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Ärztin, Ultraläuferin, Instagram-Star
Als ihr Freund sie verlässt, entdeckt sie ihre Abenteuerlust

Elena Lopez sitzt auf einer Bank im verschneiten Davos, 14.02.2025. Sie ist Ärztin, Ultraathletin und Influencerin.
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In Kürze:
  • Die Spanierin Elena Lopez lebt in Davos und dokumentiert ihre Abenteuer auf Instagram.
  • Sie kombiniert ihre Karriere als Ärztin mit Trailrunning und Ultraläufen.
  • Eine vollständige Influencerkarriere strebt sie trotz ihrer Popularität nicht an.

Als Elena Lopez im weissen Arztkittel, mit Stethoskop um den Hals und knallroten Lippen erscheint, umschmeicheln die letzten Sonnenstrahlen das Jakobshorn. Der Balkon der Cafeteria des Spitals Davos bietet die perfekte Aussicht auf dieses Naturschauspiel. Und man kann verstehen, wieso die spanische Ärztin am Feierabend oder an freien Tagen oft ihre Turnschuhe anzieht und die Hänge hinaufjoggt.

Manchmal führt das auch zu heiklen Situationen, wie sie lächelnd erzählt. «Dazu habe ich noch eine gute Geschichte», sagt sie dann, und die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus. Auf Hochdeutsch mit spanischem Akzent.

Als «Elena in the Alps» dokumentiert sie auf Instagram ihre malerischen, anstrengenden und manchmal riskanten Touren und auch ein bisschen ihren Arbeitsalltag. Etwa, wenn sie als Ärztin für ein Heimspiel des HC Davos ins Eisstadion ausrückt oder am Spengler-Cup als Teamärztin der Straubing Tigers im Einsatz ist.

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Als sie vor zwei Jahren begann, öfter zu posten, hatte sie 2000 Follower. Inzwischen sind es fast 120’000, und laufend kommen neue dazu. Ihre Anhängerschaft lässt sie an ihren zusehends kühneren Projekten teilhaben. Im Sommer lief sie innert zwei Tagen und 22 Stunden die 160 Kilometer und 8000 Höhenmeter vom tiefsten Punkt der Schweiz (Brissago) auf den höchsten, wobei sie beim Erklimmen der Dufourspitze einen Bergführer dabei hatte.

Zwei Tage später absolvierte sie allein die Schweizer Strecke der Via Alpina, von Vaduz bis Montreux, womit sie die Rekordzeit für eine Frau schlug: 89 Stunden und 55 Minuten für 404,7 Kilometer über 14 Alpenpässe und 22’368 Höhenmeter.

Elena Lopez auf schmalem, teilweise schneebedecktem Grat im Gebirge, ausgerüstet mit Helm, Kletterseil und Steigeisen, umgeben von Nebel beziehungsweise Wolken.

Dazu eine Geschichte, in der es brenzlig wurde: Am Abend des zweiten Tages, sie war in der Nähe von Altdorf unterwegs, wurde sie von einem heftigen Gewitter überrascht: «Zuerst zeigte der Wetterradar, der Sturm ziehe an mir vorbei. Ein paar Sekunden später war ich mittendrin, und ein paar Meter neben mir schlug der Blitz ein.» In der Dämmerung erspähte sie weiter oben am Berg einen Stall und rannte hoch, um Schutz zu suchen. «Ich glaube, so schnell bin ich in meinem Leben noch nie gerannt.»

Der Stall war verlassen, es war dunkel, und sie dachte, sie harre kurz drinnen aus, bis das Gewitter vorbeigezogen sei. Aber es hörte einfach nicht auf. Sie hatte in einem Hotel 20 Kilometer entfernt ein Zimmer für die Nacht gebucht, traute sich wegen des Sturms aber nicht mehr vor die Tür. Also machte sie sich aus dem Stroh ein Bett. «Der Boden war hart, und meine Beine schmerzten», erzählt sie. «Aber ich war so erschöpft, dass ich sofort eingeschlafen bin.»

Unterwegs in der Nacht, irgendwo im Kanton Uri

Um zwei Uhr morgens wachte sie in ihren durchnässten Kleidern auf und zitterte vor Kälte. Das Gewitter hatte nachgelassen. So setzte sie ihren Weg fort, den ihr der Lichtstrahl ihrer Stirnlampe wies. «Mitten in der Nacht unterwegs, irgendwo im Kanton Uri, ganz allein. Die Kühe schauten mich nur verdutzt an», sagt sie schmunzelnd.

