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Meinung

Kommentar zur Elternzeit
Gut gemacht, liebe ausländische Firmen!

Un homme et ses deux enfants se promenent en profitant d'une meteo printanniere sur fond de Lac Leman ce dimanche 19 avril 2015 a Yens, Vaud. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)
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16 Wochen, voll bezahlt. Der Schweizer Ableger von AstraZeneca bietet seinen Mitarbeitenden nach der Geburt ihres Kindes eine ziemlich grosszügige Elternzeit an. Ob Mann oder Frau oder Adoptiveltern, vier Monate Auszeit sind jedem Elternteil seit dem vergangenen Jahr garantiert. 

Das klingt gut. Das ist gut. Und es konfrontiert uns mit der eigenen Rückständigkeit. In den Ländern um uns herum sind ähnliche Lösungen bereits gesetzlich vorgeschrieben. Dänemark gönnt seiner Bevölkerung eine bezahlte Elternzeit von 48 Wochen, die sich die Eltern aufteilen können. In Deutschland sind es sieben Monate pro Elternteil, in Spanien 16 Wochen. Bei uns, für den Mann: zwei Wochen. Das macht im Gespräch das Gegenüber aus Deutschland schon mal sprachlos – oder schadenfreudig.

Es ist darum keine Überraschung, dass uns vor allem grosse, internationale Firmen wie AstraZeneca, Volvo oder Ikea aufzeigen, was möglich ist. Sie bringen nicht nur Expats und Druck auf den Wohnungsmarkt ins Land, sondern eben auch frische Ideen. Zum Beispiel bei der Kinderbetreuung oder den flexiblen Arbeitszeiten. Das darf man anerkennen, davon kann und soll man sich inspirieren lassen. 

Kurze Vaterzeit fördert veraltete Rollenbilder

Eine Elternzeit schweizerischer Ausprägung mit zwei Wochen Vaterschaftsurlaub hat demgegenüber einige Nebenwirkungen. Erstens: Sie zementiert Rollenbilder. Im Sinn von: Der Mann arbeitet, die Frau ist zu Hause. Zweitens: Sie sorgt dafür, dass Frauen länger von der Rückkehr in die Arbeitswelt absehen, das zeigen Studien. Drittens: Sie hilft sicherlich nicht gegen den Fachkräftemangel.  

Eine längere Elternzeit würde alle diese Probleme beheben. Daneben hat sie mannigfaltige Vorteile im feinstofflichen Bereich. Sie eröffnet für das Familienleben neue Möglichkeiten, vielleicht auch ungeahnte, gerade für Väter. Stichwort: Verantwortung übernehmen, Bindung aufbauen, Vater sein. 

Selbstverständlich soll man auch weiterhin auf das traditionelle Familienmodell setzen dürfen, wenn es sich als ideal herausstellt. Doch die Eltern dieses Landes sollen mindestens die Wahl haben und nicht durch Friktionen in eine unerwünschte Richtung gedrängt werden.

Über Gutes soll man sprechen, Gutes soll man kopieren. Eine längere Elternzeit gehört dazu.