Nations League: Tschechien – SchweizAus eigenem Verschulden zum Fehlstart
Die Hoffnungen der Mannschaft von Murat Yakin erfüllen sich nicht – sie erleidet in Prag einen Dämpfer wegen einer schlechten ersten Halbzeit und nachlässiger Abwehrarbeit.
Als Murat Yakin vor ein paar Tagen sein Aufgebot für diese vier Spiele in der Nations League vorstellte, sagte er: «Wir brauchen den Sieg in Tschechien.» Tschechien schien auch für den Nationaltrainer der Gegner, der in dieser Gruppe der Liga A am ehesten geeignet ist, um Punkte gegen den Abstieg zu gewinnen.
Es ist nichts geworden mit den ersten Punkten, bevor es in den nächsten Tagen zweimal gegen Portugal und einmal gegen Spanien geht. 1:2 steht es nach einem recht stimmungslosen Abend in Prag vor nur 12’000 Zuschauern. Die Niederlage ist die Folge vor allem einer schlechten ersten Halbzeit, die Folge auch einer schlechten Chancenauswertung und nachlässiger Abwehrarbeit.
In den letzten Tagen ist Yakin nicht müde geworden, diesem Spiel eine gewisse Bedeutung zu geben. Von Ernstkampf hat er geredet. Minuten vor dem Anpfiff sagt er, er sei «absolut happy», diesen Wettbewerb bestreiten zu können. Er schwärmt nochmals von der Intensität und der Freude, mit der in den vergangenen Tagen trainiert worden sei.
Im 4-4-2 stellt er seine Mannschaft auf, Djibril Sow, jüngst Gewinner der Europa League mit Eintracht Frankfurt, platziert er auf der rechten Seite - genau da, wo er sonst nie spielt. Schnell wird klar, dass sich die Spieler nicht gewohnt sind, in dieser Formation auf dem Platz zu stehen.
Sow verpufft seine Kräfte ohne jegliche Wirkung, und als er einmal doch Präsenz zeigt, ist das bei einem Sprint durchs Mittelfeld. Keinem ist offensichtlich unwohler als Granit Xhaka, ausgerechnet dem Chef der Gruppe. Wer nicht wüsste, dass er auf dem Matchblatt steht, würde in der ersten Halbzeit seine Anwesenheit nicht weiter bemerken. Er ist ohne jeglichen Einfluss aufs Spiel.
Okafors einsamer Exploit
Die Zahlen zur Halbzeit sagen alles, wie wenig bei den Schweizern zusammenläuft. Sie gewinnen nicht einmal halb so viel Zweikämpfe wie ihr Gegner, Breel Embolo hat als die eine Sturmspitze 11 Ballberührungen, Noah Okafor als die andere auch nur 14. Okafor ist im tschechischen Strafraum genau einmal am Ball. Immerhin reicht ihm genau das, um noch Sekunden vor der Pause den Ausgleich zu erzielen. Er setzt sich mit Hilfe der tschechischen Verteidiger und Entschlossenheit durch und wuchtet den Ball via Lattenunterkante ins Tor.
1:1 steht es damit zur Pause, und dieses 1:1 ist alles, nur kein Spiegelbild für den Auftritt der Schweizer. Sie mögen nach zehn Minuten noch die grosse Chance für Embolo gehabt haben. Aber kaum ist Embolo recht fahrlässig an Tomas Vaclik gescheitert, folgt prompt die Strafe. Ein Einwurf von Vladimir Coufal fliegt quer durch den Strafraum und wird schliesslich zur perfekten Vorlage für Jan Kuchta, und der hat keine Mühe, den Ball aus zwei Metern über die Linie zu drücken. Die gesamte Abwehr hat nachlässig gearbeitet, als Letzter Silvan Widmer, der Kuchta ohne Gegenwehr gewähren liess.
Die Schweizer wirken nicht nur träge, sie sind es auch. Yann Sommers Zögern bei einem Ausspiel gegen Kuchta bleibt folgenlos, Schär tritt neben den Ball, Elvedi räumt ohne Not Kuchta ab, Schär macht das Gleiche wenig später und glaubt noch, sich beim Schiedsrichter beschweren zu müssen.
In der 27. Minute braucht es die Fingerspitzen von Sommer, um den Schuss von Jakub Jankto gerade noch so zur Ecke lenken zu können. Gleich darauf, nach einer weiteren schlechten Aktion von Schär und Elvedi, verpasst Jankto nochmals das zweite Tor für Tschechien.
Sows Eigentor
Yakin verzichtet darauf, zur zweiten Halbzeit neue Spieler zu bringen. Nur das System passt er leicht an und korrigiert es auf ein 4-3-3. Der Start sieht schwungvoll aus, zumindest im Vergleich zu dem, was in den ersten 45 Minuten gewesen ist. Nur bringt es nichts, die Chancen hat der Gegner – und zwar recht schnell.
Adam Hloczek, das 19-jährige Sturmtalent, das auf die neue Saison von Sparta Prag zu Bayer Leverkusen wechselt, vergibt eine erste grosse Möglichkeit. Coufal, der Angestellte von West Ham, trifft mit seinem fulminanten 28-m-Schuss nur den Pfosten. Und in der 58. Minute schlägt Jankto eine Flanke in den Strafraum. Am Ende liegt der Ball im Schweizer Tor. Sow hat den Ball mit der Schulter noch leicht abgelenkt, ausgerechnet in dem Moment, als er einmal auf der linken Defensivposition aufgetaucht ist.
Widmer vergibt eine gute Möglichkeit zum Ausgleich, Embolo hat ihn gut eingesetzt. Vaclik hat den Ball noch abgelenkt. Es gibt Corner und danach einen Kopfball von Schär, der nur um einen Hauch am Tor vorbeifliegt. Yakin reagiert und nimmt Sow sowie Okafor vom Platz. Steven Zuber und Xherdan Shaqiri kommen. Nach 70 Minuten wechselt sich der Schiedsrichter, der Deutsche Jan Siebert, gleich selbst aus, er ist verletzt.
Die Tschechen sind langsam müde, die Schweizer sind, inzwischen unter der Anleitung von Xhaka, überlegen. Am Ende steht auch noch Seferovic im Angriff. Am Resultat ändert sich nichts mehr. Die Bilanz von Yakin nach seinen ersten zehn Spielen bleibt statistisch mit nur vier Siegen durchzogen.
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