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iA Presenter
Ein Powerpoint-Killer aus der Schweiz

Der Herausforderer iA Presenter (links) will den Platzhirsch Powerpoint (rechts) auf die Strafbank verbannen.
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BotTalk

Ist Powerpoint schuld an langweiligen Sitzungen und an einer «schwachsinnigen Geschäftskultur»? Ein Blogpost stellt genau diese Behauptung auf: Man könne zwar nicht einfach Microsoft die Verantworung an dem Schlamassel zuschanzen: «Es ist nicht die Schuld von Powerpoint, dass wir die Hälfte unseres Lebens damit verbringen, so zu tun, als hätten wir etwas zu sagen, und so tun, als würden wir zuhören. Gleichzeitig ist Powerpoint daran aber auch nicht ganz unschuldig.»

Es bleibt nicht bei der Tirade. Der Blogpost zeigt in einer Analyse, dass klassische Präsentationsprogramme das Pferd von hinten aufzäumen: Nutzerinnen und Nutzer werden damit konfrontiert, eine Vorlage für ihre Präsentation wählen zu müssen und ihre Folien zu gestalten. Dabei sollten Leute, die einen Vortrag halten, sich ganz andere Fragen stellen: «Wird das Publikum die Löcher in meiner Argumentation finden? Habe ich etwas zu sagen? Und was, wenn die Zuhörer mich doof finden?»

Eine neue, minimalistische App als Ausweg?

Ein neues Präsentationsprogramm will das korrigieren. Es heisst iA Presenter und steht kurz vor dem offiziellen Start. Es stammt, wie das eben zitierte, vernichtende Urteil über Powerpoint, von der Information Architects AG aus Zürich. Das ist das Unternehmen von Oliver Reichenstein, der im Herbst 2010 eine Schreib-App lanciert hat, die als schlanker Gegenentwurf zu Microsofts überfrachteter Textverarbeitung Word zu verstehen ist. iA Writer war vor bald zehn Jahren stilbildend: Sie hat eine ganze Generation von minimalistischen Apps geprägt, deren wichtigstes Ziel es ist, Nutzerinnen und Nutzer nicht von ihrer eigentlichen Aufgabe abzulenken.

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Für Folien mit Bildern gibt es simple Vorlagen.
Folien und Manuskript für die Präsentation entstehen in einem Arbeitsgang.
Die Optik der Präsentation wird über eine Vorlage oder durch manuelle Anpassungen bestimmt.

Die neue Präsentations-App sieht überhaupt nicht nach Powerpoint aus. Es gibt keine üppigen Symbolleisten und auch keine Gestaltungswerkzeuge für die Folien. Stattdessen arbeiten Sie mit einer Art Drehbuch, das mittels Titeln in Abschnitte gegliedert wird: iA Presenter kombiniert das Manuskript für den Vortrag und die Folien in einem einzigen, simplen Textdokument – und zwar so, dass die inhaltlichen Überlegungen im Vordergrund stehen. Die Folien entstehen gewissermassen als Nebenprodukt.

In der minimalistischen Ansicht zeigt iA Presenter nur den Ablauf mit der Gliederung und die ungefähre Dauer der Präsentation.

Konkret funktioniert das so: Sie schreiben das Manuskript entweder ausformuliert oder in Stichworten. Die Titel sind auf der Folie sichtbar. Der normale Fliesstext hingegen nicht, er ist für Sie als Referent bestimmt. Einen neuen Abschnitt leiten Sie durch drei Bindestriche ein, worauf automatisch eine neue Folie entsteht und in der Übersicht am linken Rand erscheint. Die Gliederung und Formatierung erfolgt wie bei iA Writer über Markdown. Sie verwenden nicht Maus und Knöpfe, sondern simple Steuerzeichen.

Anachronistisch – aber zweckmässig

Das wirkt anachronistisch, wie zu Zeiten der ersten Textverarbeitungen. Doch die Methode ist simpel und elegant – und sie benötigt keine langen Werkzeugleisten mit unzähligen Formatierungsbefehlen: Wenn Sie eine Zeile mit einer Raute einleiten, wird sie als Titel interpretiert. In iA Presenter führt das automatisch dazu, dass auf der Folie dieser Text in grosser Schrift angezeigt wird. Zwei Rauten entsprechen einem Titel zweiter Stufe und einem etwas kleineren Eintrag auf der Folie.

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Über die Gestaltung Ihrer Folien machen Sie sich erst am Schluss Gedanken. Wenn der Vortrag steht, wechseln Sie zur Rubrik «Design», wo Sie die passende Vorlage auswählen oder die Farbgestaltung und Schriftformatierung anpassen. Sie können auch Kopf- und Fusszeilen oder ein Logo platzieren, aber es bleibt bei der Philosophie, dass Sie sich nicht in Design-Fragen verlieren sollten. Lediglich bei Bildern können Sie Angaben zur Platzierung machen.

Für die Präsentation klicken Sie auf den Play-Knopf rechts oben. Dann erscheint die Folienansicht als separates Fenster, das im Vollbild auf dem Beamer oder Präsentationsbildschirm angezeigt wird: Auf dem Laptop-Monitor sehen Sie Ihre Notizen zusammen mit einer Stoppuhr, die anzeigt, wie lange die Vorführung bereits läuft.

Die Ansicht während der Präsentation: Links das Manuskript für den Laptop des Vortragenden, rechts die per Beamer projizierten Folien.

Ist iA Presenter der Ausweg aus der Folienhölle? Und ist es Oliver Reichenstein zum zweiten Mal geglückt, das Rad neu zu erfinden?

Für ein abschliessendes Urteil ist es noch zu früh, denn die Software ist eben erst offiziell gestartet – sie kann auf ia.net für 4 Franken pro Monat beziehungsweise 49.50 Franken pro Jahr abonniert oder für einmalige 99 Franken gekauft werden. Mich persönlich überzeugt dieser minimalistische, fokussierte Ansatz – aber zugegeben, ich gehöre zu denen, die um Powerpoint schon immer einen grossen Bogen gemacht haben.