Easyjet in Corona-TurbulenzenErster Jahresverlust in der Firmengeschichte
Seit der Gründung im Jahr 1995 schrieb der Billigflieger Easyjet immer Gewinne. Nun resultiert ein Minus von über 800 Millionen Pfund.
Die britische Fluggesellschaft ächzt unter der Corona-Pandemie und erwartet erstmals einen Jahresverlust. Medienberichten zufolge signalisierte die Airline der Regierung, möglicherweise erneut eine Finanzspritze zu benötigen. Wegen der Reisebeschränkungen dürften bis Ende des Jahres wohl nur 25 Prozent der Kapazitäten ausgelastet sein. Daher sei mit einem Verlust von 845 Millionen Pfund zu rechnen, der erste Jahresfehlbetrag seit der Gründung der Firma im Jahr 1995. Hinzu kämen weitere Belastungen etwa durch Abschreibungen, das eingeleitete Sanierungsprogramm und den Wertverlust bei Geschäften zur Treibstoffpreissicherung. «EasyJet wird seine Liquiditätsposition weiterhin regelmässig überprüfen und weitere Finanzierungsmöglichkeiten, einschliesslich Sale-and-Lease-Backs, prüfen, falls dies erforderlich sein sollte», teilte die Fluggesellschaft mit.
Zu einer Prognose für das neue Geschäftsjahr, das Anfang Oktober begonnen hat, sieht sich Easyjet-Chef Johan Lundgren angesichts der unsicheren Geschäftsaussichten und der schwachen Ticketnachfrage infolge der Pandemie nicht in der Lage. Im laufenden Quartal bis Ende Dezember dürfte das Unternehmen nur rund ein Viertel seines üblichen Flugprogramms anbieten, hiess es.
Angesichts der angespannten Finanzlage rät der Verwaltungsrat davon ab, für das abgelaufene Jahr eine Dividende an die Aktionäre auszuschütten. Ende September verfügte die Airline über Barreserven von rund 2,3 Milliarden Pfund und sass auf einem Schuldenberg von 1,1 Milliarden Pfund. Wenn notwendig, will das Management weitere Finanzmittel besorgen und möglicherweise noch mehr Flugzeuge verkaufen und zurückmieten.
Abbau von 70 Stellen in der Schweiz
Vorgestern wurde bekannt, dass Easyjet den Abbau von rund 70 Stellen an seinen Schweizer Standorten Genf und Basel plant. Zudem soll die Flotte in Basel um zwei Flugzeuge reduziert werden.
«EasyJet Switzerland ist es bisher gelungen, seine Belegschaft zu erhalten, aber die Verringerung der Flotte zwingt uns, diese schmerzhaften Massnahmen zu ergreifen», sagte Easyjet-Schweiz-Chef Jean-Marc Thévenaz zur Nachrichtenagentur AWP.
Insgesamt beschäftigt die Airline hierzulande 450 Mitarbeitende in Basel und 570 in Genf. Mit den Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften sei ein formelles Konsultationsverfahren eingeleitet worden, so das Unternehmen weiter. «Wir hoffen, dass die Verhandlungen mit den Personalvertretern es möglich machen, die Anzahl der auszusprechenden Entlassungen zu begrenzen. Wir bieten den betroffenen Mitarbeitern die derzeit in Genf offenen Stellen an», sagte Thévenaz weiter.
Der Flugverkehr war ab März in Folge der Covid-19-Pandemie eingebrochen. Easyjet rechnet nicht vor 2023 damit, dass das Niveau der Marktnachfrage von 2019 wieder erreicht werden kann, wie es weiter heisst. Seit dem Spätsommer habe man sich immer wieder an neue Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen anpassen müssen. Das habe das Vertrauen der Kunden in die Reiseplanung beeinträchtigt.
«Der Abzug der beiden Maschinen wird sich eher auf die Frequenz der Verbindungen als auf die Zahl der Flugziele auswirken. Die Reduzierung der Flotte auf internationaler Ebene könnte jedoch die Entwicklung des Angebots verlangsamen», sagte der Schweiz-Chef.
Die britische Easyjet hatte Ende Mai angekündigt, konzernweit möglicherweise bis zu 30 Prozent des Personals abzubauen und Veränderungen am Netzwerk und bei den Basen in ganz Europa vorzunehmen.
cpm/sda
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