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Letzter EM-Test
Wäre die Offensive bloss so gut wie die Defensive

Kann mit den Offensivbemühungen seines Teams noch nicht zufrieden sein: Captain Granit Xhaka (Mitte).

Ein paar Zuschauer im St. Galler Kybunpark werden auf einmal übermütig. «Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin», singen sie, als das Spiel der Schweiz gegen Österreich dem Ende entgegen geht. Berlin dient ihnen als Anspielung auf den Ort, an dem am 14. Juli der EM-Final stattfindet.

1:1 steht es eine Viertelstunde vor Schluss, bei diesem 1:1 bleibt es. Das Resultat passt zu diesem letzten Test der Schweizer vor der Europameisterschaft, die für sie kommenden Samstag in Köln mit dem Match gegen Ungarn beginnt. Granit Xhaka gelingt ein speziell formuliertes Fazit: «Ich bin überzeugt, dass es hoffentlich gut kommt.»

Hinter der Schweiz liegt ein Match der zwei Halbzeiten. Zuerst ist sie besser und Österreich trotz eines frühen Führungstores richtig schlecht. Dann verschwindet sie in der Offensive endgültig vom Radar, Österreich ist jetzt dominant und hat diese eine Chance zum Siegtreffer, die Gregoritsch allein vor dem Schweizer Tor allerdings vergibt.

Xhaka und Kollegen halten sich hinterher am Positiven fest, das sie gerade vor der Pause ausgemacht haben. Dass die Defensive stabil steht, das betonen sie alle, «wir sind sehr gut organisiert», sagt etwa der Captain, «das hat Hand und Fuss». Eine Woche vor der EM ist das unbestritten. In den vier Tests in diesem Jahr hat die Mannschaft nur ein Tor zugelassen. Yann Sommer ist als Goalie so gesetzt wie Manuel Akanji und Ricardo Rodriguez in der Dreierkette, Nico Elvedi oder Fabian Schär komplettiert sie.

Davor bilden Granit Xhaka und Remo Freuler das Zentrum im Mittelfeld. Während Freuler die Rolle des unauffälligen Adjutanten besetzt, ist Xhaka der Herrscher über die Szenerie. In den 76 Minuten bis zu seiner Auswechslung verzeichnet er 98 Ballkontakte, so viele wie keiner sonst auf dem Platz. Er ist fit und bei bester Laune, selbst nach einer Saison mit 50 Einsätzen für Bayer Leverkusen und jetzt auch schon 10 fürs Nationalteam.

Dan Ndoye als Beispiel für die Schwächen im Angriff

Auf der rechten Seite ist Silvan Widmers Position ungefährdet. Er ist diesmal auf dem Weg nach vorne besonders gefordert, weil Ruben Vargas, sein Partner vor ihm, herzlich wenig zustande bringt. Und mit Vargas beginnt das Problem, mit dem sich die Schweizer eben weiterhin herumschlagen: Das ist ihr Offensivspiel.

Xhaka berichtet von Schwächen «im letzten Drittel» des Platzes, von fehlender Konzentration, von Ballannahmen und letzte Pässen, die «nicht top» gewesen sein. Er erklärt das mit der Jugend der Spieler, die auf diesem Niveau Zeit zum Reifen brauchen würden. Freundlich umdribbelt er die Feststellung, dass es auch eine Frage der Klasse ist.

Nehmen wir als Beispiel Dan Ndoye, mit welcher Streuung er die Bälle spielt, wie wenig Profit er auf der linken Seite im Mittelfeld aus seiner Schnelligkeit erzielt. Nach acht Minuten verzeichnet er schon drei Fehlpässe, darunter diesen einen, der nach fünf Minuten zum Rückstand führt. Christoph Baumgartner setzt aus der eigenen Platzhälfte zum Sprint an, überläuft Elvedi, lässt auch Freuler schlecht aussehen und bezwingt Sommer schliesslich problemlos.

Von Zeki Amdouni im Sturmzentrum ist keine Szene in bleibender Erinnerung, höchstens seine etlichen schlechten Ballannahmen. Als Akanji einmal einen 50-m-Ball nach vorne schlägt, steht nicht Amdouni da, sondern Widmer, der rechte Aussenläufer.

Es ist kein Zufall, dass es ebendieser Widmer ist, der sich als Torschütze auszeichnet. Vargas hat seinen besten Moment, als er einmal auf die linke Seite ausweicht, seinen Schuss aus kurzer Distanz lässt Heinz Lindner, der Goalie mit langer Schweizer Vergangenheit, ungeschickt nach vorne abprallen, und Widmer steht bereit, um im Stil des Mittelstürmers den Ball aus drei Metern ins Tor zu schieben.

Eine heikle Personalie namens Xherdan Shaqiri

Steven Zuber hat bei allem Bemühen nicht mehr die Wirkung wie am Dienstag gegen Estland, allerdings war das auch ein inferiorer Testpartner. Kwadwo Duah sitzt 90 Minuten auf der Bank, Noah Okafor ist nach seiner Einwechslung wirkungslos. Und da ist noch die Personalie Xherdan Shaqiri.

So wie er sich in St. Gallen während der letzten gut zwanzig Minuten vorstellt, ist er weit von der Verfassung entfernt, um Ansprüchen auf höchstem Niveau zu genügen. Die Frage ist nun, ob die paar Tage bis kommenden Samstag reichen, um die Versäumnisse in seiner täglichen Arbeit im fernen Chicago wettzumachen. Zweifel sind angebracht.

