all diese eifrigen Helferinnen und Helfer auf dem Platz und räumen. Irgendwann wird Schneeschaufelknappheit ausgerufen. Und nach rund einer halben Stunden heisst es tatsächlich: Weiterspielen statt Abbruch.
«Wir Spieler waren überrascht», erzählt FCZ-Captain Yanick Brecher nach dem Spiel. Der St. Galler Jordi Quintilla sagt: «Wir haben schon überlegt, ob wir das Spiel wohl am Donnerstag oder am Samstag nachholen.»
Misere im Angriff
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es danach die St. Galler sind, die von der Zürcher Schaufelei profitieren. Willem Geubbels ist der einzige Torschütze des Nachmittags, der den St. Gallern den Sieg schenkt.
Es ist keine schöne Partie, die sich die beiden Teams liefern. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Spieler erst mal mit der Überraschung zurechtkommen müssen, dass das Spiel tatsächlich stattfindet.
Vielleicht steht auch für beide zu viel auf dem Spiel. Es geht um Rang vier, es geht um die Chance, in der kommenden Saison vielleicht auf europäischem Parkett ein paar Millionen verdienen zu können. Je nach Ausgang des Cups muss dazu Rang vier oder fünf erreicht werden.
Es dürfte aber ebenso daran liegen, dass die beiden Mannschaften schon seit dem Jahreswechsel nicht auf dem Höhepunkt ihres Schaffens sind. Beim FCZ ist die Torproduktion in sich zusammengefallen. Noch 0,9 Goals gelingen den Zürchern im Jahr 2024 im Schnitt pro Partie.
Und keiner steht in diesem Spiel gegen St. Gallen so sehr für die Misere im Angriff wie Antonio Marchesano. Drei richtig gute Gelegenheiten hat die Zürcher Nummer 10. Einmal köpft er am Tor vorbei, einmal schlägt er über den Ball. Und als in der 37. Minute alle schon den Torschrei auf den Lippen haben, scheitert er an St. Gallens Goalie Lawrence Ati-Zigi. Es ist passend, dass es dann ausgerechnet Marchesano ist, der bei Geubbels’ Tor seinen Raum nicht richtig abdeckt.
Vor dem Spiel ruft FCZ-Co-Trainer Umberto Romano auf Blue Rang drei zum Minimalziel aus. Sehr zur Überraschung seines Präsidenten Ancillo Canepa. Aber vermutlich ist das bloss ein Versprecher. Die Zürcher wollen nach Europa – egal auf welchem Rang. Es ist ein genügend grosses Ziel für diese Mannschaft.
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Unterbruch
Der einzige richtige Entscheid, das Spiel wird unterbochen. Der Platz ist unbespielbar und nun wird versucht das Feld vom vielen Schnee zu befreien. Die Spieler sind in der Kabine verschwunden.
Ballfarbe
Früher hätte man einen Ball in Orange ausgepackt. Aber vielleicht hat der Ballsponsor der Liga keinen auf Lager? So wird also mit sehr weissem Ball auf sehr weissem Boden gespielt. Das könnte ein Spiel mit viel Slapstickeinlagen werden.
2’ Chaos pur
Ruiz landet das erste Mal auf dem Hosenboden, die Spieler bewegen sich wie auf Nadeln auf diesem Feld und der Ball rollt sehr willkürlich über den Boden.
Krasniqis Jubiläum
Er ist erst 22 Jahre jung und spielt heute schon sein 100. Spiel für den FC Zürich: Bledian Krasniqi. Ich habe ihn letzte Woche getroffen. Er hat mir unter anderem erzählt, warum er einer Basler Legende dankbar ist und was ihm Blerim Dzemaili im Hotelzimmer beigebracht hat. Das Portrait ist hier zu lesen.
Es geht los!
Das Spiel wurde angepfiffen! Der Ball ist auch weiss, ich sehe ihn kaum.
FCZ in Tarnfarben
Sehr clever vom FCZ: Er tritt ganz in Weiss an, ist auf dem Schneefeld also praktisch unsichtbar. Schwierige Ausgangslage für die St. Galler, die sich in ihrem Grün stark abheben vom strahlenden Weiss des Spielfelds.
Es geht gleich los
Der Platz scheint kaum bespielbar zu sein. Dennoch geht es hier wohl gleich los. Bin ja mal gespannt wie ein Fussballspiel auf diesem Feld aussehen soll.
