Nach tödlichem UnfallEscher-Wyss-Platz: Stadt sieht «keine unzumutbaren Gefahrenmomente»
Nach dem tödlichen Unfall eines Knaben am Escher-Wyss-Platz verzichtet die Stadt auf Sofortmassnahmen, verspricht aber langfristig Verbesserungen. Bald müssen 200 Kinder täglich den Verkehrsknoten überqueren.
Der Unfall kurz vor Weihnachten schreckte Zürich auf. Am 21. Dezember wurde ein fünfjähriger Knabe bei einem Verkehrsunfall am Escher-Wyss-Platz tödlich verletzt. Höchstwahrscheinlich wurde er beim Überqueren des stark befahrenen Verkehrsknotens im Kreis 5 von einem vorbeifahrenden Auto oder Lastwagen erfasst, die Untersuchungen zum Unfallhergang sind noch im Gang.
Die Eltern des Knaben und andere Anwohnende hatten sich schon vor dem Unfall besorgt gezeigt über den riskanten Schulweg über den Verkehrsknoten und Massnahmen gefordert, ohne dass allerdings etwas geschah.
«Erhöhte Anforderungen»
Danach wurde der tragische Unfall auch im Stadtparlament zum Thema. Markus Knauss von den Grünen und Sandra Bienek von der GLP reichten eine Anfrage ein und verlangten von der Stadt Auskunft darüber, warum am Escher-Wyss-Platz keine Massnahmen zur Verbesserung der Schulwegsicherheit ergriffen worden seien.
Jetzt liegt die Antwort des Stadtrats vor.
Darin heisst es, dass «der Weg über den Escher-Wyss-Platz keine unzumutbaren Gefahrenmomente beinhaltet, die eine Begleitung der Kinder als zwingend erscheinen lässt». Die Komplexität der Verkehrsführung verlange aber eine erhöhte Achtsamkeit. Darum sei die Kreisschulbehörde mit der Schule Schütze im ständigen Austausch, wie die Kinder immer wieder auf die Gefahrenmomente sensibilisiert werden können.
Für Kindergarten- und Schulkinder stünden auf der Seite der Wipkingerbrücke und weiter über den Sihlquai Querungen zur Verfügung, schreibt der Stadtrat weiter. Diese Übergänge würden als geeignet für Schulkinder eingestuft. Die Querung der Limmatstrasse sei im städtischen Schulwegplan gelb markiert, sie stelle somit erhöhte Anforderungen dar, weil das vortrittsberechtigte Tram dort verkehrt und bisher keine Lichtsignalanlage vorhanden ist. Nun prüft die Stadt, ob diese Querung mit einer Ampel sicherer gemacht werden kann, wie es in der Antwort heisst.
Lotsendienst wird geprüft
Während derzeit nur fünf Kinder auf dem Weg zur Schule Schütze den Escher-Wyss-Platz überqueren müssen, werden es in naher Zukunft 200 sein. Mit so vielen Schulkindern rechnet die Stadt ab Sommer 2025, wenn die neue Wohnsiedlung Tramdepot Hard bezugsbereit sein wird. Dann müsse auch ein Lotsendienst erneut geprüft werden, schreibt der Stadtrat.
Verbesserung verspricht sich die Stadt ab 2026 zudem vom Strassenbauprojekt Escher-Wyss-Platz, bei dem unter anderem die Einführung von Tempo 30 geplant ist.
Doch warum wurden nicht bereits viel früher Massnahmen ergriffen? Die Kreisschulbehörde ordne Massnahmen zur Verkehrssicherheit nur dann an, wenn ein Schulweg Situationen aufweise, «die aufgrund der Einschätzung der Verkehrsinstruktion der Stadtpolizei als gefährlich und somit unzumutbar für Schulkinder zu bewerten sind, und diese nicht umgangen werden können», schreibt der Stadtrat.
Bei der Querung des Escher-Wyss-Platzes könne die erwähnte empfohlene Variante gewählt werden, die «nach den üblichen Massstäben als geeignet» gelte. Die Kreisschulbehörde gehe davon aus, dass die Kinder diesen Weg wählten, angehalten durch die Eltern, die Schule und die Verkehrsinstruktion vor Ort. Eine ergänzende Massnahme zur Erhöhung der Schulwegsicherheit sei daher nicht in die Wege geleitet worden.
Am Schluss erinnert der Stadtrat daran, dass die Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler auf dem Schulweg bei den Eltern liege. Sie entscheiden, wie ihr Kind in die Schule kommt: zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Bus. Die Gemeinden ergreifen Massnahmen, wenn der Schulweg nicht zumutbar ist.
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