Schiedsrichterinnen auf VormarschErstmals pfeift Frauen-Trio ein Fifa-Spiel der Männer
Weibliche Referees leiten immer häufiger auch Top-Partien im Männerfussball. An der Club-WM pfeifen drei Frauen erstmals gemeinsam ein Spiel.
Die Club-WM der Fifa zählt nicht zu den wichtigsten Wettbewerben in der Fussballwelt. Dennoch liess der Weltfussballverband mit dieser Meldung aufhorchen: Erstmals in der Geschichte wird ein Fifa-Spiel der Männer ausschliesslich von Schiedsrichterinnen geleitet.
Beim Turnier Anfang Februar wird Edina Alves Batista zusammen mit den zwei Assistentinnen Neuza Back und Mariana de Almeida arbitrieren. Die beiden Brasilianerinnen und die Argentinierin sind damit weitere weibliche Referees auf einem Weg, den die Fifa langsam beschreitet.
Vor fast 20 Jahren leitete erstmals eine Frau eine Partie der Männer auf Fifa-Ebene: Die Koreanerin Im Eun Ju pfiff an der U-17-Weltmeisterschaft.
Anschliessend folgte eine lange Pause, ehe es eine Schweizerin war, die bei den Männern wieder für Recht und Ordnung auf dem Platz sorgte. 2017, ebenfalls an der U-17-WM, leitete die Bernerin Esther Staubli eine Begegnung.
Die Uruguayerin Claudia Umpierrez pfiff zwei Jahre später beim selben Wettbewerb zwei Spiele.
In rund einem Monat stehen dann ausschliesslich Frauen im Schiedsrichter-Dress auf dem Rasen, und das auch nicht mehr «nur» bei den Junioren, sondern bei den Grossen. Klar, der Stellenwert der Club-WM ist bescheiden, doch mit Bayern München ist auch das erfolgreichste Team des letzten Jahres dabei, und das Turnier geniesst mehr Aufmerksamkeit als eine Junioren-WM.
Auch die Schweiz ist erfreut
Während Schiedsrichterinnen bei internationalen Frauenturnieren schon lange auf höchstem Niveau pfeifen, tut sich also auch im Männerfussball was. Und das nicht nur bei der Fifa, sondern auch bei der Uefa und auf der Ebene der Ligen. In der Schweiz arbitrierte Vorreiterin Nicole Petignat bereits 1999 in der höchsten Spielklasse der Männer. Ausserdem war sie 2003 die erste Frau, die ein Männer-Uefa-Cup-Spiel leitete.
In den Top-Ligen sorgten in den letzten Jahren vor allem Bibiana Steinhaus und Stéphanie Frappart für Aufsehen. Die Deutsche war 2017 die erste Schiedsrichterin in der Bundesliga, die Französin machte es ihr 2019 in der Ligue 1 nach. Während Steinhaus ihre Karriere vor kurzem beendete, schreibt Frappart unermüdlich Sportgeschichte. 2019 pfiff sie als erste Frau den Uefa-Supercup, im September 2020 als erste Frau in der Nations League und im Dezember 2020 als erste Frau in der Champions League.
Da ist ihr kurzer Ausflug zum Spiel Xamax gegen Lugano (0:1) im August 2020, womit sie nach Petignat 2009 die erste Schiedsrichterin in der Super League wurde, nur noch eine Randnotiz.
«Der Frauenfussball hat sich sehr rasant und sehr positiv entwickelt.»
Uefa-Präsident Aleksander Ceferin lobte die 37-Jährige bereits in den höchsten Tönen: «Ich hoffe, Millionen von Mädchen und Frauen in ganz Europa lassen sich von den Fähigkeiten und der Hingabe, welche Stéphanie Frappart auszeichnen, inspirieren. Sie sollen sehen, dass aus jedem Traum Wirklichkeit werden kann.»
Auch Dani Wermelinger, Chef der Schweizer Spitzenschiedsrichter, sagt: «Der Frauenfussball hat sich in den vergangenen Jahren sehr rasant und sehr positiv entwickelt. Diese Entwicklung ist auch bei den Schiedsrichterinnen und -Assistentinnen erkennbar.» Letztlich entscheide immer die Qualität darüber, ob eine Spielleitung sehr gut sei oder nicht. «Und nicht das Geschlecht», betont er auf Anfrage.
Unter den Schweizer Spitzenschiedsrichterinnen pfiff die eingangs erwähnte Esther Straubli in der jüngsten Vergangenheit auf höchstem Niveau. Neben einem Spiel an der U-17-WM der Männer leitete sie im Frauenfussball bereits WM- und Olympia-Partien, einen EM-Final und dieses Jahr den Final der Women's Champions League. In der Schweiz sind fünf der insgesamt zwölf Fifa-Schiedsrichter weiblich. «Für die Grösse unseres Landes stehen wir mit dieser Anzahl im internationalen Vergleich sicherlich gut da», so Wermelinger.
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