RestitutionsdebatteEntführung eines Kunstwerks
Die Künstlergruppe «Frankfurter Hauptschule» hat eine Skulptur von Joseph Beuys aus einer Ausstellung in Oberhausen gestohlen – und sie nach Afrika gebracht. Titel der Aktion: «Bad Beuys go Africa».
Das Künstlerkollektiv «Frankfurter Hauptschule» hat sich dazu bekannt, die «Capri-Batterie» des Künstlers Joseph Beuys aus dem Jahr 1985 gestohlen zu haben. Das Kunstwerk wurde angeblich aus der Ausstellung «Verschmutzung. Körperzustände. Faschismus. Christoph Schlingensief und die Kunst» im Theater in Oberhausen entwendet und in Tansania einem ethnologischen Museum übergeben.
Dem Bekenner-Mail sind ein Video und Fotos angehängt, die Tat und Übergabe dokumentieren. Darunter auch Aufnahmen vom Tatort: Dunkel gekleidete Maskierte heben die Skulptur, die aus einer Glühbirne, einer Fassung, einem Draht und einer Zitrone besteht, aus der gläsernen Vitrine. Die Aktion «Bad Beuys go Africa» wird als «symbolischer Akt der Restitution in die ehemalige deutsche Kolonie» bezeichnet. Offensichtlich handelt es sich allerdings nicht um einen nur symbolischen Akt einer Künstlergruppe, die selbst mit Videos in der Ausstellung vertreten ist: Inzwischen ermittelt die Polizei.
Beuys’ Werk soll einem Museum in Tansania übergeben worden sein.
Denn wie es aussieht, ist nicht auszuschliessen, dass die Leihgabe aus der Sammlung des LWL Museums für Kunst und Kultur in Münster tatsächlich entwendet wurde. «Viele vermuten, dass es sich um ein Fake handelt», sagte ein Mitglied der «Frankfurter Hauptschule» gegenüber der «Süddeutschen Zeitung». «Aber auch wenn die Inszenierung in dem Clip überzeichnet ist, so handelt es sich doch um das echte Kunstwerk.»
Man habe das Multiple allerdings nicht in den Rucksäcken transportiert, die von den drei Akteuren vor der Kamera schwungvoll auf ein Gepäckband geworfen werden, sondern «in einer stabilen Box». Und tatsächlich sei die «Capri-Batterie» – wie es in dem Video zu sehen ist – in einem feierlichen Akt dem Iringa Boma Museum in Tansania übergeben worden, wo das Kunstwerk jetzt «sehr gut in einer Vitrine zwischen lokalen Handwerksgegenständen» dauerhaft ausgestellt werde.
Es gehe dabei darum, wenigstens «in einer symbolischen Aktion» etwas nach Afrika zurückzugeben. «Vieles, was während der Kolonialzeit gestohlen wurde, befindet sich ja heute auch in öffentlichem Besitz und wird in Museen ausgestellt.» Zudem wolle man mit «Bad Beuys go Africa» auch der gängigen Unterstellung etwas entgegen setzen, nach der man die kostbaren Objekte aus westlichen Museen schon deswegen nicht restituieren könne, weil es in Afrika keine gesicherten Museen gebe. Dass die Ausstellungsmacher im Oberhausener Theater den Verlust der «Capri-Batterie» tagelang nicht bemerkten, spreche nicht eben für die Überlegenheit der deutschen Museumskultur.
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