Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Sommermärchen ist ausgeträumt
Erst völlig losgelöst – sind die Deutschen auf einmal völlig aufgelöst

Für Toni Kroos geht mit dem EM-Aus eine grosse Karriere zu Ende.

Und dann ist alles vorbei. Dann endet die Heim-EM für den Gastgeber im Viertelfinal von Stuttgart. Statt völlig losgelöst sind die Deutschen völlig aufgelöst.

Mikel Merino heisst der Spielverderber, er ist Mittelfeldspieler Spaniens. Und er trifft in der 119. Minute mit dem Kopf zum 2:1. Gerade noch haben sich die Deutschen durch ein Tor von Florian Wirtz in die Verlängerung gerettet (89.), gerade noch fühlten sie sich oben auf. Sie waren die bessere Mannschaft, sie hofften, nach einem Hands von Marc Cucurella einen Penalty zugesprochen zu bekommen. Sie taten das zurecht, aber vergebens. Stattdessen steht jetzt in den Gesichtern auf der Tribüne Fassungslosigkeit. Und unten auf dem Platz schüttelt Toni Kroos ungläubig den Kopf.

Er, der einmal die Weltmeisterschaft und sechsmal die Champions League gewonnen hat, muss sich an ein neues Gefühl gewöhnen. Das letzte Spiel seiner grossartigen Karriere wird zur Niederlage. Auch weil Niclas Füllkrug in der Verlängerung der Verlängerung aus guter Position mit dem Kopf vergibt. «Der Traum, den wir alle hatten», sagt Kroos, als er sich gesammelt hat, «ist geplatzt.»

Die Spanier ziehen in den Halbfinal ein. Derweil beginnt für den Gastgeber die Verarbeitung. Das werde ein paar Tage dauern, findet Kroos. Vor der Partie hatte er angekündigt, in diesem Fall keine Minute mehr des Turniers schauen zu wollen, Verdrängung als Mittel zum Zweck. «Wir haben alles reingelegt, um nicht zu verlieren», sagt er noch. «Und wir waren sehr nahe dran. Umso bitterer ist es.»

Der Schiedsrichter schwankt

Als vorgezogener Final ist die Partie beschrieben worden, als Duell der Giganten: Kroos gegen Rodri, Jamal gegen Yamal – das Abgeklärteste und Aufregendste, das die EM zu bieten hat.

Kroos erzählte unter der Woche, dass er die Anspielzeit um 18 Uhr nicht so mag, weil sie ihn daran hindere, den Tag hindurch ausgiebig zu schlafen. So wirkt er: nicht ausgeschlafen. Er kommt zu spät und trifft Pedri derart hart, dass dieser nach acht Minuten ausgewechselt werden muss. Dass Kroos nicht die Gelbe Karte sieht, ist ein erstes Indiz für die schwache Leistung von Schiedsrichter Anthony Taylor. Die Linie des Engländers erinnert an die Gangart der Besucher der naheliegenden Wasen um Mitternacht: Sie ist schwankend.

Kroos ist das Metronom der Deutschen, ist er aus dem Takt, ist es auch ihr Spiel. Dementsprechend beginnen sie: nervös, schludrig – mit einem Publikum im Rücken, dem die Anspannung anzumerken ist. Als Kroos einen Fehlpass spielt, geht ein Schrei des Entsetzens durchs Stadion.

Natürlich hat der wackelige Beginn der Gastgeber mit dem Druck zu tun, den die Spanier aufsetzen. So haben sie an diesem Turnier das Spiel ihrer Gegner erstickt. Aber Deutschland ist nicht Italien, Deutschland hat die Qualität, sich aus der Bedrängnis zu lösen. Und bald schon gelingt dies dem Team von Trainer Julian Nagelsmann. Kai Havertz bieten sich zwei Chancen, er ist als Mittelstürmer aufgestellt, aber eigentlich ist er kein Mittelstürmer. Da liegt das Problem: Goalie Simon pariert zweimal mühelos.

Auf der anderen Seite ist Manuel Neuer nicht stärker gefordert. Die erste Halbzeit erfüllt die turmhohen Erwartungen an diese Partie nicht. Aber das Spiel wird besser, vor allem wird es dramatischer.

