Erste FahrtSkoda stellt sein Elektro-Angebot auf eine breite Basis
Mit dem Elroq startet die tschechische VW-Tochter eine Elektro-Offensive. Wir waren mit CEO Klaus Zellmer in einem Vorserienmodell auf Probefahrt.
Klaus Zellmer ist ein Mann klarer Worte. «Die Zukunft ist rein elektrisch, daran gibt es keinen Zweifel», sagt der Skoda-Chef bestimmt. Und das in einer Zeit, in der viele Autohersteller gerade fleissig damit beschäftigt sind, von einst geäusserten Statements in diese Richtung wieder zurückzurudern. Klar, es ist ein schwieriges Umfeld, in dem die Konzerne derzeit operieren müssen, herausfordernder als je zuvor. Da die Autohersteller in langen Zyklen denken, planen und investieren müssen, sind sie auf stabile Leitplanken angewiesen. Ändert sich die politische Landschaft, wie etwa bei den letzten Europawahlen, kann sich die Ausgangslage für sie von heute auf morgen um 180 Grad drehen.
Hinzu kommt das Kaufverhalten der Kundschaft – und die scheint in grossen Teilen Europas gesättigt zu sein vom Elektroantrieb. Zwar stieg in der EU der Absatz von Elektroautos im ersten Halbjahr des Jahres im Vergleich zur Vorjahresperiode noch leicht um 1,3 Prozent an – doch in Ländern wie Deutschland (minus 16 Prozent), Italien (minus 19 Prozent) oder Schweden (minus 21 Prozent) sind starke Einbrüche zu verzeichnen. Auch in der Schweiz ist der Absatz von E-Autos im laufenden Jahr klar rückläufig, mit einem Minus von 9,2 Prozent per Ende September aber nicht ganz so dramatisch. Für Skoda-Chef Zellmer ist es daher wichtig, dass die Kunden weiterhin die Wahl haben, welche Antriebsform sie kaufen wollen – solange das gesetzlich eben noch möglich ist.
Sechs neue Stromer
Dennoch geben die Tschechen nun im Elektrobereich richtig Gas. Bisher hat die VW-Tochter mit dem bereits seit 2020 erhältlichen E-SUV Enyaq inklusive der Coupé-Variante erst eine elektrische Baureihe im Angebot – nun sollen ihr in den kommenden Jahren fünf neue Modelle zur Seite gestellt werden. Der Enyaq selbst wird 2025 komplett neu aufgelegt. 2026 startet der kleine Crossover Epiq, gefolgt von einem grossen Siebensitzer-SUV, der mit der Studie 7S bereits angekündigt wurde, und einem Kombi, vermutlich einem Elektro-Pendant des Bestellers Octavia. Den Abschluss macht ein Kleinwagen auf Basis des kommenden VW ID.2, der quasi ein elektrischer Fabia wird. Als Erstes kommt aber 2025 der Kompakt-SUV Elroq, den wir nun in noch getarntem Prototypenstadium erproben konnten – mit Skoda-Chef Klaus Zellmer auf dem Beifahrersitz.
«Die Erweiterung unserer elektrischen Modellpalette auf mehrere attraktive Segmente bildet ein Schlüsselelement unserer Strategie und damit auch für den weiteren Erfolg von Skoda», sagt Zellmer. Die Kunden hätten eine kompaktere Version des beliebten Enyaq verlangt – «und der Elroq ist genau das». Der neue Stromer ist mit einer Länge von 4,49 Metern das Elektro-Pendant zum Karoq, und genauso setzt sich auch sein Name zusammen: Die ersten zwei Buchstaben von Electric und die letzten drei von Karoq ergeben Elroq. Optisch und technisch hebt sich das neue Modell allerdings deutlich von seinem Verbrenner-Bruder ab.
