Pritzker-Preisträger 2022Francis Kéré baut anders als die Schweizer Architekten
Der international ausgezeichnete Architekt aus Burkina Faso besticht durch seine Originalität und seine poetische Bauweise.
Wie anders baut er doch im Vergleich zu vielen Architektinnen und Architekten bei uns. Und seine Eigenwilligkeit hat sich herumgesprochen: Francis Kéré wurde vor kurzem mit dem internationalen Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet, das ist der Nobelpreis der Branche. Der 57-Jährige, der aus einem Dorf in Burkina Faso stammt, leitet in Berlin sein Büro mit Mitarbeitenden aus dreizehn verschiedenen Ländern. Seit 2017 doziert er an der Technischen Universität München und der privaten Yale-Universität in Connecticut, USA.
Zerbrechliche Eleganz
Der Architekt hat vorzugsweise Gebäude bauen lassen, die möglichst vielen nützen. Dazu gehört der Bau einer Grundschule in seinem Heimatort Gando, der ihn berühmt machte. Dazu gehören auch die geplanten Parlamentsgebäude von Burkina Faso und Benin. Bei seinen Bauten setzt Kéré auf lokale, nachhaltige und damit auch energiesparende Materialien. Seine Gebäude bezaubern durch eine zerbrechliche, geradezu poetische Eleganz und kühne Bauformen.
Auf die Frage des «Spiegels», ob soziales und auch nachhaltiges Bauen bei Projekten dieser Grösse überhaupt möglich sei, gibt Kéré eine aufschlussreiche Antwort: «Letzten Endes hängt es meiner Ansicht nach nicht an der Grösse, sondern am Auftraggeber.» Das hat mehr mit der Schweizer Architektur zu tun, als dieser möglicherweise lieb ist. Vor allem beim Häuserbau wächst bei uns die Kritik an der einfallslos rechteckigen, die Schweiz überziehenden, klotzigen Bauweise moderner Wohnsiedlungen.
Und das hat unter anderem mit den Auftraggebern zu tun. Denn diese Art von Wohnhäusern würden oft von institutionellen Investoren in Auftrag gegeben, zitiert die «SonntagsZeitung» den «Hochparterre»-Verleger Köbi Gantenbein, «die das Maximum an Wohnraum aus dem Grundstück herausholen möchten». Allerdings wollen auch Mieter und Hausbesitzerinnen möglichst gross wohnen können. Zudem hat der Minergiestandard, so berechtigt er ökologisch sein mag, den Bau solcher energetisch optimierter Klötze begünstigt.
Francis Kéré geht beim Planen anders vor, das hat er in seiner afrikanischen Heimat gelernt. Als Architekt hört er sich wenn immer möglich die Wünsche jener an, die dann in seinen Bauten leben. Kéré wurde von seinem Vater gefördert, lernte dank ihm Lesen und Schreiben und holte in Deutschland die Matur nach. «Bildung ist alles», antwortet er lakonisch, auf seine stationsreichen Lernabschnitte abgesprochen.
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Und wie hält es der Afrikaner mit China? Das Land investiert Milliarden in den Kontinent, wie nimmt Kéré diese Entwicklung wahr? Früher hätte er in diesem Fall von einer «neokolonialen Aussenpolitik» gesprochen, gibt er zur Antwort, um dann gleich einzuschränken: «Ist es wirklich so einfach?» Der Westen habe ja während mehrerer Jahrhunderte die Chance gehabt, Afrika zu helfen. Und sowieso: Wenn alle so bauen würden wie der Westen, wäre die Erde morgen kaputt.
Auch die chinesischen Investoren hätten eigene Interessen, räumt er ein, würden sich aber vor Ort weniger einmischen. Und einen Partner mehr zu haben, sei ja nicht schlecht. Dass die Chinesen eine Menge Geld investieren, ohne dass schon klar ist, wie ihre politische und wirtschaftliche Schlussrechnung aussehen wird und was für neue Abhängigkeiten für Afrika entstehen könnten: Das weiss natürlich auch der afrikanische Baupoet.
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