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Superstar an Schweizer Open Air
Travis Scott in Frauenfeld: Tanzen zwischen Moshpit und Fettnapf

Feuert die Menge mit jedem Song lauter an: US-Rapper Travis Scott am Donnerstag in Frauenfeld. 
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«Gömmer Moshpit?», fragt einer seine Kollegen in der Menschenmasse, die am Open Air Frauenfeld kurz vor Mitternacht gespannt auf den Auftritt von Travis Scott wartet. Ein Moshpit ist ein Bereich vor der Bühne eines Punkrockkonzerts, in dem die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gewollt zusammenstossen, wie wild gewordene menschliche Atome.

Travis Scott ist kein Rocker, sondern einer der erfolgreichsten Rapper der Welt. Eben erst war er in den Schlagzeilen, als eine US-Staatsanwältin mitteilte, dass Scott nicht strafrechtlich verfolgt würde. Sie hatte zuvor untersucht, ob er beim Astroworld-Festival 2021 in Houston für den Tod von zehn Menschen verantwortlich war, die in der Menge keine Luft mehr bekamen.

Der 32-Jährige ist bekannt für seine unbändige Energie bei Live-Auftritten und die Verheerung, die er in der Menge auslöst: «Es ist kein Moshpit, wenn es keine Verletzungen gibt», befand er einst. Die Spannung, mit welcher der Amerikaner erwartet wird, hat auch mit diesem Vorfall zu tun. Wie würde sich Scott in der Schweiz gebärden?

Scott reckt und streckt sich 

Er steht dann plötzlich auf der Bühne und bietet dem Publikum seinen Hit «Stargazing», einen poppigen Trap-Song, der in der Mitte in einen völlig anderen Beat übergeht. Beeindruckend: Diese Genre- und Rhythmus-Wechsel beherrscht Scott live genauso virtuos wie auf seinen Alben.

Dazu kommt eine Performance, die in ihrer Intensität bisweilen an einen vortanzenden Fitness-Instruktor erinnert. Scott reckt und streckt sich, springt auf und ab, feuert die Menge mit jedem Song lauter an. Begleitet wird das Ganze von Flammen, die aus der Bühne nach oben schiessen, sowie von Visuals auf gigantischen Bildschirmen. 

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Bereits während des dritten Songs rutscht die Menschenmasse im vorderen Teil des Publikums schubartig vor und zurück – ein Moshpit hat sich gebildet, in der Mitte steht ein vermummter Mann und reckt eine rot gleissende Fackel in die Höhe, wie man sie aus den Fussball-Fankurven kennt.

Von der Bühne ausgehende Euphorieschübe ins Publikum. Der Rapper als Energie-Leiter.

Im Unterschied zum fatalen Astroworld-Konzert ist es in Frauenfeld aber jederzeit möglich, sich im Publikum nach vorne und nach hinten zu bewegen. Sowie die Handys in die Luft zu halten! Es wird nonstop gefilmt, sodass Scott die Fans einmal dazu aufruft, die Smartphones einzupacken. Die Worte zeigen für ungefähr 15 Sekunden Wirkung.

Scott ist halt nicht irgendein Hip-Hop-Star, sondern einer der Chef-Rapper der Generation Z, als solcher dominiert er auch die Popkultur. Er ist mit Beauty-Influencerin Kylie Jenner liiert, entwirft Sneakers für Nike, eine weitere Zusammenarbeit besteht mit dem Videospiel «Fortnite», wo man seinem Avatar ein Travis-Kostüm überstülpen kann. Im ultrapopulären Videogame gab er auch ein virtuelles Konzert für 27 Millionen Menschen.

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Scotts Fans in Frauenfeld sind entsprechend jung, der kurze, gut einstündige Auftritt führt durch seine Karriere, angefangen bei seinen frühen Hits bis hin zu den wirbelnden Partytracks vom Album «Astroworld», allen voran «Sicko Mode». Drei überwältigende Beatwechsel machen den Track zu einer musikalischen Achterbahnfahrt, was sich live erst recht in ausgelassener Stimmung manifestiert.

Da wird einem bewusst, wofür ein Scott-Konzert steht: von der Bühne ausgehende Euphorieschübe ins Publikum; der Rapper als Energie-Leiter. Scott ist einer jener Live-Performer, die trotz der riesigen Zuschauermassen mit jedem einzelnen eine Verbindung zu haben scheinen.

«Thank you, Zurich!»

Im Unterschied zu den Konzerten vor dem Astrofestival überschreitet er die Grenze zwischen Ausgelassenheit und Chaos aber nicht. Zwar wogt die Menge während des ganzen Konzerts hin und her, doch die Dinge scheinen nie ausser Kontrolle zu geraten – was auch daran liegen mag, dass der Rapper weder ins Publikum springt noch dieses gezielt zum «Wüten» verleitet.

Stattdessen sprintet er auf der Bühne hin und her, was sich irgendwann auf seine Worte auswirkt, die manchmal undeutlich klingen. «Thank you, Zurich!», ruft Scott dem Frauenfelder Publikum gegen Ende des Auftritts zu. Wahrscheinlich, weil ihn sein Privatjet nach Zürich geflogen hatte. Ein Tritt in den Fettnapf, der den Fans völlig egal ist: Sie rappen beim Abschlusslied «Goosebumps» jedes Wort mit.