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Neue Ermittlungen drohen
Ex-Mitarbeiter schwärzt Credit Suisse wegen Steuervergehen an

Das Hauptgebäude der Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz, wo die nicht enden wollende Skandalserie Hektik auslöst.
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Mitten in der Affäre um die Pleite der Finanzboutique Greensill kocht bei der Credit Suisse ein alter Skandal wieder hoch: Ein ehemaliger Bankmitarbeiter hat sich über einen Anwalt an das US-Justizministerium und die US-Steuerbehörden gewandt mit der Behauptung, die Grossbank hätte auch nach ihrer strafrechtlichen Einigung mit den US-Behörden von Mai 2014 weiterhin US-Kunden dabei geholfen, Gelder zu verstecken.

Mit diesem Vorwurf hat sich Jeffrey Neiman, der Anwalt des ehemaligen Credit-Suisse-Angestellten, an verschiedene Medien wie «Bloomberg» und die «New York Times» gewandt, welche die Story aufgriffen.

Die Vorwürfe selbst sind dabei nicht neu; der Ex-Bankmitarbeiter hatte sie bereits 2014 erhoben. Ein Tipp von ihm führte später tatsächlich dazu, dass 2017 der US-Wirtschaftsprofessor Dan Horsky zu sieben Monaten Haft wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde.

Bank gibt sich wortkarg

Bis heute ist aber nicht bekannt, ob die US-Justiz auch gegen die Grossbank in diesem Zusammenhang ermittelt. Ein Banksprecher erklärt dazu lediglich: «Nach unserem Vergleich im Jahr 2014 hat die Credit Suisse umfassend mit den US-Behörden kooperiert und wird dies auch weiterhin tun.»

«Mein Klient hat klar dargelegt, dass die Kooperation der Bank eine Farce war.»

Jeffrey Neiman, Anwalt eines Ex-Mitarbeiters der Credit Suisse

Warum kocht der Schwarzgeldvorwurf ausgerechnet jetzt wieder hoch? Der Anwalt des Tippgebers, Jeffrey Neiman, erklärte gegenüber der «New York Times», dass sein Klient den Behörden zusätzliche Informationen vorlege, weil in Washington nun eine neue Regierung am Ruder sei und er jetzt hoffe, dass diese den Fall aufnehme.

«Mein Klient hat klar dargelegt, dass die Kooperation der Bank eine Farce war. Über sieben Jahre hat das US-Justizministerium und das IRS (die US-Steuerbehörde, die Red.) Informationen erhalten, dass die Bank weiterhin Amerikanern systematisch dabei hilft, undeklarierte Konten zu verbergen», schrieb Jeffrey Neiman auf Anfrage dieser Zeitung. Details nannte er nicht.

Eine bedrohliche Lage für die CS

Sollte die US-Justiz tatsächlich den Fall aufgreifen, wäre das für die Grossbank das Worst-Case-Szenario. Allein das Bekanntwerden etwaiger neuer Ermittlungen in den USA würde den Aktienkurs unter neuen Druck setzen.

«Es ist von aussen extrem schwer einzuschätzen, ob dieser Fall für die Credit Suisse noch Folgen haben könnte», sagt Andreas Venditti, Analyst der Privatbank Vontobel. «Wenn der Whistleblower wirklich neue Fakten hat, warum präsentiert er sie erst jetzt?»

Haftstrafe für US-Kunden

Im Mai 2014 hatte sich die Credit Suisse schuldig bekannt, US-Kunden im grossen Stil beim Verstecken ihrer Gelder geholfen zu haben. Im Zuge dieser Einigung willigte sie in eine Busse von 2,6 Milliarden Dollar ein. Die US-Justiz schickte der Grossbank den US-Anwalt Neil Barofsky als Aufpasser ins Haus, der die Umsetzung der Einigung überwachte. Im Herbst 2018 räumte er sein Pult. Neue Verfehlungen waren nicht bekannt geworden.

Der ehemalige Credit-Suisse-Mitarbeiter hatte sich bereits kurz nach der Einigung der Grossbank mit der US-Justiz über seinen Anwalt an die US-Behörden gewandt; das war im Juli 2014. Als Beleg dafür, dass die Grossbank weitere US-Steuersünder schütze, nannte er damals einen Kundennamen: Dan Horsky, einen pensionierten Wirtschaftsprofessor, der mit Beteiligungsgeschäften ein Vermögen von zeitweise 200 Millionen Dollar angehäuft hatte und das er mithilfe von Banken vor dem Fiskus versteckt hielt. Der israelisch-amerikanische Doppelbürger wurde damals vom Israel-Desk der Credit Suisse betreut.

2015 bekannte sich Horsky schuldig und kooperierte seinerseits mit den US-Behörden. 2017 wurde er zu einer Haftstrafe von sieben Monaten und einer Millionenbusse verurteilt.

Fünf Credit-Suisse-Banker mussten gehen

Laut einem Bericht des «Wall Street Journals» hatten im Zuge der Ermittlungen gegen Horsky die US-Behörden Ende 2015 bei der Grossbank angeklopft und waren bei Chefjurist Romeo Cerutti vorstellig geworden. Die US-Ermittler hatten demzufolge Kunden und Vorgänge rund um den Israel-Desk der Grossbank im Visier. Laut dem Bericht wies die US-Justiz aber Cerutti an, nichts zu unternehmen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

2016 informierten die US-Behörden die Grossbank vollständig über die Ermittlungen. Im Zuge dessen trennte sich die Grossbank von fünf Mitarbeitenden des Israel-Desks, unter anderem von einem Senior Manager. Soweit bekannt, hatten die damaligen Ermittlungen für die Credit Suisse selbst aber keine Folgen.

Nun behauptet der Tippgeber über seinen Anwalt, er könne weitere Namen von US-Kunden nennen, die via Credit Suisse ihre Gelder versteckt hätten. Sollte er recht haben und die US-Justiz tatsächlich eine neue Busse gegen die Grossbank verhängen, könnte sich dies für den Tippgeber lohnen. Denn laut US-Recht bekommen Whistleblower bis zu 30 Prozent der Bussen als Belohnung für ihre Informationen.