1:3 gegen ÖsterreichAuch Lewandowski kann Polens Niederlage nicht verhindern
Für den Stürmer reicht es zu einer Einwechslung, für sein Team aber erneut nicht zu einem Punkt. Die Österreicher wahren die Chance auf den Achtelfinal.
Auch mit Robert Lewandowski steht Polen bei der EM vor dem frühen Aus in der Vorrunde. Fünf Tage nach der Auftaktniederlage gegen die Niederlande (1:2) verloren die Polen auch ihr richtungsweisendes zweites Gruppenspiel gegen das von Ralf Rangnick trainierte Österreich mit 1:3. Der nach einer Stunde eingewechselte Lewandowski, der ein Blitz-Comeback nach überstandenem Muskelfaserriss gab, konnte die Niederlage nicht verhindern.
Gernot Trauner hatte Österreich in der 9. Minute mit dem schnellsten Tor der Alpenrepublik bei Europameisterschaften in Führung gebracht. Der ehemalige Herthaner Krzysztof Piatek, der anstelle von Lewandowski in der Startelf spielen durfte, erzielte nach einer halben Stunde an alter Wirkungsstätte den Ausgleich. Als Lewandowski auf dem Feld war, sorgten der Leipziger Christoph Baumgartner (66.) und Kapitän Marko Arnautovic (78., Foulelfmeter) für den Sieg der Österreicher.
Zum Gruppenabschluss am kommenden Dienstag gegen Vizeweltmeister Frankreich reicht den Polen womöglich nicht einmal ein Sieg zum Weiterkommen. Sollte Frankreich am Freitagabend in Leipzig nicht gegen die Niederlande verlieren, stünde das Aus schon am Freitag fest. Die Österreicher haben mit drei Zählern auf dem Konto und den Niederlanden als letzten Gruppengegner die deutlich besseren Karten.
70 Minuten vor Anpfiff war die etwas überraschende Nachricht durchgesickert, dass Lewandowski nicht fit genug für die Startelf sei. Dabei hatten die jüngsten Aussagen der Verantwortlichen zuletzt darauf hingedeutet, dass der 35-Jährige elf Tage nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel im letzten EM-Test gegen die Türkei von Beginn auflaufen kann.
Für Österreichs Trainer Ralf Rangnick änderte sich dadurch taktisch angeblich nichts. «Wir haben darüber gar nicht gesprochen», sagte der deutsche Coach kurz vor dem Anpfiff. Er wolle seinem aggressiven Spielstil trotz des 0:1 zum Auftakt gegen Frankreich treu bleiben: «Unser bester Wellenbrecher ist unser Gegenpressing.»
Lewandowski-Einwechslung und riesen Jubel
Und genau so startete das Rangnick-Team auch. Die von Rekordnationalspieler Marko Arnautovic angeführten Österreicher griffen die Polen schon in deren Hälfte aggressiv an und setzten auch beim Führungstreffer konsequent nach. Nach einer Flanke des auffälligen Mainzers Phillipp Mwene köpfte der aufgerückte Abwehrspieler Trauner den Ball in den Winkel. Lewandowski blickte auf der Bank besorgt drein und flüsterte später dem Co-Trainer etwas ins Ohr.
Das 0:1 war für die Polen ein Weckruf. Sie konnten sich nun besser vom Dauerdruck des Gegners befreien und kamen auch zu nennenswerten Chancen. Der Ausgleich durch Piatek im Nachsetzen aus Nahdistanz war absolut verdient. Seinen Treffer feierte der Angreifer mit seinem Pistolen-Jubel, den er im Trikot der Hertha im Olympiastadion viel zu selten gezeigt hatte. Auch Lewandowski jubelte an der Seitenlinie mit.
Bei den anfangs so dominanten Österreichern war plötzlich Verunsicherung zu spüren. Dabei stand geballte Erfahrung auf dem Rasen, mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahre und 217 Tage lief die laut Datenanbieter Opta älteste Startformation in einem EM-Endrundenspiel Österreichs auf. Marcel Sabitzer setzte am Ende der ersten Halbzeit zwar noch ein paar Akzente. Doch die grosse Chance zur Führung hatte Polen durch einen Freistoss von Ersatz-Captain Piotr Zielinski, den ÖFB-Torwart Patrick Pentz parierte.