Nagelsmann reagiert, er bringt Wirtz für Sane und Andrich für Can. Letzter, kurz vor der EM aus dem Urlaub nachnominiert, war die Überraschung in der Startaufstellung. Er ist kein feiner Fussballer wie so viele bei den Deutschen, er wirkt mit seiner Physis und seinem Tempo. Und er fehlt, als sich die Spanier zu einem weiteren Angriff anschicken. David Raum lässt hinten links Lamine Yamal zu viel Raum, Andrich verliert Olmo aus den Augen. Und der eingewechselte Spielmacher von Leipzig trifft überlegt zur Führung (51.). Ausgerechnet Olmo, der für den verletzten Pedri eingewechselt wurde, bestraft die Deutschen. «Karma is a bitch», sagt man dazu auf Neudeutsch.

Der Ansturm der Deutschen

Die Führung hat auch noch Bestand, als es in die Schlussphase geht. Die Minuten verrinnen. Mal für Mal haben sie die Deutschen angeschickt, das 0:1 wettzumachen. Mittelstürmer Füllkrug ist eingewechselt worden, irgendwann sogar Thomas Müller, der längst mehr Unterhalter und Botschafter ist als gefürchteter Raumdeuter.

Aber Mal für Mal sind die Deutschen gescheitert, an Simon, in Person von Füllkrug auch am Pfosten (77.). Der Gastgeber könnte längst das Gefühl haben, dass es hier und heute nicht sein Abend ist. Aber das ist ihm nie anzumerken. Er stürmt an, aber nicht wild und verzweifelt. Die Spanier, an dieser EM für ihren Offensivfussball gefeiert, sind nicht mehr wiederzuerkennen.

Der Ball kommt zum eingewechselten Maximilian Mittelstädt. Der Linksverteidiger flankt auf Rechtsverteidiger Joshua Kimmich, und der hat am hinteren Pfosten die richtige Idee. Er legt mit dem Kopf zurück, der eingewechselte Florian Wirtz kommt angerauscht und trifft zum 1:1. In Stuttgart gibt es kein Halten mehr.

In diesem Moment sind die Deutschen tatsächlich völlig losgelöst. Sie wissen da noch nicht, dass sie ihren Auftritt am Heimturnier nur um gut eine halbe Stunde verlängert haben.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

28’ Carvajal schreit

Raum spielt hier Fussball mit dem Fuss von seinem Gegenspieler Carvajal. Sieht schmerzhaft aus, wird es wohl auch sein, so laut wie Carvajal schreit. Gelbe Karte für Raum. Der anschliessende Freistoss fliegt ins Nichts.

25’ Freistoss Deutschland

Kimmich wird gefoult, Freistoss seitlich aus rund 25 Meter zum gegnerischen Goal, doch die Flanke von Kroos findet keinen Abnehmer.

23’ Laporte mit einem Wumms

Und da versucht sich der spanische Innenverteidiger Laporte gleich selbst in der Offensive, packt einen Hammer aus, doch leider auch sehr unpräzise. Neuer hält sicher, muss sich aber wohl kurz in die Hände pusten – könnte heiss sein.

21’ Grosse Chance über rechts

Und es geht auch über rechts wird mir hier gerade gezeigt. Kimmich flankt punktgenau auf den Kopf von Havertz, dieser köpft den Ball aber zu wenig präzise aufs Spanien Goal. Simon fängt sicher. Der lauteste Hall bisher ging gerade durchs Stadion.

18’ Alles über links

Bei den Deutschen geht fast alles über die linke Seite. Raum, der Aussenverteidiger, einer der Aktivposten, doch seine letzten Bälle ins Zentrum finden heute bislang noch keine Abnehmer.

16’ Ruiz schiesst drüber

Grosse Lücke im deutschen Mittelfeld, die Spanier spielen sich locker durch, doch auch der nächste Abschluss, nun durch Ruiz, landet neben dem Tor.

15’ Yamal versuchts mit einem Kniff

Der anschliessende Freistoss von Yamal fliegt unter der Mauer durch, doch landet neben dem Goal.

