Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Euro 2020: England – Deutschland
England lässt nicht zu, dass Deutschland die Sterne vom Himmel spielt

Er soll eine Episode «Game of Thrones» nach der anderen schauen. In England spekuliert man, ob er an der EM deswegen noch nicht getroffen hat. Und dann erzielt Harry Kane gegen Deutschland das 2:0.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Noch einmal streicht sich Bundestrainer Joachim Löw nach einer verpassten Torchance über das dichte Haar. Noch einmal wechselt er einen Spieler ein. Der 18-jährige Jamal Musiala ist der 113. Deutsche, den Löw zum Nationalspieler gemacht hat. Noch einmal fasst sich Löw an die Nase; die Geste hat ihn durch seine Karriere begleitet, sie steht für die Anspannung in seinem Beruf. Kurz vor 19 Uhr Ortszeit schreitet er vom Platz, alleine, ein letztes Mal als Bundestrainer.

Ein Offizieller klopft ihm noch auf die Schulter. Dann verschwindet der 61-Jährige im Bauch des Londoner Wembley-Stadions, wo seine Mannschaft den Achtelfinal gegen England 0:2 verloren hat.

Das wars. Nach 15 Jahren endet die Ära Joachim Löw. Der 61-Jährige verabschiedet sich mit der Niederlage gegen England.

Raheem Sterling hatte in der 75. Minute das 1:0 erzielt. Harry Kane traf zehn Minuten später zum 2:0. Die TV-Kameras zeigten wackelige Bilder von den vibrierenden Tribünen, wo 45’000 Zuschauer feierten. England ist im Viertelfinal. Aus der Hammergruppe mit Deutschland, Titelverteidiger Portugal und Weltmeister Frankreich ist keiner mehr dabei.

Thomas Müller, der Spielertrainer

Dabei hätte es für die Deutschen auch weitergehen können. Vorne zeigten Kai Havertz und Timo Werner, wie gut sie sich seit ihrer gemeinsamen Zeit in Chelsea verstehen; nach einer halben Stunde scheiterte Werner aus guter Position am englischen Goalie Jordan Pickford. Leon Goretzka war einer der Schlüsselspieler in Löws Plan, das Spiel mit viel Tiefe auszustatten – die Bälle mussten irgendwie hinter die Abwehr, wo Werner sie verwerten sollte. In der Achse moderierten Mats Hummels und Toni Kroos. Beide hatten fast hundert Ballkontakte.

Und dann war da noch Thomas Müller, zurück in der Startaufstellung, erster Mann im Pressing. Mit rudernden Armen animierter er seine Kollegen zum Mitmachen. Die Mitspieler sehen in ihm einen Assistenztrainer Löws, er selbst hat sich einmal «Spielertrainer» genannt. Müller vergab in der 81. Minute die grösste Chance der Deutschen. Havertz hatte den langen Ball gespielt, Müller lief alleine auf Pickford zu und schoss daneben. Müller fiel auf die Knie. Der Engländer Sterling drückte sein Gesicht in den Rasen. Ihm hatten die Deutschen den Ball abgejagt.

Thomas Müller kann es nicht fassen. Alleine vor dem Goalie schiesst er am Tor vorbei. Anstatt 1:1 heisst es fünf Minuten später 2:0 für England.

Fünf Minuten später erzielte Kane das 2:0. Kurz danach war Schluss. Joshua Kimmich weinte. Und der ehemalige Captain Bastian Schweinsteiger sagte in sein ARD-Experten-Mikrophon: «Die Engländer waren geiler auf den Erfolg.»

Mehr Rivalität geht nicht

Dieser Siegeswille war auch auf dem fruchtbaren Boden der historischen Begegnung gewachsen. Zum achten Mal standen sich diese Nationen an einer Endrunde gegenüber. Nur zweimal hatten die Engländer gewonnen. Einmal im WM-Final 1966, als sie den einzigen Titel ihrer Geschichte holten. Englands aktueller Trainer Gareth Southgate verschoss an der EM 1996 im Wembley als einziger im Elfmeterschiessen. Die Deutschen gewannen danach das Turnier. Die Engländer waren ab da die Versager in der Kurzentscheidung. Southgate sagte einmal, er glaube in Deutschland beliebter zu sein als in England.

In der Affiche England gegen Deutschland steckt so viel Historie, dass die Deutschen im jüngsten Duell bei vielen Ballberührungen ausgebuht wurden. Sie trugen Schwarz. Die Engländer weiss. Mehr Kontrast geht nicht, mehr Rivalität geht nicht.

Football kommt mal wieder heim

Einer der Rivalen macht weiter. Bei einem Sieg in Rom stünde der Halbfinal im Wembley an. «Football’s Coming Home» ist mal wieder das Mantra auf der Insel. Warum auch nicht?

England hat noch kein Tor kassiert an dieser EM und drei von vier Spielen gewonnen. Weil die Abwehr auch dann funktioniert, wenn Southgate auf drei Innenverteidiger umstellt. Weil Sterling gegen Deutschland sein drittes Turniertor erzielt hat, er, der in einer Strasse aufgewachsen ist, von der man das Wembley sieht. Und weil jetzt auch Kane getroffen hat. Nach 30 Minuten hatte der Captain den Ball mickrige zweimal berührt, lange lief alles an ihm vorbei. Aber dann stand er am Ursprung des 1:0 und das zweite Tor machte er höchstselbst.

Von ihm gibt es in England die Geschichte, wie er während des Turniers die Serie «Game of Thrones» verschlingt. Eine Episode nach der anderen. Und die Experten fragten sich, ob er vielleicht nicht getroffen hat, weil vor dem Matchtag einer seiner Lieblingscharaktere die Serie verlassen musste.

Jetzt verlassen die Deutschen die Serie «Euro 2021». Trainer Löw hatte vor der Partie zur Ästhetik des deutschen Spiels gesagt: «Bei einem Turnier muss man nicht die Sterne vom Himmel herunterspielen.» Der Fussball muss nicht schön sein. Sondern erfolgreich. Löw ist 2014 mit Deutschland Weltmeister geworden. 2021 ist England im Achtelfinal das Ende der deutschen Kampagne.

Und von Löws Karriere als Bundestrainer.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.