Kommentar zur 25-Millionen-SpendeMarlene Engelhorn hätte mit Bill Gates sprechen sollen
Die österreichische BASF-Erbin wagte ein grosszügiges soziales Experiment. Das Resultat der Verteilung ihrer Millionen wirkt leider etwas kleinkrämerisch.
Darf man eine Frau kritisieren, die in zweifelsohne grosszügiger Weise 25 Millionen Euro verschenkt? Wenn sie daraus eine Politaktion macht, dann schon.
Die österreichische BASF-Erbin Marlene Engelhorn rief einen Bürgerinnen- und Bürgerrat ins Leben, der nach vielen Tagungswochenenden nun bekannt gab, wer vom Geldsegen aus dem Industriellenerbe profitieren darf. Bedacht werden Frauenhäuser, Klimafreunde, Integrationsvereine, die Caritas, ja, auch Feuerwehren – nicht weniger als 77 Begünstigte.
Alle bekommen etwas, niemand wirklich viel
Man mag es ihnen gönnen. Aber ist damit das soziale Experiment geglückt, das Engelhorn angestrebt hat? Die «Rückverteilung» ihres Geldes durch das in einem aufwendigen Prozedere repräsentativ zusammengestellte Bürgergremium sollte auf «demokratische Weise für mehr Gerechtigkeit sorgen».
Engelhorn nimmt für sich in Anspruch, dies sei eine höhere Form von Wohltätigkeit als das klassische Mäzenatentum, bei dem Spender selber über die Verwendung der Spenden entscheiden. Das Ergebnis: Alle bekommen ein bisschen, aber niemand wirklich viel. «Giesskannenprinzip» nennt man diese Logik; so zerstückelt, werden auch 25 Millionen Euro kaum Wirkung hinterlassen. Um ein deutliches Zeichen zu setzen, um die geschürten Erwartungen einzulösen, hätte das Geld auf ein einziges, herausragendes Projekt konzentriert werden müssen. Damit aber war der wiederholt als «besonders divers» gelobte Bürgerrat überfordert.
Nachhaltige wohltätige Projekte entstehen offenbar dann, wenn eine einzelne Person entschlossen entscheidet – so wie das etwa ein Bill Gates (Impfprogramme in Entwicklungsländern) getan hat. Zwar setzt dieser nicht Millionen, sondern Milliarden für den Gemeinnutz ein – von seiner Entschlussfreudigkeit hätte sich Engelhorn trotzdem inspirieren lassen sollen. Ihr Weg der «demokratischen Rückverteilung» hingegen wirkt seltsam mutlos. Eine verschenkte Gelegenheit.
Fehler gefunden?Jetzt melden.