m3 Zugreisen durch Baden-WürttembergEs geht auch langsam: Von Zürich nach Stuttgart in drei Tagen
Durch Wälder und Weingebiete, vorbei an historischen Städten: Auf Schienen lässt sich das südliche Deutschland entspannt entdecken.
Rheintalbahn: Von Schloss zu Schloss
Die Züge, die von Basel nach Mannheim fahren, könnten auch den Beinamen Schloss-Express tragen. Zwei Stunden dauert die Fahrt auf der mehr als 200 Kilometer langen Strecke der Rheintalbahn, die namhafte Städte wie Freiburg im Breisgau und Karlsruhe verbindet und den Barock näherbringt. Links und rechts warten prunkvolle, von Fürstbischöfen, Kurfürsten, Markgrafen und Grossherzögen erbaute Residenzen.
Die Herrschaften unterhielten teils zwei Schlösser auf engstem Raum, eines für den Sommer, eines für den Winter. So pflegten die beiden pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor in der warmen Jahreszeit in Schwetzingen zu weilen, einem badischen Örtchen bei Heidelberg.
Und weil man im Sommer nun mal gerne Grün und Blumen um sich hat, erhielt das Schloss im 18. Jahrhundert einen grandiosen Garten, der bis heute gehegt wird. Im Winter hingegen gefiel es den Herrschaften in Mannheim besser. Als Trostpflaster in den grauen und kalten Monaten war die dortige monumentale Schlossanlage samt riesigem Ehrenhof und einer prachtvollen Schaufront von 400 Metern gerade recht. Das Bauwerk hat solch gigantische Ausmasse, dass locker sechs Fussballfelder reinpassen würden, es zählt zu den grössten Barockschlössern Europas.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zog Grossherzogin Stéphanie von Baden ein und sorgte – wie es sich für Frau von Welt damals gehörte – für Wohnstil auf Pariser Niveau. Noch zu Lebzeiten wurde die Rheintalbahn gebaut. Es ist nicht bekannt, ob die Grossherzogin den Zug für Ausflüge Richtung Karlsruhe, Bruchsal oder Rastatt nutzte, um dem dortigen Adel ihre Aufwartung zu machen. Wobei die Barockresidenz in Rastatt gewiss nach ihrem Geschmack gewesen wäre: Schliesslich wurde diese nach dem französischen Vorbild Versailles errichtet.
Auch Baden-Baden steht bei den Schönen und Reichen seit jeher hoch im Kurs. Im 19. Jahrhundert entwickelte es sich zur mondänen Bäderstadt mit blitzsauberen Parkanlagen und einem Casino, das – man ahnt es schon – Schloss Versailles nachempfunden ist.
Rheintalbahn Basel–Freiburg–Offenburg/Baden-Baden–Karlsruhe–Mannheim: täglich zwei Dutzend Direktverbindungen.
Fahrtstrecke: 230 Kilometer.
Fahrtzeit: zwei Stunden.
Städte: Freiburg, Baden-Baden, Karlsruhe, Mannheim.
Gäubahn: Kleine Städte mit grossem Charme
Von Zürich nach Stuttgart dauert es im Zug drei Stunden. Man kann die Reise aber auch in drei Tagen geniessen. Wer nur die Bahnhöfe von Singen, Tuttlingen, Rottweil, Horb und Böblingen kennt, sollte aussteigen und die Gegend erkunden. Städte aus der zweiten Reihe bieten erstklassige Erlebnisse. Kleine Orte, teils mit grossem Charme, mit Höhenrekorden, Kultur und Natur-Highlights.
Die sogenannte Gäubahn schlängelt sich vom Bodensee zur Donau und zum Neckar. Im Westen der Schwarzwald, im Osten die Schwäbische Alb. Die Regionen links und rechts tragen putzige Namen wie Kleiner Heuberg oder Schönbuch. Wer sich einen Überblick über die Gegend verschaffen will, stoppt in Rottweil. Dort steht die höchste Besucherplattform Deutschlands, die 232 Meter in den schwäbischen Himmel ragt.
