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Verkehr über Strasse in Zürich-Nord
Eine Passerelle soll den Schulweg von Kindergärtlern sicherer machen

Mittlerweile wird links der Thurgauerstrasse rege gebaut. Drohnenaufnahme des Areals, wo die Überbauung geplant ist, von 2019.
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Am Mittwochabend wurde im Gemeinderat eine grundsätzliche Frage behandelt: Bestimmen Autos, wo Fussgänger durchgehen, oder bestimmen Fussgängerinnen, wie Autos fahren?

Diese Frage stellt sich bei der Überbauung Thurgauerstrasse in Zürich-Nord, wo eine Wohnsiedlung, ein Stadtpark und eine Primarschulanlage mit Kindergärten geplant sind. Direkt am Areal führt eine Strasse mit je zwei Fahrspuren sowie zwei Tramgleisen vorbei. Wer diese Strasse queren will, muss drei Grünphasen beachten. Das ist zu komplex für kleine Kinder. Nach Berechnungen des Stadtrats müssen künftig jeden Tag mindestens 150 Kinder diese Strasse queren.

Die Stadt hatte geplant, eine Passerelle über die Strasse zu bauen. Doch eine Mehrheit des Gemeinderats wehrte sich standhaft immer wieder dagegen. Die Fussgängerinnen und Fussgänger sollten die Strasse ebenerdig sicher queren können. Dafür sollen unter anderem Spuren abgebaut und Tempo 30 eingeführt werden. «Wir wollen keine solche Passerelle. Weil es nicht zeitgemäss ist, Fussgänger in den Himmel zu heben. Sie gehören auf den Boden», verlangte Sven Sobernheim (GLP) 2020. Er dachte, Passerellen für immer aus der Stadt verbannt zu haben.

Tödlicher Unfall bringt Meinungsumschwung

Doch bis 2024 das Schulhaus eröffnet wird, werden diese ebenerdigen Massnahmen nicht umgesetzt sein. Vor allem aber wurde im vergangenen Dezember ein fünfjähriger Knabe beim Escher-Wyss-Platz von einem Lastwagen oder einem Auto beim Überqueren der Strasse getötet. Dies habe zu einem Umdenken geführt, sagte Heidi Egger (SP) am Mittwochabend im Gemeinderat.

Eggers Fraktion reichte zusammen mit den Grünen und GLP eine Motion ein, die eine provisorische Passerelle fordert – allerdings bloss mit dem Zusatz, dass einerseits die Rückbaukosten bereits einkalkuliert werden und andere Massnahmen ebenso umgesetzt werden: Neben der Temporeduktion und dem Spurabbau fordern die Parteien auch Barrieren für das Tramtrassee.

Dieser Lösung stimmte selbst Sven Sobernheim als grösster Passerellen-Gegner im Rat zu – wenn auch etwas widerwillig. Mit ihrer «Arbeitsverweigerung», andere Lösungen zu finden, habe es die Stadt nun geschafft, dass man doch eine Passerelle brauche, ereiferte er sich. Dabei sei es endlich an der Zeit, dass «eine Stadt für die Menschen und nicht für die Autos» plane.

Die FDP wollte noch einen Schritt weiter gehen und wieder eine dauerhafte Passerelle einrichten. Dazu reichten Andreas Egli und Sabine Koch ein Postulat ein, um die Streichung der Passerelle zu «korrigieren». Mehrheitsfähig wurde diese Lösung aber nur, weil die FDP einem Antrag der SP zustimmte, explizit von einer «provisorischen Passerelle» zu schreiben. Diese Änderung nahm Egli entgegen, es müsse nun einfach eine Lösung hin.

Studie soll Lösungen aufzeigen

Einzig die SVP wehrte sich gegen eine provisorische Passerelle an der Thurgauerstrasse. Es brauche keine Provisorien und keine Studien der Stadt, was man sonst noch unternehmen könne, «es braucht eine Passerelle», sagte Derek Richter. Die verschiedenen Verkehrsteilnehmer müssten strikt voneinander getrennt werden.

Weil die SVP mit dieser Haltung aber allein dastand, soll nun eine Studie im Auftrag der Stadt prüfen, ob die Grünphasen für Autos und Trams synchronisiert oder die Kinder aus den verschiedenen Siedlungen so auf Schulhäuser eingeteilt werden können, dass sie die Strasse nicht mehr queren müssen.

Bis dazu aber Resultate vorliegen, wird eine provisorische Passerelle gebaut. Der Stadtrat beantragt dafür einen Nachtragskredit von 150’000 Franken. Vorerst bestimmen also Autos und Trams, wie Kinder die Thurgauerstrasse überqueren sollen.

Korrektur am 25.5. um 18.15 Uhr: Die SP hat die Motion für eine provisorische Passerelle zusammen mit den Grünen und der GLP eingereicht und nicht mit der AL, wie wir in einer früheren Version geschrieben haben.