Wetter-AppsEs gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche App
Erwartet uns eine weitere Regenwoche? Oder besteht die Chance auf bessere Aussichten? Ein Plädoyer für den selektiven Wetterprognosenkonsum!
«Ich hasse diese App! Zeigt immer nur Schiff an!» Das ist das ungnädige Urteil eines Journalistenkollegen über die Wetter-App des iPhones. Sein Tweet mag einer Montagmorgenlaune entsprungen sein und auch vom Frust herrühren, dass schon das Wochenende nass und grau war. Wirklich! Gönnt uns dieses vermaledeite iPhone nicht einmal das Draussensitzen im Restaurant? Und vor allem: Gönnt es auch den Wirtinnen und Wirten uns als Gäste und unseren Umsatz nicht, die die hervorragend gebrauchen könnten?
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Doch halt: Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass nicht das iPhone schuld an sieben Tagen Regenwetter ist und auch nicht die App erschossen gehört, bloss weil sie der Überbringer der miesen Prognose ist.
Nonstop-Niederschlag – oder doch nur ein paar Spritzer?
Oder vielleicht doch? Ein Vergleich mit einer anderen App zeigt, dass die Standard-Wetter-App des iPhones die Grosswetterlage pessimistischer einschätzt als konkurrenzierende Auguren: Die Meteo-Schweiz-App sagt uns zwar eine mehrheitlich graue Woche, aber bloss wenig Niederschläge voraus. Auch mit der Landi-Wetter-App braucht es nicht allzu viel Chuzpe, um sich in ein Gartenrestaurant zu setzen. Sie verspricht zwar ebenfalls nur wenig Sonne, stellt aber nur «gelegentliche Regengüsse am Mittwoch und ein paar Regenspritzer am Donnerstag» in Aussicht. Ein unbedingt vertretbares Risiko!
Leider sind zwei weitere Apps wiederum anderer Meinung und schätzen das Risiko, dass das Feierabendbier durch unbotmässige Mengen an Regenwasser verdünnt wird, als gefährlich hoch ein: Zu den meteorologischen Schwarz- beziehungsweise Nasssehern gehört die App von SRF Meteo: Sie zeigt für jeden Tag immer nur jenes Symbol, bei dem es aus einem grauen Wölkchen tropft und bei dem einem jede Lust zum Nach-draussen-Gehen abhandenkommt. Und nicht einmal Jörg Kachelmann spendet Trost: In seiner Pflotsh-App ziehen die regenschwangeren Nimbusse ohne Pause über den Bildschirm.
So unerfreulich das ist – es gibt immerhin drei Dinge zu lernen: Erstens existiert leider keine App, die uns das Blaue vom Himmel herunterlügt, selbst wenn eine solche meteorologische Fake-Prognose dazu angetan wäre, uns das Gemüt aufzuheitern. Zweitens stellen wir auch im Jahr 2021 eine erhebliche Bandbreite fest, was die Kunst des Wetterdeutens angeht. Und solange sich die Experten nicht einig darüber sind, was uns tatsächlich erwartet, ist es weder verwerflich noch opportunistisch, ein halbes Dutzend Apps auf dem Smartphone zu haben und derjenigen zu glauben, deren Prognose uns am besten passt. So machen es schliesslich alle mündigen Medienkonsumenten.
Drittens – und wichtigstens – ist schlechtes Wetter nicht in allen Apps gleich bedrückend: Die Standard-Wetter-App des iPhones lässt es im Hintergrund Bindfäden regnen, sodass man schon beim Zusehen das Wasser in den Schuhen schwappen spürt. Bei der Landi-App ist der Hintergrund auch beim wechselhaften Wetter azurblau und die Regentröpfchen in den Wettersymbolen so winzig, dass man sich feige vorkäme, wenn man sich davon einschüchtern liesse. Mit anderen Worten: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche App.
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