«Fat Bear Week» in AlaskaWahl zum dicksten Braunbären von tödlicher Attacke überschattet
Im Katmai-Nationalpark wird endlich wieder der beste Lachsfresser gewählt. Doch kurz vor dem Start bringt ein tödlicher Zweikampf den Turnierbaum durcheinander.
Es ist wieder so weit: Bereits zum zehnten Mal veranstaltet der Katmai National Park im Südwesten von Alaska die «Fat Bear Week». Online können Besucher und Bären-Fans eine Woche lang die imposanten Tiere beobachten und für die dicksten Prachtexemplare stimmen. Der Gewinner wird am «Fat Bear»-Dienstag (8. Oktober) gekürt.
Ein tödliches Drama vor laufender Kamera überschattet jedoch diesmal den Auftakt der beliebten Wahl, die am Mittwoch startet. Auf einer Webcam entlang des Flusses, wo oft Dutzende Braunbären auf Futtersuche gehen, spielte sich am Montagmorgen (Ortszeit) ein bitterer Kampf zwischen einem Weibchen (Kennung 402) und einem Männchen (469) ab. Zu sehen war, wie sie minutenlang im Wasser miteinander ringen, sich beissen und mit ihren Krallen aufeinander losgehen. Nach einer Weile ist nur noch Exemplar 469 zu sehen, welcher die tote Bärin an Land zieht.
Nach dem unerwarteten Todesfall wurde die für Montag geplante Vorstellung der zwölf Anwärter um einen Tag verschoben. Am Wahlauftakt (Mittwoch) hält der Park aber fest.
Solche tödlichen Zweikämpfe zwischen erwachsenen Bären seien selten, sagt der Naturkundler Mike Fitz, sichtlich schockiert, in einem Videochat mit zwei Rangerinnen auf der «Fat Bear»-Webseite. Streitereien um die Fischgründe endeten meist schnell und nur mit kleinen Verletzungen. «Es ist schwierig, mit anzusehen, wie die Bärin um ihr Leben kämpft», pflichtet die Parkhüterin Naomi Boak bei. Bär 469 machte Anstalten, den Kadaver verzehren zu wollen. Die getötete Bärin war erstmals 2001 als Jungtier im Katmai-Park aufgefallen. Sie brachte mindestens achtmal Nachwuchs zur Welt und war zuletzt 2023 als Kandidatin bei der «Fat Bear»-Wahl im Rennen.
Titelverteidigerin schon fett in Form
Im vorigen Jahr hätten über elf Millionen Menschen den Bären via Webcam beim Lachsfressen in den Stromschnellen des Brooks-Flusses zugeschaut, erzählt Ranger Matt Johnson der Deutschen Presse-Agentur. «Sie lieben es einfach», begeistert sich der Park-Mitarbeiter. Fast 1,4 Millionen Juroren aus aller Welt gaben ihre Stimme bei dem Wettbewerb ab.
Dank ihren kolossalen Kurven setzte sich Braunbärin 128 Grazer letztes Jahr durch. Bei der Kür zum fettesten Pelztier des Katmai-Nationalparks holte sie in der Endrunde deutlich mehr Stimmen ab als das imposante Männchen Chunk. Das «gefrässige Mädchen» habe den «Kerl mit der Wampe» ausgestochen, resümierte die Parkverwaltung damals. Dieses Jahr hat Chunk allerdings mit geschätzten 550 Kilogramm Körpergewicht schon ein ordentliches Kampfgewicht angesammelt, auch das mächtige Exemplar 747 mit dem Spitznamen Jumbo Jet darf wieder auf eine Spitzenposition hoffen.
6000 Kalorien aus einem Lachs
Der «Fat Bear»-Wettstreit soll über das Ökosystem und den Lebensraum der über 2000 Braunbären in der Region informieren und auf Gefahren, etwa durch den Klimawandel, aufmerksam machen. Das Gebiet hat mit die grössten Braunbär- und Lachsbestände der Welt. Auf die kalorienreiche Kost sind die Pelztiere angewiesen, um mit diesen Fettreserven dann die monatelange Winterruhe, ohne zu fressen, zu überstehen. Dabei verlieren sie rund ein Drittel ihres Körpergewichts.
In diesem Jahr seien die Lachszüge leicht verspätet gekommen und die Fische seien etwas kleiner gewesen, sagt Matt Johnson. Zudem sei der Sommer recht warm gewesen. Steigende Wassertemperaturen könnten die Lachsbestände gefährden, warnt der Ranger.
Lachse sind wahre Kalorienbomben und damit für Braunbären der perfekte Leckerbissen. Otis, ein mehrmaliger «Fat Bear»-Champion, sei dabei beobachtet worden, wie er in gut fünf Stunden 42 Lachse verspeist habe, erzählt Johnson. Je nach Grösse könne ein Fisch bis zu 6000 Kalorien liefern.
Auf der Online-Plattform Explore.org werden bis nächste Woche täglich Bären zur Abstimmung präsentiert. Nach sechs Runden stehen sich im Finale dann nur noch zwei der ursprünglich zwölf Mitstreiter gegenüber.
DPA/SDA/fem
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