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Jetzt steckt im Zürcher Derby Zunder
Einer kracht brutal in die Bande, ein anderer will sich mit seinem Ex-Teamkollegen prügeln

Eishockeyspiel zwischen EHC Kloten und ZSC Lions in Kloten am 15.03.2025. Spieler in einer Schlägerei nach einem Check gegen Vinzenz Rohrer von den ZSC Lions, der rechts am Boden liegt.
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In Kürze:
  • Steve Kellenberger kassierte erstmals eine Spieldauer-Disziplinarstrafe.
  • ZSC-Stürmer Vinzenz Rohrer krachte nach einem Foul mit voller Wucht in die Bande.
  • SCB-Meisterverteidiger Justin Krueger nimmt den Klotener in Schutz.
  • Der EHC steht nach zwei Playoff-Spielen ohne Sieg gegen den ZSC da.

Steve Kellenberger zählt zu den fairsten Spielern auf Schweizer Eis. Er gibt stets vollen Einsatz, behält aber seine Emotionen im Griff. Nun handelte sich der Verteidiger mit 38 Jahren und in seiner 20. Profisaison den ersten Restausschluss ein. Ungläubig blickte er zu den Unparteiischen. Auf dem Eis kam es zum Handgemenge. ZSC-Stürmer Justin Sigrist musste gar aufpassen, dass er im Duell mit Klotens Bernd Wolf nicht versehentlich den schlichtend eingreifenden Schiedsrichter traf. Doch was war geschehen?

ZSC-Stürmer Vinzenz Rohrer zog kurz vor Spielende und beim Stand von 4:0 für den ZSC mit hohem Tempo in Richtung Klotener Tor, als ihn Kellenberger von den Beinen holte. Rohrer krachte mit voller Wucht zunächst gegen den Torpfosten und dann gegen die Bande. Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff er sich an den Arm, bevor er in die Kabine verschwand.

Kellenberger sah sich die Szene im Video an und meinte: «Ich habe das Gefühl, dass ich ihn bei seiner Schussabgabe von der Seite treffe – aber nicht in den Rücken. Dann verlor er das Gleichgewicht.» Unterstützung erhält der Klotener Captain vom dreifachen Berner Meisterverteidiger Justin Krueger.

Der 38-Jährige analysiert die Szene im Eisbrecher-Playoff-Podcast von Tamedia wie folgt: «Rohrer versucht, seinen unglaublichen Speed auszunutzen und in die Mitte zu ziehen – an einer schwierigen Stelle. Doch genau das zeichnet Spieler wie ihn aus. Kellenbergers Aufgabe ist es, das zu verhindern. Als Rohrer merkt, dass er nicht durchkommt, sucht er den Abschluss und gerät dabei in eine instabile Lage. Aus meiner Sicht machen beide alles richtig – es war einfach eine unglückliche Aktion.»

Erfreulicherweise dürfte der Österreicher am Montag in Spiel 3 in Altstetten wieder mitwirken können. Auch Kellenberger kommt ohne Konsequenzen davon – eine Sperre bleibt ihm erspart. Nach zwei Playoff-Duellen ist jedoch nun erstmals richtig Feuer drin.

Eigentlich hätte man erwarten können, dass bei Kloten der ehemalige Lions-Stürmer Reto Schäppi fürs Grobe zuständig ist. Vor dem Duell gegen seine früheren Teamkollegen meinte er vielsagend: «Lieb werde ich bestimmt nicht sein.» Doch Schäppi hielt sich zurück und war an keiner Rauferei beteiligt. Überhaupt, so betont der 34-Jährige, verzichtet er auf grosse Sprüche. «Ich versuche, persönliche Kommentare zu minimieren.» Einen anderen Ansatz wählte ZSC-Edeltechniker Denis Malgin.

«Er fragte mich in Spiel 1, ob ich mich mit ihm prügeln will», verrät Schäppi. «Das war lustig. Mich hat es beinahe verputzt vor Lachen. Dann musste auch er schmunzeln.» Malgin konnte es nicht ernst gemeint haben: Der ZSC-Stürmer misst 1,75 Meter und wiegt 81 Kilogramm, Schäppi wäre ihm mit 1,95 Metern und 95 Kilogramm deutlich überlegen. Spielerisch hingegen hat der ZSC die Vorteile auf seiner Seite.

«Den Sieg nicht verdient»

Vor der Serie war Schäppi voller Zuversicht. Er freute sich auf die Duelle gegen seinen Stammclub, bei dem er zwei Jahrzehnte spielte und vier Meistertitel gewann. Lange war für ihn unvorstellbar, eines Tages für den Kantonsrivalen aufzulaufen. «Ich hatte mich auf einen Shitstorm eingestellt», gestand er dieser Redaktion. Doch nachdem der ZSC ihm keinen neuen Vertrag mehr angeboten hatte, erhielt er viel Zuspruch.

«Wir wissen, dass wir der Aussenseiter sind. Aber wir spüren, dass Grosses möglich ist, dass es für uns noch weitergehen kann», sagte Schäppi und sprach auch von der oft verhaltenen Stimmung beim ZSC im Viertelfinal. «Als Spieler fühlte es sich dort manchmal so an, als sei es einfach eine Pflicht, eine Viertelfinal-Serie zu gewinnen.»

Nun aber steht Kloten nach zwei Spielen mit leeren Händen da. 40 Minuten lang konnten die Zürcher Unterländer am Samstag dagegenhalten, verloren am Ende dennoch mit 0:5. «Wenn du so spielst wie wir im dritten Drittel, hast du den Sieg nicht verdient», urteilt Schäppi. «Noch ist es uns nicht gelungen, unser Spiel aufzuziehen. Ich hatte längere Druckphasen erwartet, bin aber überzeugt, dass es uns noch gelingen wird.»

Der EHC, der heute wieder auf den zuletzt gesperrten Axel Simic zählen kann, muss sich sputen, um nicht bereits am Mittwoch in die Ferien geschickt zu werden.

Vinzenz Rohrer von den ZSC Lions kniet am Boden während des Playoff-Viertelfinalspiels gegen EHC Kloten in der National League am 15. März 2025.