13’ Rüdiger räumt auf

Der deutsche Innenverteidiger holt kurz vor dem eigenen Strafraum Olmo von den Beinen, kriegt Gelb und wäre so für ein mögliches Halbfinal gesperrt.

12’ Abschluss Williams

Der spanische Offensivmann Nico Williams mit dem nächsten Abschluss für Spanien, doch der knallt neben dem Tor in die LED-Bande. Keine Gefahr.

11’ Chance Deutschland

Havertz passt den Ball auf die linke Seite zum aufgerückten Aussenverteidiger Raum, doch sein Flankenball landet in den Händen von Simon.

10’ Nervöser Beginn

Noch wenig Spielfluss hier und auch noch wenig Struktur in dieser Anfangsphase. Es geht um sehr viel in diesem Spiel, das merkt man den Akteuren auch ein wenig an.

6’ Spanien muss schon das erste Mal wechseln

Pedri konnten nach dem Foul kurz weiterspielen, doch nun liegt er wieder auf dem Feld und hat die Hände vor dem Gesicht. Das geht nicht weiter für den jungen Mittelfeldmann von Barcelona, für ihn kommt Olmo.

Frühe Verletzung: Pedri (Mitte) muss ausgewechselt werden.

3’ Nun kommen die Deutschen

Nun kommen die Gastgeber das erste Mal in die gegnerische Hälfte, doch der Pass von Sané ist zu ungenau und landet beim Gegner. Kurz darauf räumt Kroos dann Pedri ab, wird dafür aber nicht verwarnt.

1’ Erster Abschluss Spanien

Und da kommen die Spanier schon einmal gefährlich vors Goal und Pedri kann abschliessen. Sein Schuss kommt jedoch zu zentral auf Neuer, der den Ball sicher hält.

Das Spiel beginnt!

Bei mir kribbelts leicht vor Vorfreude. Das Spiel kann nun endlich losgehen. Schiedsrichter Anthony Taylor hat das Spiel angepfiffen.

Die Teams laufen ein

Die Spieler stehen in den Katakomben, die Anspannung ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Stimmung in Stuttgart natürlich jetzt schon prickelnd. Und nun folgen gleich die beiden Hymnen.

Wer hat die Haare schön?

Der Andrich hat die Haare schön. Von Weiss zu Pink. Nun also die Farben des Auswärtstrikots.

Robert Andrich lässt sich gerne mal die Haare färben.

Die Aufstellung von Deutschland

Trainer Julian Nagelsmann bringt im Mittelfeld Emre Can für Robert Andrich, Jonathan Tah rückt nach seiner Gelbsperre wieder in die Innenverteidigung. In der Offensive kriegt Sané wieder den Vorzug vor Florian Wirtz.

Die Aufstellung von Spanien

«Never change a winning Team» muss sich Trainer de la Fuente gedacht haben. Nach dem 4:1-Sieg über Georgien stehen heute die gleichen elf Spieler wie da auf dem Feld. Lamine Yamal hätte weiterhin die Chance zum jüngsten EM-Torschützen zu werden.

Erinnerungen an die grossen Duelle

EM-Final 2008: Am 29. Juni 2008 schiesst Fernando Torres die Spanier mit seinem Treffer im Ernst-Happel-Stadion zum Sieg. Schweinsteiger, Ballack, Klose und Co. sind am Boden zerstört.

WM-Halbfinal 2010: Nur zwei Jahre später kommt es wieder zum Duell der beiden Giganten. Im südafrikanischen Durban ist es nun der Innenverteidiger Puyol der die Spanier in den Final schiesst und damit den Weg zum WM-Sieg ebnet. Wieder gehen die Deutschen leer aus.

Gerard Piqué und Iker Casillas (link) waren zwei der spanischen Leader beim WM-Sieg 2010.

WM-Gruppenspiel 2022: Zwei Giganten scheinen zu schwanken. Nach Toren von Morata und Füllkrug endet die Partie in der Gruppenphase 1:1. Spanien wird Gruppenzweiter – hinter Japan. Deutschland scheidet sogar aus.