Tote und Verletzte bei FestivalPolizei ermittelt nach Massenpanik in Houston
Nach einer Massenpanik mit acht Toten und Dutzenden Verletzten während eines Musikfestivals hat die Polizei eine gründliche Untersuchung angekündigt. Auch der Organisator des Konzerts äussert sich.
50’000 Menschen drängten sich Freitagnacht im US-Bundesstaat Texas unter freiem Himmel vor einer Open-Air-Bühne, um HipHop-Superstar Travis Scott zu hören. Doch der Auftritt des schillernden Künstlers endet tragisch, als in der dichtgedrängten Menge eine Massenpanik ausbricht.
Die Polizei hat mittlerweile strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Es werde vermutlich einige Zeit dauern, um festzustellen, «was genau passiert ist», sagte der Bürgermeister der Stadt Houston, Sylvester Turner, am Samstag. Es gebe viele offene Fragen, wie es zu dem Unglück kommen konnte. An den Ermittlungen sind Beamte aus dem Mord- und dem Drogendezernat beteiligt.
Das Unglück ereignete sich beim Astroworld-Festival, das im Zentrum von Houston stattfand. «Die Menge begann sich vor der Bühne zusammenzudrängen, was eine Panik auslöste und zu Verletzungen führte», sagte Houstons Feuerwehrchef Samuel Peña. «Die Menschen fielen um, wurden bewusstlos und es entstand zusätzliche Panik.»
Für acht Menschen, darunter zwei Teenager, kam jede Hilfe zu spät. Die beiden jüngsten Opfer waren 14 Jahre und 16 Jahre alt, weitere fünf 21 bis 27 Jahre, gab der Bürgermeister Turner bekannt. Das Alter des achten Todesopfers war zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt. 25 Menschen wurden in Krankenhäuser gebracht, darunter ein 10 Jahre altes Kind. Hunderte suchten ein Feldhospital am Festivalgelände auf.
Polizei teilte mit, sie werte Videoaufnahmen aus, um der Ursache der Massenpanik auf den Grund zu gehen. «Innerhalb weniger Minuten gingen mehrere Menschen zu Boden und erlitten eine Art Herzstillstand», erklärten die Ermittler.
«Es war die Hölle»
Besucher des Festivals berichteten von chaotischen Szenen. «Es wurden Menschen geschubst und niedergetrampelt, und als ich mir den Weg nach draussen erkämpfte, sah ich Leute auf dem Boden liegen», sagte der Konzertbesucher Logan Morris der Nachrichtenagentur AFP.
«Es war die Hölle», wird der 17-jährige Nick Johnson in der «New York Times» zitiert. Alle hätten sich plötzlich von hinten zur Bühne gedrängt. «Der Druck war so stark, dass ich nicht mehr atmen konnte», beschrieb Emily Munguia dem Sender CNN das Chaos. Sie habe um Hilfe geschrien. Sie dachte, sie würde sterben, sagte die 22-jährige Konzertgängerin.
Um ihn herum seien Leute zusammengebrochen, sagte Konzertgänger Billy Nasser dem Sender CNN. «Menschen wurden zu Boden getrampelt», es war eine «Todesfalle». Währenddessen sei das Konzert weitergegangen. Augenzeugen stellten schockierende Videos ins Netz. Ein Clip zeigt ein Mädchen, das hilfesuchend auf eine Plattform für Kameraleute klettert und verzweifelt schreit, das vor der Bühne Menschen sterben würden.
Security musste wiederbelebt werden
Bilder vom Veranstaltungsort, die in den Online-Netzwerken kursierten, zeigten Dutzende Menschen, die zu den Toren stürmten, die Metalldetektoren übersprangen und umwarfen. Viele Menschen stürzten, es war aber nicht klar, ob sich dabei die Todesfälle ereigneten.
In den sozialen Medien verbreiteten sich Berichte über angeblich unzulängliche Sicherheitsvorkehrungen und Nothelfer, die der Lage nicht gewachsen waren. Auch gab es laut «TMZ.com» Augenzeugenberichte, das jemand in der Menge Menschen ein Mittel eingespritzt habe. Polizei-Chef Troy Finner sagte dazu vor der Presse, dass einer der Sicherheitskräfte einen Stich im Nacken gefühlt habe und ohnmächtig geworden sei. Sanitäter hätten ihn mit einem Notfallmedikament für eine Opiatüberdosierung wiederbeleben können.
Andere Videos zeigten, wie Sanitäter bewusstlose Fans mitten im Publikum wiederbelebten, während das Konzert weiterging. Nach Angaben der Behörden wurden im Laufe des Veranstaltungstages insgesamt mehr als 300 Menschen verletzt, dazu zählten auch kleinere Schürfwunden und Prellungen.
Show wurde mehrmals unterbrochen
Das Astroworld-Festival wird seit 2018 von dem US-Rapper Travis Scott organisiert. Der 29-Jährige stand am Freitagabend auf der Bühne, als die Massenpanik begann. Mehrmals unterbricht er das Konzert, auch kurz, als ein Krankenwagen auf dem Gelände eintrifft und der Rapper Sicherheitskräfte um Hilfe bittet. Das ist auf Videomitschnitten von Konzertbesuchern zu sehen. Doch erst kurz nach 22 Uhr, gut eine halbe Stunde nach den ersten Zusammenbrüchen vor der Bühne, wird die Show abgebrochen.
Scott äusserte sich am Samstagvormittag (Ortszeit) auf Twitter zu dem Unglück. «In bin völlig am Boden zerstört, von dem was letzte Nacht passiert ist», schrieb der 29-jährige Rapper. Er werde für die Betroffenen und deren Angehörige beten. Die Polizei in Houston habe seine volle Unterstützung, den «tragischen Verlust von Leben» aufzuklären.
Bei Scotts Auftritt am Freitag war auch der kanadische Rap-Superstar Drake mit auf der Bühne.Bei dem zweitägigen Festival sollten laut Veranstalter auch Künstler wie Earth, Wind & Fire, SZA und Bad Bunny auftreten. Die für Samstag geplanten Konzerte wurden abgesagt.
«In bin völlig am Boden zerstört.»
Der in Houston geborene Scott ist unter anderem auch bekannt, weil er mit Model und Reality-Serien-Star Kylie Jenner liiert ist. Sie sind Eltern der 2018 geborenen Stormi. Jenner erwartet derzeit ihr zweites Kind. Nach Medienberichten war die Jungunternehmerin mit ihrer Schwester Kendall Jenner und Tochter Stormi unter den Zuschauern in Houston.
AFP//aru
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