Rangnick reagierte und brachte im Wolfsburger Patrick Wimmer für Florian Grillitsch von der TSG Hoffenheim einen etwas offensiver ausgerichteten Mittelfeldspieler. Doch im Angriff ging zunächst auf beiden Seiten wenig. Zudem musste Torschütze Trauner in der 59. Minute verletzungsbedingt vom Platz.
Die Einwechslung von Superstar Lewandowski sorgte immerhin für Riesenjubel bei den rund 35’000 polnischen Fans. In einer seiner ersten Aktionen kassierte der Captain wegen eines Ellenbogen-Einsatzes im Luftzweikampf mit dem Freiburger Philipp Lienhart die Gelbe Karte.
Doch es kam noch bitterer für den früheren Münchner. Nach dem erneuten Rückstand durch Baumgartner erhöhten die Polen den Druck und suchten vor allem mit langen Bällen ihren Topstar. Die Entscheidung für Österreich fiel nach einem frühen Ballgewinn und einem Foul von Polens Torwart Wojciech Szczesny im Strafraum an Sabitzer. (DPA)
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Die Teams sind da
Die beiden Mannschaften betreten den Rasen im heute rotweissen Olympiastadion. Und während der Hymne sorgen die polnischen Fans schonmal dafür, dass ihr Verband bald ein bisschen Geld an die Uefa überweisen darf: Es werden einige Pyrofackeln gezündet – und das kostet bekanntlich.
Das Wetter spielt nicht mit
Fussballerisch konnten wir uns in den letzten Tagen ja nicht beklagen. Was das Wetter im Deutschland angeht, gibt es aber durchaus noch Verbesserungsbedarf. Auch in Berlin regnet es heute so stark, dass beide Fanzonen der Stadt geschlossen bleiben. Während der Partie sind Gewitter über der deutschen Hauptstadt vorhergesagt.
Wer gewinnt?
Aber dann leiten wir die Frage doch einfach weiter: Was denken Sie, wer heute gewinnt? Polen oder Österreich?
Österreichs Selbstvertrauen
In Österreich ist das Selbstvertrauen trotz der knappen Niederlage gegen Frankreich zum Auftakt gross. Zumindest beim ehemaligen Nationalspieler Martin Hinteregger. Der hat in seiner Kolumne in der «Kronen-Zeitung» geschrieben:
«Trotz Lewandowski ist eines klar: Wir sind der Favorit und können uns nur selbst schlagen! Als Mannschaft sind wir den Polen qualitativ überlegen. Aber das Gefährliche ist: So wie wir Frankreich in einem Spiel schlagen können, kann Polen auch uns in einem Spiel schlagen. Wir werden im Olympiastadion mehr Chancen bekommen – und die müssen wir nutzen!»
Lewandowski auf der Bank
Bei den Polen geht es – wie schon im ersten Spiel – aber weniger um diejenigen, die auf dem Rasen stehen. Sondern um denjenigen, der vorerst nur auf der Bank sitzt: Wegen eines Muskelfaserrisses hat Robert Lewandowski bereits das Duell gegen die Niederlande verpasst. Jetzt sitzt er immerhin wieder auf der Bank.
So spielt Polen
Auch die Polen haben ordentlich rotiert. Und zwar: Piatek, Dawidziuk, Piotrowski und Slisz ersetzen Urbanski, Salamon, Romanczuk und Szymanski. Das ist dann doch eine gröbere Reaktion auf den ersten Auftritt bei dieser EM.
So spielt Österreich
Bei den Österreichern hat Trainer Ralf Rangnick im Vergleich zum Auftakt gegen Frankreich etwas intensiver in seine Aufstellung geschraubt gefummelt und auf drei Positionen umgestellt. Im Sturm kommt Marko Arnautovic zu seinem ersten Einsatz in der Startelf. Und die Innenverteidigung ist ebenfall neu: Weil Maximilian Wöber und Kevin Danso beide mit Gelb vorbelastet sind, agieren die Österreicher heute mit Philipp Lienhart und Gernot Trauner.
Herzlich Willkommen…
… zum zweiten Spiel des Tages. Im Berliner Olympiastadion trifft Österreich auf Polen. Und nachdem beide Nationen ihr Auftaktspiel verloren haben – Österreich gegen Frankreich und Polen gegen die Niederlande –, ist am Ende der Gruppe D schon ordentlich Druck drin.
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