Ingenieure testen in dem Turm Lifte, weil aber die Aussicht bis in die Schweizer Alpen und Richtung Stuttgart so toll ist, dürfen auch Besucher rauf. Der Hochturm in der mittelalterlichen Altstadt von Rottweil kommt da zwar nicht mit, dafür hat er 800 Jahre auf dem Buckel.
Dagegen ist das Aushängeschild von Singen ein echter Jungspund, allerdings von höchstem kulturellem Wert: das einzig erhaltene Wandbild des berühmten Malers Otto Dix mit dem Namen «Krieg und Frieden». Besucher können es im Ratssaal bewundern.
Auch wenn hier eine Zugreise durch viel grüne Natur empfohlen wird, darf ein Thema nicht fehlen: das Auto. Schon in Böblingen dreht sich alles um Mercedes und Motoren. Eine autoaffine Übernachtungsidee ist das v8-Hotel, indem man in umgebauten Autos schläft. Und den Stuttgart-Besuch kann man mit einem Ausflug auf den weltweit ersten Fernsehturm krönen und von dort auf die Zugreise mit der Gäubahn zurückblicken.
Gäubahn Zürich–Schaffhausen–Singen–Stuttgart: täglich sieben Direktverbindungen.
Fahrtstrecke: 220 Kilometer.
Fahrtzeit: drei Stunden.
Städte: Stuttgart, Singen, Tuttlingen, Horb, Rottweil, Böblingen.
Hochrhein-Bodensee-Südbahn: Pack die Badehose ein!
Wer zwischen Überlingen und Friedrichshafen mit dem Zug unterwegs ist, tut gut daran, Badeutensilien einzupacken. Auf den wenigen Kilometern am Bodensee finden sich acht Bäder. Auf der ganzen Linie durch Oberschwaben bis Ulm kommt mehr als ein Dutzend zusammen. Von Strandbad bis Therme: Vom Sportschwimmer bis zum Wellnessplanscher finden alle ihr Wasservergnügen.
Nehmen wir das Strandbad in Kressbronn: Beachvolley-Bälle segeln übers Netz, der Wasserspielplatz ist von den Kleinen bevölkert, im See fliegen die Akrobaten vom Trampolin. Wenn das Wetter nicht mitspielt, wechselt man in ein Hallenbad oder eine Therme wie in Überlingen. Sauna, Rutschen, warme Becken – hier kriegt man einen Regentag leicht rum.
Für Kinder und Familien ist die Region zwischen Bodensee und Oberschwaben aber mehr als ein Badeparadies. Je näher am See, desto mehr touristische Attraktionen wie der Affenberg in Salem oder das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen locken. Doch auch in der zweiten Reihe wartet so manche Attraktion, die einen Stopp wert ist.
Das Ravensburger Spieleland in Meckenbeuren, wo Kinder mit der Maus auf den Freifallturm reiten, liegt in einem besonders grünen Fleckchen Erde, eingerahmt von Hopfen- und Obstkulturen. Im nahen Ravensburg zieht der Nachwuchs mit Schild und Schwert los, um bei der Kinderstadtführung die «geheimnisvollen Türme» aus dem Mittelalter zu erkunden.
Einen weiteren Stopp widmet man der Schwaben-Therme in Aulendorf, die an ein feines Hotel angegliedert ist. Als zweiter Halt empfiehlt sich Bad Waldsee, wo das Wellnessvergnügen mit Moorpackungen angereichert wird.
«Hochrhein-, Bodenseegürtel-, Südbahn»: Basel–Schaffhausen–Singen-Friedrichshafen–Ravensburg–Ulm, täglich acht Direktverbindungen.
Fahrtstrecke: 280 Kilometer.
Fahrtzeit: drei Stunden.
Städte: Ravensburg, Friedrichshafen, Überlingen, Ulm.
Fahrpläne und Tickets für alle Strecken: sbb.ch; bahn.de.
Der Schwerpunkt «Bahnland Baden-Württemberg» wird von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg finanziert. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei der SonntagsZeitung.
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