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Massenentführung in Nigeria
«Eine Tat feiger Banditen»

Tatort der Massenentführung: Die angegriffene Oberschule in Kankara in der nigerianischen Nordregion Katsina.
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Die Bewaffneten kamen am frühen Freitagmorgen mit Kalaschnikows auf den Hof der Schule im Norden Nigerias, sie schossen in die Luft und auf die Wachleute. Mehr als hundert junge Männer auf Motorrädern sollen es gewesen sein. Wenig später war der Schulhof leer, seitdem versuchen die Behörden herauszufinden, wie viele der etwa 1000 Schüler entführt wurden, zwischen 300 und 400 sollen es sein, sagt der Gouverneur des Bundesstaates Katsina, Aminu Masari. Nigerias Regierung spricht von 333 entführten Schülern.

Als die Polizei das Feuer auf die Kidnapper eröffnete, soll mehreren Hundert Schülern die Flucht aus dem Internat gelungen sein, einige von ihnen machten sich direkt auf den Weg zu ihren Eltern in entfernte Dörfer, wo sie bisher nicht erreicht werden konnten.

2014 entführte Boko Haram 276 Mädchen

Die Massenentführung erinnert an die Chibok-Girls: Das waren 276 Mädchen, die 2014 von Boko Haram entführt wurden, den islamistischen Terroristen, die im Nordosten Nigerias wüten. Die Entführung von mehreren Hundert Schülern vom Freitag im Nordwesten des Landes war nach Ansicht der Behörden aber eher die Tat gewöhnlicher Krimineller, die in diesem Teil des Landes «Banditen» genannt werden.

In der Zwischenzeit hat sich aber Boko Haram zu dem Angriff auf die Schule bekannt. Die Onlinezeitung «Daily Nigerian» erhielt nach eigenen Angaben am Dienstag eine Audio-Botschaft des Boko-Haram-Anführers Abuibakar Shekau. Darin werde die Tat mit einer islamfeindlichen westlichen Erziehung der Kinder begründet. Der Zeitung zufolge beträgt die Zahl der Entführten 668. Das sind doppelt so viele als bisher angenommen.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari, der selbst aus der Region Katsina kommt, verurteilte die Entführung durch «feige Banditen» und versprach, dass Polizei, Armee und Luftwaffe alles tun würden, um die Täter aufzuspüren und die Opfer zu befreien. Nach Angaben der Armee soll das Versteck der Entführer identifiziert worden sein, Suchtrupps seien auf dem Weg dorthin, es habe Feuergefechte gegeben.

Die Region leidet seit vielen Jahren unter einem massiven Anstieg von Entführungen und Überfällen.

Mehrere geflüchtete Schüler berichteten der Nachrichtenagentur Reuters aber, dass ihre Klassenkameraden teilweise in kleine Gruppen aufgeteilt und an verschiedenen Orten in den Wäldern an der Grenze zum Nachbarland Niger versteckt worden seien.

Die Region leidet seit vielen Jahren unter einem massiven Anstieg von Entführungen und Überfällen. Kriminelle stehlen Essen und Tiere und erpressen Geld. Nach Angaben von Amnesty International sollen allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1126 Menschen bei Überfällen getötet worden sein.

Die grossen Strassen der Region gelten wegen der ständigen Überfälle und Entführungen mittlerweile als unpassierbar. «Wir sind ständig in Angst in dieser Region, die Regierung lässt sich hier nicht blicken», sagte der Vater eines Entführten gegenüber dem Radiosender BBC. Seit langem fordert die Bevölkerung eine stärkere Präsenz von Polizei und Armee. Als am Samstag eine Gruppe von Eltern den Gouverneur aufforderte, ihre Kinder zurückzuholen, wurde sie von der Polizei mit Tränengas besprüht.