Breel Embolo sitzt auch im Stadion, allerdings nur auf der Tribüne. Den Grossteil der Saison mit Monaco verpasste er wegen eines Kreuzbandrisses, und kaum hatte er wenigstens noch fünf Teileinsätze, hat er sich Mitte Mai ein muskuläres Problem eingehandelt. Seither ist er zum Stürmer mutiert, auf dem gar viele Hoffnungen lasten, er möge mit seiner Wucht und Dynamik das grosse Problem dieser Mannschaft lösen.

«Wir haben genug Qualität», übt sich Xhaka trotz allem in Optimismus und erinnert daran, dass ja auch die Mittelfeldspieler einmal ein Tor erzielen könnten. Sein Schlusssatz heisst: «Wir werden das gemeinsam schaffen.»

Schweiz

Schweiz

1 : 1
Österreich

Österreich

-4. Minute

Vorfreude

Gleich geht es los. Und ja, ich freue mich auf dieses Spiel. Häufig sind Testspiele der Schweizer Nationalmannschaft so angenehm wie eine Wurzelbehandlung. Aber jetzt, eine Woche vor dem EM-Start, zuhause in St. Gallen und gegen Österreich? Da können es sich die Schweizer eigentlich gar nicht erlauben, die Partie auf einer Pobacke absolvieren zu können, wie das zum Beispiel vor der WM 2022 bei einem absurden Spiel gegen Ghana zur Mittagszeit in Abu Dhabi der Fall war.

Und wer weiss? Vielleicht finden die Schweizer heute ja sogar noch jemanden, der in Deutschland die Tore schiessen wird. Die Bilanz von Zeki Amdouni liest sich ja schon mal nicht so schlecht: 7 Tore in 14 Einsätzen.

Die Worte des Trainers

epa11397944 Switzerland's head coach Murat Yakin greets the fans prior to the international friendly soccer match between Switzerland and Austria, in St. Gallen, Switzerland, 08 June 2024.  EPA/PETER KLAUNZER

Das sagt Murat Yakin vor dem Anpfiff auf SRF:

«Wir haben in der Offensive verschiedene Optionen. Darum sollen andere die Chance bekommen, sich zu zeigen. Wir haben heute frische Kräfte mit Zeki Amdouni und Ruben Vargas, die wir heute mal von Anfang an sehen wollen. Steven Zuber weiss, wie man ein Turnier spielt. Es passt in dieser Konstellation.

Österreich hat heute einige Wechsel. Das wird die Spielweise aber nicht verändern. Das wird das vertikale Tempospiel sein. Wir werden sehen, wie wir uns aus ihrem Pressing lösen können und wie wir zu unseren Chancen kommen werden. In der Aufbauphase haben wir Spieler, die die Ruhe am Ball haben. Aber wir wollen selber auch schnell vertikal spielen.

Wir wollen unser gewohntes Spiel durchziehen. Dominant sein. Aber wir wollen auch die Gefahrenzone besetzen. Und die Präzision ist heute auch wichtig.»

Schweizer Aufstellung

Es wird erwartet, dass die Schweizer heute mit den elf Spielern beginnen, die auch in einer Woche gegen Ungarn anfangen werden. Das sind schlechte Neuigkeiten für Xherdan Shaqiri. Er ist der grosse Name, der in der heutigen Startaufstellung fehlt.

Ebenfalls nicht dabei ist Fabian Schär. Das muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass er auch gegen Ungarn draussen sitzen wird. Der Innenverteidiger von Newcastle United wurde zuletzt angeschlagen ausgewechselt und wird heute geschont. Für ihn rückt im Vergleich zum Spiel gegen Estland Ricardo Rodriguez ins Team. Für die Partie gegen Ungarn wird sich Nationaltrainer Murat Yakin aber eher zwischen Schär und Nico Elvedi entscheiden, der heute wieder neben dem als Stammspieler gesetzten Manuel Akanji beginnt.

Im Sturm beginnt Zeki Amdouni anstelle von Kwadwo Duah. Ruben Vargas kommt für Shaqiri in die Startformation. Steven Zuber behält also seinen Platz, nachdem er erst gegen Estland sein Comeback nach einem Jahr Pause im Nationalteam gegeben hat. Und im Tor steht natürlich wieder Yann Sommer und nicht Yvon Mvogo.

Aufstellung der Österreicher

Österreich muss auf die Verletzten Sasa Kalajdzic, Xaver Schlager und vor allem Captain David Alaba verzichten. Trotzdem ist das Team unter Trainer Ralph Rangnick in guter Form. Die letzten sechs Spiele wurden allesamt gewonnen.

Unter dem Deutschen spielt Österreich einen intensiven Fussball, mit dem die Gegner von Anfang an unter Druck gesetzt werden. Umschaltmomente und Pressing haben schon immer Rangnicks Philosophie entsprochen. Wie wichtig ihm gerade ein guter Start ist, wird durch das 1:0 unterstrichen, das Stephan Baumgartner im März gegen die Slowakei geschossen hat: 6,3 Sekunden nach Anpfiff war der Ball im Tor des Gegners – Weltrekord für ein Länderspiel.

Im Tor der Österreicher steht ein alter Bekannter: Heinz Lindner, der in der Schweiz schon für die Grasshoppers, den FC Basel und den FC Sion gespielt hat. Der Dortmunder Marcel Sabitzer wird geschont.

Willkommen

Schön, dass Sie heute den letzten Test der Schweizer vor der EM-Endrunde bei uns verfolgen. Natürlich ist das Resultat heute eigentlich unwichtig. Und doch ist das Spiel gegen die Österreicher ein Gradmesser dafür, wie gut die Schweiz auf das Turnier vorbereitet ist.

Mein Name ist Florian Raz, ich werde heute den Ticker besorgen. Nach dem Spielschluss wird Thomas Schifferle den ausführlichen Matchbericht liefern.