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Meinung

Analyse zur Währungsparität
Euro und Dollar sind jetzt gleich viel wert: Was bedeutet das?

Dollar- und Euro-Banknoten: Am Dienstagmittag war ein Euro nur noch gleich viel wert wie ein Dollar.
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1 Euro = 1 Dollar: Das Erreichen der Parität hat sich seit längerem abgezeichnet, steht doch die Währung schon seit einem Jahr unter Druck. Auch gegenüber dem Franken befindet sich der Euro auf einem Jahrestief.

Ein schwacher Euro könnte der Exportindustrie in den EU-Ländern helfen. Aber es ist kein gutes Zeichen für den Euroraum. 

Denn es sind die wachsenden Rezessionsängste, die dem Euro zusetzen. Wegen routinemässiger Wartungsarbeiten wurden die Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 unterbrochen. Das hat Befürchtungen Auftrieb gegeben, Russland könnte die Gaslieferungen in den Westen ganz einstellen. Sollte der Kreml den Gashahn tatsächlich zudrehen, wäre eine Rezession unvermeidlich. 

Am Dienstagmorgen veröffentlichte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Finanzanalysten und institutionellen Anlegern. Dabei fielen die Konjunkturerwartungen für Deutschland im Juli überraschend deutlich aus. Der ZEW-Index liegt nur noch knapp über seinem Allzeittief in der Finanzkrise 2008. Er gehört zu den wichtigsten Konjunktur- und Kapitalmarktindikatoren.

Der Kurszerfall könnte sich fortsetzen

Das Erreichen der Währungsparität reflektiert aber nicht nur die Schwäche des Euro, sondern auch die Stärke des Dollars. Die US-amerikanische Währung legt zu fast allen wichtigen Währungen zu. Auch gegenüber dem Franken hat sie seit Anfang Jahr 8 Prozent an Wert gewonnen.

Der Euro-Dollar-Kurs hat am Dienstagmittag eine symbolträchtige Schwelle erreicht: 1 Euro gleich 1 Dollar. So billig war die europäische Einheitswährung seit fast zwanzig Jahren nicht mehr. Und der Kurszerfall könnte weitergehen.

Die USA dienen als Zufluchtsort

Wie die Eurozone leiden die USA unter Inflationsraten von deutlich über 8 Prozent. Die Zentralbanken haben zu lange zugewartet, mit Leitzinserhöhung die Teuerung zu drosseln.

Aber im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank hat die US-Notenbank das Steuer kräftig herumgerissen. Nachdem sie im März den Leitzins ein erstes Mal erhöht hatte, setzte sie ihn im Mai gleich um ein halbes Prozent höher. Überdies hat sie weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt und mit dem Abbau ihrer Bestände an Staatsanleihen und Hypothekenpapieren begonnen. Das verleiht dem Dollar Auftrieb.

Der Dollar steigt auch darum, weil er in Krisen als Fluchtwährung funktioniert. Die Nachfrage nach US-Staatsanleihen steigt, weil die Anleger die traditionell als Zufluchtsorte geltenden Vermögenswerte suchen.

Während die US-Notenbank ihre Bereitschaft zeigt, notfalls auch eine Rezession zu riskieren, um die Inflation zu brechen, reagiert die Europäische Zentralbank zögerlich. Das liegt einerseits an der schwächeren Konjunktur und den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, andererseits an der Befürchtung, höhere Zinsen könnten in den hoch verschuldeten Mitgliedstaaten wie Italien eine neue Schuldenkrise auslösen.

Starker Dollar kann verschuldete Länder in den Abgrund reissen

Die Euro-Dollar-Parität hat Auswirkungen weit über die USA und Europa hinaus. Der starke Dollar erhöht die Risiken für die Weltwirtschaft. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind in Dollars verschuldet; manche werden Mühe haben, Zinsen zu leisten oder Schulden zurückzuzahlen.

Zum Krieg in der Ukraine, zu Inflation, Nahrungsmittelengpässen und Rezessionsgefahr kommen also auch noch drohende Schuldenkrisen hinzu.