Nachhaltig und clever
Tatsächlich ist der kompakte Elroq ein echter Hingucker. Im Innenraum fallen zunächst zwei Dinge auf: Das Raumangebot ist äusserst grosszügig und die Ausstaffierung wirkt elegant und hochwertig. Besonders im Fond sind Kopf- und Fussraum erstaunlich gut. Der gut zugängliche Kofferraum, mit diversen «Simply Clever»-Features wie ein doppelter Ladeboden oder variablen Gepäcknetzen ausgestattet, fasst 470 Liter und kann durch Umklappen der Rücksitze auf 1580 Liter erweitert werden.
Das Cockpit mit einem kleinen 5-Zoll-Bildschirm hinter dem Lenkrad und einem grossen, frei stehenden 13-Zoll-Touchscreen wird jedem Enyaq-Fahrer sofort vertraut sein. Je nach Ausstattungsvariante kommen Stoffe aus recycelten Materialien zum Einsatz – so sind etwa Sitze, Türverkleidungen oder der Armaturenträger mit Recytitan bespannt, einem Gewebe, das zu 78 Prozent aus wiederverwerteten PET-Flaschen besteht. Mit der Sprachassistentin «Laura» steht den Elroq-Fahrern künstliche Intelligenz in Form von Chat-GPT zur Seite – Skoda verspricht darüber hinaus modernste Konnektivität und eine einfache Steuerung vieler Funktionen über die neu gestaltete MySkoda-App, etwa bei der Klimatisierung, beim Laden an der Wallbox oder bei der Berücksichtigung von Ladestopps bei der Routenplanung.
Über 560 Kilometer Reichweite
Der Elroq wird in der Schweiz in den heckgetriebenen Versionen 60 und 85 mit 150 kW/204 PS respektive 210 kW/286 PS sowie in der zweimotorigen Allradvariante 85x mit 220 kW/300 PS angeboten. Die Basisvariante ist mit einer 63-kWh-Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet, die beiden stärkeren Ausführungen haben einen 82-kWh-Akku. Über 560 Kilometer Reichweite sollen gemäss WLTP möglich sein – das ist eine Ansage. Geladen wird mit bis zu 175 kW (DC) und 11 kW (AC). Die in einigen Ländern verfügbare Einstiegsvariante 50 mit 55-kWh-Batterie und 125 kW/170 PS Leistung wird in der Schweiz nicht angeboten werden.
Auf der ersten kurzen Ausfahrt rund um Amsterdam erwies sich der Elroq – notabene noch im Vorserienstadium – als komfortabler und wendiger SUV. Dabei kann schon mal das Raumempfinden durcheinandergeraten: Aufgrund des generösen Platzangebots wähnt man sich in einem grösseren Fahrzeug, als der Tscheche mit einer Länge von 4,49 Metern tatsächlich ist. Gleichzeitig fühlt er sich kompakter an, was sich anhand des Wendekreises von lediglich 9,7 Metern verdeutlichen lässt. Das ist auf Niveau des Kleinwagens Fabia.
Nicht ausprobiert werden konnten die zahlreichen Assistenzsysteme, darunter erstmals ein Parkassistent, der sowohl das fernbediente Einparken via Smartphone-App als auch das autonome Navigieren bis auf die Parkfläche aufgrund des abgespeicherten Fahrwegs ermöglicht. Vertiefte Fahreindrücke werden erst mit der Serienversion möglich sein, die Anfang Oktober Weltpremiere gefeiert hat.
Die Preisgestaltung ist auch beim Elroq markengetreu: nicht billig, aber preiswert. Der Elektro-SUV startet bei 36’300 Franken, allerdings in der Basisausstattung mit kleinerem Akku. Die Version mit grosser Batterie und Heckantrieb ist ab 42’200 Franken zu haben, die Preise für das allradgetriebene Topmodell Elroq 85x sind noch nicht bekannt, dürften aber wohl noch unter 50’000 Franken starten. Die Fahrzeuge rollen im ersten Quartal 2025 zu den Händlern.
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