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Nachruf auf George Young
Er lief Weltrekorde, sagte seiner Frau aber nichts davon

George Young im Finish an den Millrose Games von 1965.
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Der erste Wettkampf passte zur Karriere von George Young. Als der 12-Jährige zu einem Sprint antrat, wurde er: Zweitletzter. 

Young galt als untalentiert – und schaffte es zwischen 1960 und 1972 trotzdem viermal an die Olympischen Spiele (über 3000 m Steeple, 5000 m und im Marathon). 1968 holte er sich gar Bronze. Allerdings galt diese Medaille für Young als herbe Enttäuschung.

Der vermeintlich Untalentierte hatte sich mit einem Fleiss, der grenzenlos schien, zu einem der besten Läufer hochgearbeitet – stets in der Freizeit. Offiziell durfte es in den 1960er-Jahren keine Leichtathletik-Profis geben, weshalb er erst Versicherungen verkaufte und dann als Lehrer arbeitete. 

Training vor und nach der Arbeit

Young war also Weltklasseläufer in der Freizeit. Zu seinen Besonderheiten zählte, dass er zwar jeweils morgens und abends vor und nach der Arbeit trainierte, seiner Frau Shirley aber partout nicht erzählen wollte, was er jeweils an den Wettkämpfen erlebte. Egal also, wo Young mal wieder rannte und oft auch siegte: «Ich brachte maximal aus ihm heraus, welchen Platz er erreicht hatte», berichtete seine Frau einmal der «New York Times».

Dabei stellte Young immerhin zwei (Hallen-)Weltrekorde auf und rannte auch schon vor 80’000 Zuschauern. Die Leichtathletik war damals ein Publikumsmagnet, die Wettkämpfe der USA gegen die damalige UdSSR galten als legendär. 150’000 Zuschauer verfolgten 1962 in Stanford die Duelle der Botschafter in Sportanzügen innert zwei Tagen. 

Kenias Dominanz über die 3000 m Steeple beginnt: Amos Biwott siegt an den Spielen 1968 vor Benjamin Kogo. George Young wird Dritter.

Young war 1959 als Nobody dabei, trudelte 45 Sekunden hinter dem russischen Sieger ein. Sein Trainer hatte ihn kurz davor zu den 3000 m Steeple gelotst, was Young zur Frage drängte: «3000 was?» Er hatte von der Disziplin ebenso wenig gehört wie zuvor vom Crosslauf. Sein erstes lokales Rennen im Dreck gewann er unvorbereitet in seinen Converse-Schuhen – dank seiner enormen Leidensfähigkeit.

«Die meisten Läufer werden langsamer, wenn sie Schmerzen haben. Ich gab noch Gas.»

George Young

Zeit seines Läuferlebens brachte er mitunter deutlich schnellere Gegner zur Verzweiflung, indem er sich an ihre Fersen heftete und sich einfach nicht mehr abschütteln liess. Denn er wusste: Litt er, der nun wirklich leiden konnte, musste auch sein Gegner die Strapazen spüren. In der Szene wurde Young für diese Eigenschaft so bewundert wie gefürchtet.

Er beschrieb sie einst so: «Die meisten Läufer werden langsamer, wenn sie Schmerzen haben. War ich an diesem Punkt, gab ich im Gegenteil noch Gas.»

Diese Strenge manifestierte sich auch in seiner Trainingsphilosophie: Harte Einheiten absolvierte er nach dem Credo: «Ich erbreche oder erleide Muskelkrämpfe.» Als Lehrer, Mann und Vater kannte der eiserne Young eines darum nicht: Erholung. Entsprechend trainierte er sich oft ins Elend, war an Schlüsselwettkämpfen wie 1972 an den Spielen verletzt. 

Das kleine Wunder von 1960

Überhaupt: Young und die Spiele. Als er 1960 zu den US-Meisterschaften reiste, las er am Tag vor dem Rennen in einer Lokalzeitung, dass er chancenlos sei – weil der Zweitschlechteste gemessen an den Bestzeiten. Was aber passierte? In der finalen Runde schob er sich an einem Läufer nach dem anderen vorbei, siegte und qualifizierte sich für die Spiele in Rom. 

Dort fiel er kurz vor dem Ziel hin und verpasste den Finaleinzug um weniger als eine Sekunde. 1964 lag er rund eine Runde vor Schluss auf dem Silberplatz, ehe er Fünfter wurde. 1968 attackierte er 300 m vor dem Ziel, kurz vor der Schlussgeraden ging ihm als Führendem die Kraft aus. Er quälte sich zu Bronze. 

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In die Annalen seines Sports ging er darum als Läufer ein, der fast so oft abschmetterte, wie er siegte. Letzte Woche starb der eiserne George daheim in Casa Grande (Arizona) mit 85 Jahren.

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