Südkurve
Die meisten Kartenbesitzer:innen der Südkurve sind heute im Sektor A1. Das ist auf der Haupttribüne ganz rechts. Im Gästesektor haben sich rund 2000 Fans aus St. Gallen eingefunden. Und in der Südkurve hängt ein Banner mit einer Botschaft an die Konferenz der kantonalen Polizeidirektorinnen und Polizeidirektoren: «KKJPD & Co: Ois gaht de Schnuuf nie us.»
Schnee
Das ging jetzt aber schnell. Eben war noch alles grün. Aber eine Art Blizzard verwandelt den Letzigrund in einen Ort, an dem man auch gut Langlaufwettbewerbe durchführen könnte. Derzeit versuchen ein paar Heinzelfrauen und -Männer die Linien sichtbar zu machen, in dem sie den Schnee mit warmer Luft schmelzen lassen. Aber der Schnee fällt so dicht, dass es schon fast wieder weiss ist, wo sie vor fünf Minuten waren.
Ich frage mich spontan, ob da um 16:30 Uhr angepfiffen werden kann. Es schneit immer noch heftig. Der gesamte Rasen ist weiss.
Protestmarsch vom Bahnhofplatz zum Letzigrund
Die Südkurve wurde vom städtischen Sicherheitsdepartement von Karin Rykart (Grüne) für das Spiel gegen St. Gallen gesperrt, weil es beim Spiel des FCZ in Genf vor dem Stadion zu Ausschreitungen gekommen ist. Ein Fan soll da beim Stadioneingang die Kontrolle verwehrt haben sagen die einen, das Vorgehen der im Stadion zuständigen Sicherheitsfirma sei aggresiv gewesen und der folgende Polizeieinsatz unverhältnismässig die anderen. Als Zeichen gegen die Schliessung der Kurve versammelten sich rund 2000 Südkurvler heute Mittag beim Bahnhofsplatz und marschierten gemeinsam zum Letzigrund. Die Fans der Südkurve haben sich mit Tickets in anderen Sektoren eingedeckt und werden damit dem Spiel trotzdem beiwohnen.
Die Aufstellung des FC St. Gallen
Die Ostschweizer müssen heute auf einige Spieler verzichten: Schmidt, Vallci und Witzig fehlen gesperrt, Fazliji, Möller und van der Venne sind verletzt. Für Vallci und Witzig in der Abwehr agieren heute Diaby und Okoroji, für Witzig auf dem linken Flügel spielt heute Toma.
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Die Aufstellung des FCZ
Der FCZ muss auf den verletzten Reichmuth verzichten. Ansonsten sind alle fit und das Trainerduo Ural/Romano präsentiert eine Startformation, die nur leicht von jener von letzter Woche abweicht. Einzige Veränderung: Boranijasevic statt Wallner auf der rechten Seite.
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Happy Bo im Rheinland
Der ehemalige FCZ-Trainer Bo Henriksen heuerte bekanntermassen in diesem Februar beim abstiegsbedrohten FSV Mainz 05 an – mit Erfolg. Wie der Däne in Deutschland ankommt erfahren Sie hier.
Die Ausgangslage
Der FC Zürich taumelt zuletzt in Richtung Aufstiegs-Gruppe. Ein Sieg aus den letzten sechs Spielen reichte, um sich in der oberen Tabellenhälfte zu halten. Vollends überzeugen konnten die Zürcher daher zuletzt nicht, vor allem auch in der Offensive ist der Wurm drin. Ein Goal erzielte das Team des Trainerduos Mural/Romano den letzten drei Spielen, dennoch wechselte das Trainerteam beim 0:1 gegen Lausanne die bisher erfolgreichsten Stürmer der Saison (Marchesano und Okita) aus und sorgten damit für erstaunen. Auch weil die Einwechslungen keinen neuen Schwung ins Spiel brachten. Man kann gespannt sein, wie experimentierfreudig die Zürcher heute sein werden.
Der FC St. Gallen hat den Torhunger zuletzt wieder gestillt. 11 Goals erzielten die Ostschweizer in den letzten drei Partien – ganze fünf waren es vergangenes Wochenende beim 5:1-Sieg gegen Yverdon. Es war der erste Sieg für das Team von Trainer Zeidler, nachdem es zuvor sechs Spiele in Serie sieglos blieb, davon aber auch viermal unentschieden spielte.
Hallo…
…und herzlich Willkommen zur Partie des FCZ gegen St. Gallen! Um 16.30 Uhr treffen die Zürcher auf ihren Tabellennachbarn.
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