Elena Lopez joggt auf einem Bergpfad mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund.

Es sind solche Abenteuer, die für sie die Faszination ihrer Projekte ausmachen. «Man ist auf sich allein gestellt, niemand kommt, um dich zu retten. Du musst für dich selber schauen. Bei Strassenläufen oder Marathons ist alles für dich organisiert.» Wobei sie auch regelmässig Marathons läuft. Aber auch da bevorzugt sie die ausgefallenen. Gerade absolvierte sie den Lost City Marathon in Mexiko, der auf Dschungelpfaden und an Wasserfällen vorbei und oft bergauf durch die Landschaften der Sierra Madre führt, und kam als drittschnellste Frau an.

Das Verblüffende ist: Als Lopez 2018 nach ihrem Medizinstudium im heimischen Gijón an der Nordküste Spaniens in die Schweiz kam und sich als Assistenzärztin in Basel ihre Sporen abverdiente, war sie noch nicht besonders sportlich. Neben der Arbeit begann sie damals locker mit Joggen.

Als sich dann vor drei Jahren ihr Freund von ihr trennte, wandte sie sich intensiv dem Trailrunning zu, dem Joggen auf Naturwegen, um den Trennungsschmerz zu verarbeiten: «Ich war sehr traurig und musste einen Ausgleich finden. Trailrunning hat mich aufgemuntert. Und dann habe ich mich in diesen Sport verliebt.»

3400 Kilometer, 155’000 Höhenmeter, 0 Dates

Aktuell ist Lopez immer noch Single, womit sie in ihren Instagram-Posts zuweilen kokettiert. Im Oktober schrieb sie: «Meine letzten neun Monate als Ultrarunner und Vollzeit-Ärztin: 3400 km, 155’000 Höhenmeter, 0 Dates.» Ihre Message ist: Suche den Helden nicht in einem Partner, sondern in dir selbst. Sie sagt: «Diese Trennung gab mir die Motivation, mir mehr zuzutrauen und meine eigenen Träume zu verfolgen. Diese Denkweise hatte schon immer in mir geschlummert. Aber die Trennung war der Anstoss, den ich gebraucht hatte, um sie in mir zu wecken.»

Elena Lopez läuft in Davos vor einer schneebedeckten Berglandschaft. 14. Februar 2025. Sie ist Ärztin, Ultraathletin und Influencerin.

Dass sie, die zuvor maximal zehn Kilometer am Stück gejoggt war, innert Kürze zur Ultraläuferin wurde, ist indes schon bemerkenswert. Als Sportärztin wisse sie natürlich, dass eine solch schnelle Steigerung zu Verletzungen führen könne. Sie sei indes noch nie verletzt gewesen. «Das liegt einerseits daran, dass ich die Frühsymptome schnell erkenne und selbst behandle, andererseits wohl auch daran, dass mein Körper für Ultradistanzen gemacht ist.»

Ihr grösster Muskel sei aber der Kopf: «Ultrarunning ist eine Willenssache. Auf kürzeren Distanzen bin ich nicht die Schnellste. Aber bei längeren Touren und wenn es bergauf geht, spielt sich so viel im Kopf ab. Irgendwann tut dir alles weh, du hast kaum geschlafen und nicht genug gegessen, und dein Körper schreit: ‹Aufhören, ich will nach Hause!› Und du sagst: ‹Nein, wir gehen weiter.›»

Humorvoll, spontan, selbstironisch, aufreizend

Mit einem 100-Prozent-Job als Ärztin, den zeitintensiven Trainings und ihren Posts auf Instagram ist ihr Tag gut ausgefüllt. Um ihre Follower bei Laune zu halten, postet sie täglich. Sie ist in ihren Beiträgen humorvoll und spontan, selbstbewusst, manchmal auch selbstironisch, zuweilen provokant oder aufreizend. «Das Erste, was mir in den Sinn kommt, landet meistens in meiner Story», sagt sie. «Wenn man am Ende des Tages durch Instagram scrollt, ist man müde und will ein bisschen Ablenkung. Wenn ich meine Follower zum Lachen bringen kann, ist das schon gut.»

Elena Lopez mit Marco Odermatt während eines Runs, lächelnd und Daumen hoch, in gelben und grauen T-Shirts.

