Kommentar zur Comedy-Audienz Komiker buckeln vor dem Papst
Über 100 der weltbesten Comedians waren zu Gast im Vatikan – darunter die Schweizerin Hazel Brugger – und niemand machte einen Witz: eine Bankrotterklärung.
Dafür lieben wir Komikerinnen und Komiker: dass ihnen nichts heilig ist und sie deshalb über alles und jeden ihre Witze machen. Aber plötzlich sitzen mehr als hundert Ausnahmecomedians beim Papst – und wirklich niemand von ihnen wagt es, einen Joke über Seine Heiligkeit zu machen.
Das erstaunt. Zum einen, weil Papst Franziskus sich nur kurz zuvor mit homophoben Sprüchen mal wieder unmöglich gemacht hat. Zum anderen, weil bei dem Papstbesuch vom Freitag einige der weltbesten Komikerinnen und Komiker dabei waren, die sonst niemanden schonen, darunter US-Grössen wie Whoopi Goldberg, Conan O’Brien, Stephen Colbert, Jimmy Fallon, Chris Rock.
Zustande gekommen ist die Audienz, weil Franziskus – gemäss Einladungsbrief – den «bemerkenswerten Einfluss» anerkennen will, «den die Kunst der Komödie in der Welt der zeitgenössischen Kultur hat».
Zu den vatikanreisenden Comedians gehörte auch Hazel Brugger, die lange Zeit völlig zu Recht als die böseste Frau der Schweiz galt.
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«Hat dich diese Begegnung verändert?», fragte Thomas Spitzer seine Ehefrau in der jüngsten Ausgabe ihres Podcasts. «Zu 100 Prozent», antwortete Brugger. Das war offenbar ganz ohne Ironie gemeint, denn auch im weiteren Verlauf des Podcasts gab es von Brugger keinen Hauch von Kritik am Papst und der katholischen Kirche.
Die Comedians, die sich sonst so kritisch geben und gerne gegen Mächtige wie Trump und Co. austeilen, verspielten mit ihrer Zahnlosigkeit in Rom leichtfertig ein grosses Stück ihrer Glaubwürdigkeit. Warum, ist nicht ganz klar, entweder aus falscher Ehrfurcht – oder aus Eitelkeit: Offenbar sind wir so wichtig, dass sogar der Papst sich Zeit für uns nimmt. So dachten die Comedians vielleicht.
Aber das war ein Irrtum. Nicht zuletzt angesichts all der Missstände und Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, die Franziskus natürlich mit seiner Humoroffensive gern überdecken möchte. Damit war er nun erfolgreich – dank der buckelnden Komikerinnen und Komiker, die dem Papst in devoter Ergebenheit zu Fotos und Videos verhalfen, die nun um die Welt gehen.
Gemessen am Anspruch, dass sie mit ihren Witzen niemanden schonen, kommt das für die Comedians einer kollektiven Bankrotterklärung gleich.
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