Neue KlagewelleErste Aktionäre der Credit Suisse reichen Klage gegen die UBS ein
Die Übernahme der gescheiterten Bank bringt der UBS einen Sondergewinn von 35 Milliarden Dollar, die Credit-Suisse-Aktionäre hingegen verlieren fast alles. Nun klagen sie gegen das Umtauschverhältnis.
Das Schweizer Publikum staunte nicht schlecht, als es vor zehn Tagen die Mitteilung der UBS las, dass die letzte Grossbank der Schweiz dank der Übernahme der Credit Suisse 35 Milliarden Dollar Sondergewinn ausweisen kann. Hatte es doch noch vor zwei Monaten geheissen, die Credit Suisse stehe vor dem Abgrund.
UBS-Präsident Colm Kelleher gab sich als Retter der Nation. Darum wurden Obligationen im Wert von 16 Milliarden Franken auf null gesetzt, und die Credit-Suisse-Aktionäre bekamen für ihre Bank, die einst zu den wertvollsten Unternehmen der Schweiz zählte, gerade mal 3 Milliarden Franken – oder 76 Rappen pro Aktie.
Viele der Obligationäre haben bereits geklagt, die meisten gegen die Finanzmarktaufsicht und die Credit Suisse. Nun klagen die ersten Aktionäre gegen die UBS, wie Dimitri Santoro von der Zürcher Anwaltskanzlei Rüd Winkler Partner bestätigt.
«Bei der Bestimmung des Umtauschverhältnisses sind alle relevanten Umstände zu berücksichtigen.»
Die Logik hinter der Klage ist folgende, abgeleitet von einem Bundesgerichtsentscheid von 2011, der lautet: «Bei der Bestimmung des Umtauschverhältnisses sind alle relevanten Umstände zu berücksichtigen, insbesondere das Vermögen der beteiligten Gesellschaften. (…) Massgebend für die Bestimmung des Vermögens ist der Unternehmenswert zu Fortführungswerten.» Weiter ist im Urteil von der Bewertung der Umstände und von einem Ermessensspielraum die Rede.
Kläger gehen von Wert von 30 bis 35 Milliarden aus
Gemäss der Argumentation der Anwälte ist darum bei der Berechnung des Umtauschverhältnisses mindestens vom letzten Börsenwert der Aktien vor Bekanntgabe der Fusion auszugehen. Der lag am Freitag, 17. März, bei 1.86 Franken oder fast zweieinhalb Mal höher als im Fusionsangebot. Entsprechend hätte die UBS mindestens 7,3 Milliarden Franken für die Credit Suisse bieten müssen. Normalerweise gibt es bei einer Fusion zudem eine Prämie zum Börsenwert, und die ist abhängig vom Substanzwert, dem oben beschriebenen «Unternehmenswert zu Fortführungswerten».
Nimmt man diesen Wert, so kommt man auf einen noch viel höheren Preis, nämlich rund 30 bis 35 Milliarden Franken. Eigentlich ist nicht einzusehen, warum das in diesem Fall nicht so sein sollte. Immerhin bestätigte die Revisionsgesellschaft PricewaterhouseCoopers noch am 14. März im damals veröffentlichen Jahresbericht, dass bei der Credit Suisse alles in Ordnung sei. Im Bericht war von einem Buchwert der Aktie von 11.45 Franken die Rede. Im Quartalsbericht, den die Bank etwas später veröffentlichte, lag der Buchwert sogar bei 13.20 Franken.
Umtauschverhältnis von 1,5 statt 22
Die UBS selbst hält auf einer Präsentation auf ihrer Website fest, der innere Wert der Credit-Suisse-Aktien liege bei 11.15 Franken. Gemessen an diesen Werten liegt das Umtauschverhältnis statt bei 22 bei knapp 1,5 Credit-Suisse-Aktien pro UBS-Aktie.
Eingereicht wurden die Klagen gegen die UBS laut Santoro beim Zürcher Handelsgericht, eine zweite wurde beim Friedensrichter in Zürich deponiert.
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