AboZehn Jahre Papst FranziskusEr wohnt im Gästehaus, regiert aber wie ein König
Jorge Mario Bergoglio wurde zum Amtsantritt als Reformer aus dem globalen Süden gefeiert. Es sah so aus, als würde dieser Papst die Kirche demokratisieren. Nach zehn Jahren zeigt sich: Das war ein Missverständnis.
Der Papst ist allergisch auf Privilegien, auf diese kleinen und grossen Gefälligkeiten, die sich sein Spitzenpersonal gönnt. Vor ein paar Tagen beschloss Franziskus, dass die Kardinäle, die Vorsitzenden der Ämter der Römischen Kurie, deren Sekretäre und Untersekretäre in Zukunft angemessene Mieten bezahlen müssen für ihre Wohnungen in den schönen vatikanischen Palazzi. Manche bezahlen nämlich gar nichts dafür. Die Zeiten seien hart, hiess es im Begleittext zum «Rescriptum», in diesem Fall so etwas wie eine Änderungskündigung: Die Kirche brauche Geld, um es den Bedürftigen zu geben, und die würden immer mehr.