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Meinung

Wegen Herkunft beleidigt
«Es wird sich nie ändern!» Granit Xhaka wehrt sich gegen Online-Hass

Granit Xhaka und die Schweiz hatten einen schweren Stand gegen Tschechien.
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Granit Xhaka braucht nur einen Satz, um seine Gefühlslage zu beschreiben. «Es wird sich nie ändern!!!!», schreibt er auf Instagram.

In der Nacht nach dem Spiel in Tschechien, diesem 1:2 zum Start in die Nations League, hat er einen Onlinekommentar gelesen. Und darin steht: «Ach, was waren das noch Zeiten als die Natispieler noch Suter, Egli, Wehrli, Sulser usw. geheissen haben. Heute Okafor, Sow, zhaka, Shaquiri… Wer als Schweizer soll sich damit noch identifizieren? Ich nicht.»

Der Tweet, auf den Xhaka reagiert hat.

Eigentlich müsste sich Xhaka nicht angesprochen fühlen. Der Wutbürger bringt es bei weiteren sprachlichen Ungereimtheiten nicht einmal fertig, seinen Namen richtig zu schreiben, wie auch den von Xherdan Shaqiri und Alain Sutter nicht. Aber Xhaka ist getroffen von so viel Fremdenfeindlichkeit, die erschreckenderweise den Weg nach draussen gefunden hat und von keiner redaktionellen Qualitätskontrolle gestoppt worden ist. Inzwischen hat sich der «Blick» entschuldigt und den Kommentar entfernt.

Trotzdem: Was vom Kommentar zu halten ist, stellt Pierluigi Tami klar. Der Direktor der Nationalteams bezeichnet ihn als «niederträchtig und verletzend». Das stimme traurig und tue weh, sagt er. Und erwähnt auch den Stolz, mit dem jeder einzelne Spieler für sein Land spiele.

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Die Identifikation Xhakas

Die Diskussion um Identifikation und Integration sollte eigentlich längst erledigt sein im Fall gerade von Xhaka und auch von Shaqiri. Die beiden, der Captain und der aktuelle beste Torschütze, haben ausreichend bewiesen, was sie für die Schweiz empfinden. Xhaka hat 101 Länderspiele bestritten, Shaqiri 103, sie sind auf dem Weg zu nationalen Rekordzahlen. Sie waren seit 2010 zusammen an neun Endrunden mit der Schweiz dabei, dreimal erreichten sie einen Achtelfinal, letzten Sommer den Viertelfinal der EM.

«Respekt und Toleranz sind gelebte Grundwerte im SFV, die wir auch von allen Zuschauern und Fans verlangen», hält Direktor Tami fest. Der SFV, der Schweizerische Fussballverband, stellte sich bei diesem Thema allerdings selbst einmal ins Abseits. Das war nach dem Ausscheiden bei der WM 2018 in Russland, als der damalige Generalsekretär Alex Miescher laut fragte: «Wollen wir Doppelbürger?»

Xhaka reagierte umgehend. Er entnahm den Aussagen von Miescher, dass er Doppelbürgern nicht zutraue, für die Schweiz im Fussball an die Grenzen zu gehen. Er wertete sie als «Steinzeitkommentare». In der Nacht auf Freitag ist die Steinzeit kurzfristig zurückgekehrt. Dabei sollten sich alle daran erinnern, wie Ottmar Hitzfeld einmal den Erfolg der Schweizer Nationalmannschaft erklärte. Sie sei «dank der Secondos so gut», sagte der frühere Nationaltrainer, «sie kennen keine Furcht, sie tragen den unbändigen Siegeswillen durch ihre Mentalität in sich».

Mit dem Deutschen Hitzfeld lieferte die Schweiz an der WM 2014 Argentinien im Achtelfinal einen heroischen Kampf. Mit dem im heutigen Bosnien-Herzegowina geborenen Vladimir Petkovic war sie dreimal in Folge mindestens in einem Achtelfinal. Mit dem türkisch-stämmigen Murat Yakin qualifizierte sie sich für die WM in Katar, diese WM ist ihre neunte Teilnahme an einer Endrunde seit 2004. Nur einmal fehlte sie seither bei einem Turnier.

Auf dem Weg zur gefeierten Viertelfinal-Qualifikation im vergangenen Sommer erzielten Breel Embolo, Haris Seferovic, Xherdan Shaqiri und Mario Gavranovic alle sieben Tore. Embolo: Wurzeln in Kamerun; Seferovic: Bosnien-Herzegowina; Shaqiri: Kosovo; Gavranovic: Kroatien. Auch im Viertelfinal gegen Spanien traf einer von ihnen, Shaqiri mit seinem insgesamt dritten Goal an diesem Turnier. Kein Schweizer ist an einer Endrunde erfolgreicher gewesen als er.

Die Antwort in Portugal

Xhaka machte am Donnerstag gewiss nicht sein bestes Länderspiel. Vor der Pause war er unsichtbar, nachher wenigstens verbessert. Aber keiner machte ein gutes Spiel, auch kein Elvedi, Widmer, Schär oder Freuler. Die Schweizer hatten einen «jour sans», wie das der Franzose nennt, einen Tag, an dem nichts ging oder zumindest nicht viel.

Chancen hatten die Schweizer eigentlich genug, um zumindest nicht zu verlieren. Sie vergaben sie alle, mit Ausnahme von Noah Okafor zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Die Gegentore waren fahrlässig verschuldet und standen dafür, dass den Schweizern am Ende einer langen Saison nicht der Sinn nach restloser Verausgabung stand.

Dabei ist am Donnerstag gar nicht viel passiert. Die Nations League ist im Grunde genommen nur der Rahmen für aufgepeppte Freundschaftsspiele. Da braucht sich keiner etwas vorzumachen, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit, wo alle lieber Ferien hätten.

Dass Yakin den Wettbewerb anders sieht und die Spiele als Ernstkämpfe, liegt an seinem Pflichtbewusstsein als Coach. Dann muss er sich aber auch daran messen lassen, wie seine Mannschaft auf diese Enttäuschung von Prag reagiert und was sie am Sonntagabend zeigt. Dann trifft sie in Lissabon auf Portugal. Und Portugal ist in dieser Gruppe ein schönes Stück stärker einzuschätzen als ein ersatzgeschwächtes Tschechien.

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