Von Bohnenkraut bis ZitronengrasEs geht los im Kräutergarten
Würze für den Sommer ist gefragt: Tipps für die Auswahl aus der grossen Welt der Kräuter.
Für alle Kräuterfans ist der Winter eine Durststrecke. Aber jetzt ist sie vorbei, jetzt kann man seinen Kräutergarten auf dem Balkon oder im Garten wieder einrichten - oder das erste Mal überhaupt einen anlegen.
Wer als Einsteiger dem Samen- und Pflanzensortiment gegenübersteht, merkt bald: Die Auswahl ist riesig. Mehrere Hundert Kräuter und Gewürzpflanzen sind in den Katalogen von Saatgutproduzenten und Gärtnereien zu finden.
Mit welchen starten? Mit denen, die man besonders mag. Und für eine bunte Mischung, wähle man noch ein paar aus den folgenden Gruppen.
Ein Muss: Die Klassiker
Kein Sommer ohne Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Rosmarin und Thymian. Sie gehören einfach in einen Kräutergarten und sind nicht umsonst die am häufigsten produzierten Kräuter. Sie passen in Salate, Quarksaucen, Marinaden und viele Gerichte.
Obwohl so beliebt – sie gehören nicht zu den unkompliziertesten im Garten. Petersilie und Basilikum mögen es warm und feucht, Rosmarin und Thymian als Mittelmeerkräuter brauchen durchlässige Erde und viel Sonne. Schnittlauch möchte nährstoffreiche Erde – und auf keinen Fall zusammen mit der Petersilie im gleichen Topf sein.
Lange Freundschaft: Die Mehrjährigen
Viele Kräuter sind mehrjährig und bilden das Grundgerüst des Kräutergartens. Da einige jedoch aus wärmeren Klimazonen stammen, müssen sie mit entsprechendem Schutz überwintert werden, besonders in Töpfen, zum Beispiel Rosmarin, Salbei, Thymian oder Currykraut. Als Winterschutz steckt man Tannästchen kreisförmig um den Stock herum in den Topf und füllt den entstandenen Innenraum mit trockenem Laub. Da die Kräuter über ihre Blätter auch im Winter Wasser verdunsten, sollten sie ab und zu gegossen werden. Auch Pfefferminze und Zitronenmelisse können auf dem Balkon bleiben.
Ingwer, Zitronenverbene und Zitronengras sind ebenfalls mehrjährig, sollten aber hell und bei mindestens acht Grad über die kalte Jahreszeit gebracht werden.
Kurz, aber oho: Die Einjährigen
Einige Kräuter haben einen einjährigen Lebenszyklus. Sie keimen, wachsen und bilden Samen im gleichen Jahr. Dill zum Beispiel, aber auch Gartenkresse, Koriander, Kerbel, Bohnenkraut, Majoran und Samenbasilikum müssen jedes Jahr neu ausgesät oder gekauft werden.
Am einfachsten ist, sie direkt in Töpfe auszusäen. Die Erde gut wässern; Samen streuen und mit einer dünnen Erdschicht überdecken (so dick wie die Samenschicht); nochmals kurz mit feinem Wasserstrahl giessen. Bis zur Keimung an einem warmen Ort ohne direkte Sonne hinstellen. Sobald sich der Keimling aus der Erde streckt, den Topf hell und kühler stellen. Basilikum ist übrigens ein Lichtkeimer und sollte darum nicht mit Erde zugedeckt werden. Einfacher und langlebiger ist Strauchbasilikum, der auch bezüglich Standort weniger Ansprüche hat als der Einjährige.
Ein Experiment wert: Die Unbekannten
Jedes Jahr tauchen in der Kräuterwelt neue Pflanzen auf, die neue Würze und Geschmack in die Küche bringen. Shiso zum Beispiel (auch Perilla genannt), das in der asiatischen Küche oft eingesetzt wird und an Kreuzkümmel erinnert. Dem aus China stammenden Kraut der Unsterblichkeit werden listenlange positive Eigenschaften nachgesagt – es wird frisch im Salat oder getrocknet als Tee verwendet.
Drachenkopf und Griechischer Bergtee sind wenig bekannte Teepflanzen. Dem Schnittknoblauch hat seine Würze zu einem wahren Siegeszug durch Europas Küchen verholfen. Der aussergewöhnliche Geschmack der Austernpflanze verschafft dem Gericht eine einzigartige, an Austern oder Pilze erinnernde Note.
Würzig und schön: Die mit Ziereffekt
Nebst dem vielen Grün darf es auch etwas Farbe haben im Kräutergarten. Borretsch zum Beispiel, dessen hübsche Blüten Salat oder Getränke zieren. Oder die Gewürztagetes, deren Blätter und Blüten zur Dekoration oder als Teekraut verwendet werden können.
Die Kapuzinerkresse wird mit ihren üppigen Blüten alle Blicke auf sich ziehen und mit Frischkäse gefüllt beim Apérobuffet auftrumpfen. Ringelblume, Echte Kamille, Goldmelisse und Teefenchel sind ein Gewinn für jede Teemischung. Die Agastache, eine Teepflanze aus Südamerika, gibt es in diversen Sorten und Geschmacksrichtungen. Sie ist zudem – wie sehr viele blühende Kräuter – bei Schmetterlingen, Hummeln, Bienen und anderen Insekten beliebt.
Sie gibts gratis: Die Wilden
Der Kräutergarten hört nicht am Terrassenrand auf – viele wild wachsende Pflanzen können in der Küche verwendet werden. Derzeit finden sich in lichten Wäldern zum Teil riesige Flächen von Bärlauch, bei dem nicht nur die Blätter, sondern auch die Blüten verspeist werden können.
Die jungen Blätter von Brennnessel, Knoblauchhederich, Giersch und Löwenzahn passen in Blattsalate. Sie können (mit Ausnahme des Löwenzahns) auch wie Spinat gekocht werden. Die ganze Pflanze der Schafgarbe kommt in Bauchweh-Teemischungen, Spitzwegerich-Blätter in den Hustentee. Das Wiesen-Labkraut macht sich gut in jedem Sommersalat, oder auch die Blüten des Gänseblümchens.
Buchtipps: Eine umfassende Grundlage über den Kräuteranbau bietet das Buch «Kräuter richtig anbauen» von Andrea Heistinger oder auch «Deine fabelhaften Kräuter» von Andrea Breithuber (beide Löwenzahn Verlag).
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