Kommentar zum Fussball-PlayoffEine völlig unnötige Revolution
Mit dem neuen Modus reissen die Schweizer Clubs alles ein, was bisher so gut funktioniert hat.
Sie konnten es also nicht sein lassen. Haben also alles eingerissen, was seit 2003 so gut funktioniert hat. Die Vertreter der 20 Clubs der Swiss Football League haben den kompletten Neuanfang beschlossen, mit Aufstockung, Zweiteilung, Playoffspielen um den Meistertitel und die weiteren Europacup-Plätze.
Revolution, sagen die Befürworter. Revolte, rufen die Gegner. Was es ohne Zweifel ist: Es ist eine Korrektur ohne Not, ohne Zwang, ohne Rückendeckung der zahlenden Kunden, der Zuschauer, der Fans. Das riecht nach Arroganz.
Ja, die Clubs haben seit Jahren immer von einer Aufstockung gesprochen, weil sie glauben, es gebe dafür genügend Mannschaften mit genügend Potenzial. Nur haben sie nie ein vernünftiges Modell gefunden, das ihnen eine ausreichende Anzahl Heimspiele garantiert. Jeder Anlauf ist darum gescheitert, auch als sie einmal eine auf Modusreformen spezialisierte Firma für einen sechsstelligen Betrag engagierten.
Was sie mit ihrem Kopfwehmodus einführen, gibt dem Zufall eine Chance.
Jetzt glauben sie, die Quadratur des Kreises gefunden zu haben. Sie setzen auf Spektakel und Unterhaltung, auf künstliche Spannungsmacherei, auf den Gedanken, der im US-Sport daheim ist. Was sie mit ihrem Kopfwehmodus einführen, gibt dem Zufall eine Chance, wenn es gerade um die Entscheidung im Kampf um den wichtigsten Titel in einer Saison geht.
Ein Meistertitel im Fussball hat eine andere Bedeutung als ein Meistertitel im Eishockey, und dabei geht es um die wirtschaftliche Seite, um die Bedeutung der europäischen Wettbewerbe und ihren Einfluss auf den Wert der Spieler. Im Fussball kann allein eine Teilnahme an der Champions League 30 Millionen Franken wert sein, das Beispiel YB vom letzten Herbst hat das wieder einmal eindrücklich gezeigt.
Das Nationalteam ist so stark wie nie
Der Modus mit je zehn Mannschaften in Super League und Challenge League ist ein Erfolgsmodell, ganz sicher da, wo es um die Spitze geht. Über 11’000 Zuschauer verfolgen im Schnitt die Spiele der höchsten Liga. Die Nationalmannschaft ist getragen von Spielern, die in der Super League ausgebildet wurden, und ist so erfolgreich wie nie in ihrer Geschichte. Seit 2004 hat sie nur eines von neun Turnieren verpasst, das kann kein Zufall sein.
Die Clubvertreter glauben nun, es werde alles besser. Sie glauben, die Jungen kämen zu mehr Einsatzzeiten, und die Planungssicherheit sei grösser. Sollen sie das machen. Garantien dafür, dass sie Erfolg haben werden, haben sie damit keine.
Ein Modus allein hat eine Mannschaft noch nie automatisch besser gemacht. Es geht immer um die Qualität der Arbeit. Dafür gibt es Jahr für Jahr genug Beispiele. Lausanne ist genauso eines wie der FC Zürich. Lausanne ist nicht am Modus gescheitert, sondern an sich selbst. Der FCZ ist nicht Meister wegen des Modus geworden, sondern weil er alles richtig gemacht hat. Das ist die Realität.
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