Grosser EM-Empfang in ZürichYakin macht die Welle – und der Liebling ist immer noch Shaqiri
Zahlreiche Fans jubeln den Schweizern am Tag nach dem bitteren Viertelfinal-Out in Zürich zu. Und noch einmal stiehlt Shaqiri allen die Show.
Es ist eine Pflichtaufgabe für Spieler und Trainer, und fast keiner löst sie so gut wie Murat Yakin. Der Nationalcoach geniesst den Applaus, den er bekommt, er macht die Welle mit dem Publikum und strahlt. Es ist das, was ihn auszeichnet, Momente wie diese kommen gut an bei den Fans.
Mit seinen Spielern und dem gesamten Staff muss Yakin am Sonntag, das Viertelfinal-Out gegen England ist noch keine 24 Stunden her, eine Extrarunde drehen, bevor es in die Ferien geht. Beim Zürcher Hauptbahnhof in der Europaallee ist die grosse Bühne aufgebaut, vor der Hunderte Fans warten.
Es ist die letzte wohlüberlegte Entscheidung des schweizerischen Verbands an diesem Turnier, mit dem Bus von Stuttgart zurück in die Schweiz zu reisen und nicht mit der Bahn. So beginnt der Empfang pünktlich um 17 Uhr. Es ist ein gelungener Anlass, weil er einmal mehr aufzeigt, wie diese Nationalmannschaft Menschen verschiedenster Kulturen zusammenbringt.
Eine grosse Sache ist er natürlich auch für die Kleinsten. Julie und Nico sind elf Jahre jung. Beide spielen selbst Fussball in der Stadt Zürich, und natürlich wollen sie dabei sein, wenn sich die Nationalmannschaft zeigt. Ihre Lieblingsspieler? «Vargas», sagt Nico, «Akanji», sagt Julie, weil sie auch Verteidigerin ist. Aber Vargas sei auch einer ihrer Favoriten.
Stolz und Trauer bei den jungen Fans
Die beiden haben den Viertelfinal zusammen geschaut. «Die Schweiz hat sich nicht einschüchtern lassen von den Engländern», findet Nico. Und Julie berichtet, sie sei erschrocken, als Akanji seinen Penalty verschossen habe, «und ich war auch traurig». Sie habe gehofft, Yann Sommer würde noch einen Penalty halten.
Dazu kam es bekanntlich nicht, und darum stehen Sommer und seine Kollegen nun auf dieser Bühne. Jeden Spieler ruft SRF-Mann Rainer Maria Salzgeber auf. Ruben Vargas und Breel Embolo kriegen viel Applaus, Yann Sommer und Ricardo Rodriguez auch, Granit Xhakas Name wird skandiert. Auch Manuel Akanji, der tragische Held vom Samstag, wird besonders herzlich empfangen.
Aber bei keinem jubeln die Menschen in der Europaallee lauter als bei Xherdan Shaqiri. 71 Minuten stand er bei dieser EM in Deutschland auf dem Platz. Als er auf die Bühne tritt, wird deutlich, dass das seinem Status bei den Schweizer Fans kein bisschen geschadet hat. Shaqiri geniesst mittlerweile fast schon Legendenstatus.
Salzgeber bittet einige Spieler nach vorn, Sommer spricht, Xhaka auch, dann noch Akanji, Embolo, Fabian Rieder, Dan Ndoye und Rodriguez, der sich auf ein «Danke für alles» beschränkt, wie alle anderen einen Ball in die Menge kickt und sich dann wieder zurück zum Team gesellt.
Salzgeber stellt auch Shaqiri seine Fragen, und natürlich geht es dabei auch um diesen Eckball, um diesen frechen Versuch Shaqiris im Spiel gegen England. In der 117. Minute versuchte er, Jordan Pickford, den englischen Goalie, zu überlisten – von der Cornerfahne aus. Der Ball prallte ans Lattenkreuz.
Shaqiri gibt eine Shaqiri-Antwort
Und Shaqiris Antwort ist eine Shaqiri-Antwort, vorgetragen mit dem ihm eigenen Schalk, der jedem auf der Bühne die Show stiehlt. «Ich habe ein paarmal gedacht, dass der Goalie weit vorn steht, und ich habe das in Amerika ja auch schon probiert», sagt er, «dann dachte ich: 117. Minute, komm, ich versuche es einmal. Leider ist er nicht reingegangen.» Und dann der Zusatz: «Aber es war ein schöner Schuss.» Natürlich. Keiner erklärt Shaqiri-Momente so schön wie Shaqiri.
Eine halbe Stunde dauert die Veranstaltung. Emil Bolli, während der letzten 28 Jahre Koch des Nationalteams, wird noch verabschiedet. Xhaka lässt sich zum Scherz hinreissen, dass Bollis sportliche Leistung mit null Einsätzen in 28 Jahren verbesserungswürdig sei. Und dann, endgültig, endet diese EM-Kampagne, und die Spieler dürfen in die Ferien.
Herzlich willkommen
Wir begrüssen Sie zum vorerst letzten Liveticker mit der Nationalmannschaft in der Hauptrolle. Der Anlass: Spieler und Staff kehren gemeinsam heim, um sich nach dem grossartigen Turnier bei den Fans zu bedanken und sich noch einmal von ihnen feiern zu lassen.
Die Teambusse verliessen das Schweizer EM-Quartier in Stuttgart um 13.45 Uhr, der Empfang auf dem Europaplatz neben dem Zürcher Hauptbahnhof soll um 17 Uhr beginnen. Moderiert wird er von SRF-Mann Rainer Maria Salzgeber.
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