Olympiasiegerin Belinda Bencic«Ich dachte, irgendwann geht mir die Luft aus»
Sie wähnte sich am Ende ihrer Kräfte – doch sie kämpfte immer weiter, bis zum grossen Sieg. Die Reaktionen zu Belinda Bencics Gold-Coup.
Belinda Bencic
Sie ist die erste Schweizerin, die Olympiagold im Tennis gewinnt. Im Interview mit SRF beschreibt die 24-jährige Ostschweizerin ihre Gefühlslage:
«Ich kann es nicht glauben. Ich weiss nicht, wie das möglich ist. Ich dachte heute bei 2:2 im ersten Satz, ich könne nicht mehr. Aber ich habe alles gegeben, was ich hatte. Ich bin so froh, aber auch immer noch wie geschockt, es passiert gerade alles so schnell. Ich brauche Zeit, bis ich das realisiere. Ich kann nicht glauben, dass dieser Kampf im Einzel nun vorbei ist. Ich geniesse es unglaublich, es ist wohl das Grösste, was ich in meiner Karriere erleben werde. Das kann mir niemand mehr nehmen.
Ich hatte das Gefühl, dass mir Vondrousova alles abverlangt hat, sie hat es auch taktisch unglaublich gut gemacht. Sie hat mich spielen lassen, ich konnte nicht mehr, und dann streute sie Stoppbälle ein. Ich dachte, irgendwann geht mir die Luft aus. Aber so ein Traum treibt dich immer weiter, es gibt einfach keine Grenzen. Man muss einfach kämpfen, kämpfen.
Es ist eine unglaubliche Ehre, für eine Tennisnation wie die Schweiz als erste Frau Gold zu holen. Als ich klein war, sah ich Hingis, Federer, Wawrinka, Bacsinszky – ich hätte nie gedacht, dass ich einmal zusammen mit diesen Namen erwähnt und Teil dieser Geschichte werde. Ich weiss nicht, wie das möglich ist.»
Ivan Bencic
Der Vater und langjährige Trainer der Olympiasiegerin wird im SRF-Studio in Tokio live aus Bratislava zugeschaltet, nachdem seine Tochter den Matchball gegen Marketa Vondrousova verwertet hat. Er äussert sich wie folgt:
«Es unglaublich, was in den vergangenen Tagen abgegangen ist. Die letzten Spiele waren unglaublich eng, auch heute wieder mit den ganzen Breaks. Es ist einfach nur schön, dass Belinda gewinnen konnte. Solche Spiele, in denen sie hinten lag und zurückkam, hatte sie schon viele, auch zu Juniorenzeiten. Das ist Tennis – bei jedem Punkt leiden. Es ist wahnsinnig, vor allem auch für Eltern, die mitfiebern. Eltern, die ein Kind haben, das Tennis spielt, wissen, wovon ich rede.
Ob im Tennis oder sonst wo: Sportlerinnen sind keine Maschinen, sie sind Menschen, sie haben auch ein Privatleben, einen Biorhythmus, sie haben gute Zeiten und schlechte Zeiten. Aber wenn man so konsequent arbeitet, wie wir das gemacht haben und wie Belinda das in den letzten Tagen und Wochen gemacht hat, dann kommt irgendwann ein gutes Resultat. Dass es nun gleich der Olympiasieg ist, ist umso schöner. Es ist unglaublich, was sie geleistet hat. Das ist die Summe ihrer Anstrengungen der letzten Jahre. Ich bin stolz, dass die Arbeit Früchte trägt.»
Belinda Bencics langer Weg nach Tokio – unsere exklusive Olympia-Doku
Wir haben die beste Schweizer Tennisspielerin vor den Olympischen Spielen 2021 zwei Jahre lang eng mit der Kamera begleitet. Hier geht es zu Bencics Geschichte.
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