Sie sei stolz darauf, dass rund die Hälfte ihrer Follower Frauen seien, sagt Lopez. «Viele weibliche Influencerinnen werden zum Grossteil von Männern gefolgt. Dass sich bei mir die beiden Geschlechter die Waage halten, zeigt mir, dass mir die Leute nicht wegen meines Aussehens folgen, sondern wegen meines Inhalts. Am meisten freut mich, wenn mir jemand schreibt, ich hätte sie oder ihn motiviert, sich für den ersten Marathon anzumelden. Oder nach der Arbeit zu Fuss nach Hause zu gehen. Auch wenn es nur zwei Kilometer sind. Es geht nicht um die Distanz, sondern darum, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun.»

Aber natürlich bekomme sie nicht nur Komplimente. «Wenn man einen öffentlichen Account hat, finden dich die einen super und alles wunderbar, was du sagst. Die anderen hassen dich. Vor allem Posts, die viral gehen und zuweilen Millionen von Menschen erreichen, lösen viele Reaktionen aus. Man entwickelt rasch eine dicke Haut. Sowohl für die Komplimente als auch für die Hasskommentare. Wenn ich alles Lob ernst nehmen würde, würde ich wohl abheben. Aber ich denke mir dann einfach: Es ist nett, dass die Leute so freundlich sind. Das Gleiche bei den Hasskommentaren, einfach umgekehrt: Wieso sollte ich mich von Menschen runterziehen lassen, die mich gar nicht kennen?»

Die Drohne ist ihre treuste Begleiterin

Für ihre Fotos und Videos betreibt sie einen beträchtlichen Aufwand. Sie führt oft auch eine Drohne mit, die sie filmt, wenn sie in den Bergen herumspringt. Diese taufte sie auf Paquita Salas, nach einer Agentin für Schauspielerinnen in einer spanischen Netflix-Serie. «Sie ist meine perfekte Begleiterin», sagt Lopez amüsiert. «Sie motzt nicht, wenn sie dreimal das gleiche Video machen muss, bis ich die perfekte Einstellung habe.»

Frau steht auf felsigem Terrain vor Herbstlandschaft mit gelb-orangefarbenen Bäumen und einem blauen See im Hintergrund.

Ihre Bilder von der Berglandschaft sind die perfekte Werbung für Davos Tourismus. Bisher habe sich das Tourismusbüro noch nicht gemeldet und ihr eine Partnerschaft vorgeschlagen, sagt sie augenzwinkernd. Dafür spannt sie mit einigen Marken zusammen, vornehmlich für Bekleidung oder Ernährung.

Ihre Bekanntheit trug ihr auch eine Einladung ans Weltwirtschaftsforum ein. Sie traf einen Scheich aus Saudiarabien und andere Teilnehmer aus Dubai oder Monaco, machte Networking und ass Kaviar. «Das war für mich interessant zu erleben», sagt sie. «Aber das ist nicht meine Welt. In der Natur fühle ich mich wohler.»

Vollzeit-Influencerin? Nein, danke!

Viele Influencer im Outdoorbereich hören mit ihrem Job auf und machen zu 100 Prozent Content, wenn sie damit erfolgreich sind. Für Lopez ist das keine Option. Sie sagt: «Ich habe nicht so lange Medizin studiert, um sie nun aufzugeben. Und ich habe noch grosse Ambitionen, möchte mich in meiner Karriere weiterentwickeln und einen zweiten Facharzttitel erwerben.»

Die Versorgung ihrer Patienten habe für sie immer noch Priorität, betont sie. Auch in zehn Jahren sehe sie sich noch als Ärztin. Aber vielleicht ermögliche ihr die Rolle als Influencerin künftig etwas mehr Freiheiten und helfe ihr bei der Finanzierung ihrer Projekte wie bei ihrem nächsten grossen, für das sie noch Partnerschaften mit Firmen sucht: Im Spätherbst möchte sie das Himalaja-Gebirge komplett durchqueren. Der «Great Himalaya Trail» quer durch Nepal umfasst 1700 Kilometer und gegen 100’000 Höhenmeter und gilt als eine der anspruchsvollsten Trekkingrouten weltweit.

Das muss gut geplant sein. Denn auf 5000 Metern gibt es keinen Handyempfang und keinen verlassenen Stall, in dem sie im Notfall Unterschlupf findet.