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Der FCZ und seine Widersprüche

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Kurz vor der Pause kam Johan Djourou zu seinem Debüt in der Super League. Der ehemalige Schweizer Nationalspieler fügte sich gut ins Sion-Kollektiv ein. Auch dank ihm kam der FCZ zu keinem weiteren Torerfolg. Die Partie flachte zunehmends ab. So endete die Premiere von Djourou mit einer gerechten Punkteteilung.
Die Partie im Torubillon war gerade mal drei Minuten alt, als Patrick Luan den FC Sion in Führung schoss. Der Brasilianer kam nach einem Abpraller von Brecher als erstes an den Ball und konnte einnetzen.
In der Folge waren die Gäste aus Zürich aber um keine Antwort verlegen. Marco Schönbächler erzielte in der neunten Spielminute nach mustergültigen Vorlage von Kevin Rüegg den Ausgleich.
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Ricardo Dionisio ist ein kleiner und höflicher Mann. Erst kürzlich war er noch Trainer von Stade Nyonnais, einem Club aus der Promotion League, nun betreut er mit Sion einen Super-League-Verein. Von ihm weiss die Fussballwelt noch wenig, sein Schaffensvermögen ist unklar, das ist auch nach dem Spiel gegen den FC Zürich noch so. Und trotzdem kann man festhalten, dass er eines ganz gut kann: loben.

Dionisio darf nach der Partie das Wort ergreifen und sagt: «Zürich ist eine starke Mannschaft. Und sie hat einen guten Trainer.» Neben ihm sitzt Ludovic Magnin, dieser gute Trainer, er hört das Kompliment und muss lachen. Wenig später sagt er, dass er dem Gesagten nicht widersprechen könne, einerseits. Andererseits sagt er: «Gute Trainer gewinnen solche Spiele.» In Magnins Aussagen liegt ein Widerspruch, der ihn schon die ganze Partie begleitet hat.

Ein paar Beispiele: Der FCZ kann ein Spiel verschlafen und doch im Nu hellwach sein. Der FCZ müsste hoch gewinnen, darf aber mit einem Punkt am Ende zufrieden zu sein. Der FCZ macht Fortschritte, doch leidet noch immer an bekannten Mängeln. Doch von vorne.

Der FCZ schläft sich ins Spiel

30 Sekunden sind gespielt, und Sions Angreifer Luan weist die Zürcher mit einem Kopfball aus nächster Nähe darauf hin, dass die Partie angefangen hat. Der Ball geht über das Tor, und der FCZ schläft sich weiter ins Spiel. Zwei Minuten später geht Sion in Führung, Kasami startet aus abseitsverdächtiger Position, die Videobilder können die Situation nicht auflösen, den ersten Schuss kann Goalie Yanick Brecher noch abwehren, den zweiten von Luan muss er passieren lassen. «Wir sind nicht parat gewesen», sagt Marco Schönbächler.

Doch das Tor zeigt Wirkung. Fortan ist der FCZ wach, er reagiert, er dominiert, er kommt zu Chancen. Die beste verwertet Schönbächler. Doch weil Nathan, Mahi und Tosin beste Möglichkeiten auslassen, heisst das Resultat zur Pause nicht 4:1, wie es gemäss Magnin hätte stehen sollen, sondern bloss 1:1. «Wir müssen effizienter werden», sagt Magnin. Bloss ist der FCZ nach YB die zweiteffizienteste Mannschaft der Liga, wie eine Studie kürzlich festgestellt hat. Wieder so eine Widersprüchlichkeit.

Das neue Spiel: zerfahren

In der zweiten Halbzeit dann ein neues Spiel. Es ist zerfahren, Sion lässt Ball und FCZ laufen, die Zürcher befällt eine seltsame Lethargie, und Brecher hält seine Leute im Spiel, am wichtigsten seine Parade mit dem Fuss in der 93. Minute. Das Auf und Ab begleitet den FCZ schon seit Monaten – man kann den Zürchern zugutehalten, dass sie diesmal nicht eingebrochen sind.

Trotzdem hadert der FCZ nach dem Spiel. Nicht nur auf der Resultatsebene. In der Offensive fehlen die Alternativen, von der Bank kommt mit Kololli und Winter wenig Tatkraft. Besonders schmerzhaft: Bei Sion ist mit Filip Stojilkovic der gefährlichste Angreifer ein einstiger FCZ-Junior, in Basel schiesst mit André Ribeiro ebenfalls ein Zürcher Nachwuchsspieler das St.Galler Siegtor. Und da ist die Personalie Blerim Dzemaili. Gerne hätte man ihn geholt, der Verein hat mit ihm gesprochen, wenig erfolgreich, denn seit Freitag ist klar: Dzemaili wird die nächsten zwei Jahre in China spielen.

Sion war bei den Transfers erfolgreicher, Johan Djourou ist neuerdings Angestellter im Wallis und bekommt nach dem Spiel am meisten Aufmerksamkeit. Ein Jahr hat der ehemalige Nationalspieler nicht mehr gespielt, mit guten Gefühlen sei er auf den Platz gekommen, erzählt er. Als er das sagt, zeigt sich, was Schiedsrichter nach Spielen am liebsten trinken – eine Getränkelieferung erreicht die Schiedsrichterkabine. Auf dem Tablett: zwei Bier und zwei Tee.