Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Durchbruch vor der Frauen-EM 
«Equal Pay»? Im Schweizer Fussball gibts jetzt die gleichen Prämien

Können sich über höhere Prämiengelder freuen: Die Fussball-Nationalspielerinnen Coumba Sow (links) und Ana-Maria Crnogorcevic (rechts).
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Eigentlich sollte er den sportlichen Teil der Medienkonferenz einläuten. Aber bevor Nils Nielsen das Kader für die Anfang Juli startende EM in England bekannt gibt, legt er sein Mikrofon hin, formt seine Finger zu einem Herz, hält es vor seine Brust. «Vielen, vielen Dank», sagt er und schaut in Richtung Sandra Caviezel, der Vertreterin des Hauptsponsors des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV).

Künftig wird die Credit Suisse den Nationalspielerinnen die gleichen Prämien auszahlen wie den Nationalspielern, bisher erhielten die Männer 4,5-mal mehr als die Frauen. «Ein geschichtsträchtiger Tag», so qualifiziert Tatjana Haenni diesen Dienstag; neben der Chefin des Schweizer Frauenfussballs sitzt SFV-Präsident Dominique Blanc und nickt. Der 71-Jährige ist sichtlich stolz, später lobt ihn Haenni für seinen Einsatz. Es kommt nicht oft vor, dass sie explizit erwähnt, dass sie einem männlichen Kollegen im Schweizerischen Fussballverband «ein Kränzchen winden» möchte.

Doch Haenni ist offensichtlich glücklich, auch wenn die Massnahme nicht bedeutet, dass Männer und Frauen künftig gleich viel verdienen werden. Zumindest noch nicht. Aber von den drei verfügbaren Töpfen, aus denen Gelder ausgeschüttet werden, werden zumindest zwei angeglichen. 

Der SFV macht Druck auf die Uefa

Aus Topf 1 stammen die Leistungsprämien, die CS hat als Sponsorin schon einmal den Anfang gemacht, ab 2024 will auch der SFV diese angleichen. «Equal Prime», so nennen es die Protagonistinnen. Angehoben hat der Fussballverband dafür die Zahlungen aus dem zweiten Topf, demjenigen der Persönlichkeits- und Bildrechte. Hier erhalten die Frauen ab sofort gleich viel wie die Männer. Weit davon entfernt ist es bei Topf 3, dieser betrifft die Prämien der Fifa und Uefa. Bei der Männer-EM 2021 wurden total 221 Millionen Franken an die Teams ausgeschüttet – 14-mal mehr als die Gesamtsumme bei der bevorstehenden Frauen-EM. «Der SFV setzt sich bei der Uefa dafür ein, dass diese riesige Differenz weiter reduziert wird», sagt Blanc.

Es liege aber deshalb auf der Hand, dass der SFV bei den turnierbezogenen Prämien nicht genau gleiche Beträge ausschütten könne. Zumal bei den Männern rund zwanzig Prozent jener Gelder an Spieler und Trainerteam weitergereicht werden, die diese durch ihre Endrundenteilnahmen einspielen. Der Rest fliesst in Bereiche wie Breitenfussball, Talentförderung – und zu den Frauen. Im Vergleich dazu gehen bei den Frauen 100 Prozent der Uefa-Prämien direkt ans Team.

Spricht von einem «geschichtsträchtigen Tag»: Frauenfussball-Direktorin Tatjana Haenni.

Zuletzt hat Spanien wie weitere EM-Nationen «Equal Pay» verkündet, dies aber vor allem darauf bezogen, den Frauen die gleichen Hotels, den gleichen Betreuerstab und den gleichen prozentualen Anteil an Prämiengeldern zur Verfügung zu stellen. Deshalb sagt Blanc: «Wir scheinen besser dazustehen als Länder wie Spanien oder Deutschland.»

Zu den Prämien kommt für die Schweizer Fussballerinnen eine Tagespauschale, diese richtet sich nach der Anzahl absolvierter Länderspiele und liegt zwischen 100 und 450 Franken. 

Das Momentum genutzt

Auch wenn Caviezel mehrfach betont, dass die einberufene Medienkonferenz kein PR-Anlass sein solle, kommt sie für die Grossbank aus Marketingsicht sicher nicht ungelegen. Für Haenni ist sie aber vor allem ein grosser Sieg. Das erste weibliche Mitglied einer SFV-Geschäftsleitung kämpft schon länger dafür, die Bedingungen für Fussball spielende Mädchen und Frauen zu verbessern. Haenni hat jahrelang Zuversicht verbreitet. Hat stets erklärt, sie glaube fest daran, dass im Fussball Gleichberechtigung Einzug halte. Aber jetzt gibt sie zu: «Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass wir heute so einen grossen Schritt verkünden können. Das ist ein Freudentag für die Spielerinnen.» 

Sie betont zwar, dass noch weitere Baustellen anstehen, schiebt dann aber nach: «Wir wollen nicht nur das Negative suchen, sondern auch mal feiern, was es zu feiern gibt.» Ähnlich tönt es bei Nielsen, der sich abgesehen von seiner Position als Nationaltrainer innerhalb des Verbandes stark dafür engagiert, dass Gleichstellung auch in der Nachwuchsförderung durchgesetzt wird: «Ich freue mich auf den Tag, an dem die Mädchen die gleichen Möglichkeiten haben wie die Jungs.» Und bevor er das EM-Kader bekannt gibt, erhöht er auf seine gewohnt freundliche Art und Weise den Druck: «Hoffentlich sind wir in zwei, drei Jahren so weit. Wir müssen uns immer wieder bewusst werden, dass Fussball kein Spiel für Männer oder Frauen ist. Es ist ein Spiel für alle.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.