Formel 1: Grand Prix der Emilia RomagnaStinkefinger und Kiesbett: Hamilton und Mercedes leiden in Imola
Der Brite schlittert ins Kies, Bottas kriegt von einem Gegner einen Schlag auf den Helm: Es ist nicht der Tag der Mercedes-Piloten. Dafür derjenige von Sieger Max Verstappen.
Toto Wolff fuchtelt in der Box vor sich hin. Zwei Runden des Grauens hat der Teamchef von Mercedes in Imola gerade erlebt. Statt die Fäuste für den nächsten Sieg zu ballen, wie er das so oft tun konnte in der Vergangenheit, bleibt dem Österreicher beim zweiten Grand Prix der Saison nur der Frust.
Erst ist es Lewis Hamilton, der Wolff die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Ausgerechnet er, der Popstar der Formel 1, der seit gefühlt acht Jahren keinen Fehler mehr gemacht hat auf der Rennstrecke und in diesem Jahr seinen achten WM-Titel jagt. Er rutscht in der 31. Runde von der Piste, demoliert den Frontflügel seines Mercedes. Doch Hamilton wäre nicht einer der grössten Rennfahrer, den die Formel 1 je gesehen hat, könnte er sich nicht auch aus dieser Situation retten. Er ruckelt rückwärts durch das Kiesbett bis auf die Strecke. Die Aussicht, Max Verstappen im Red Bull noch zu bedrängen und den Niederländer an dessen elften Sieg zu hindern, ist damit aber weg.
Am Ursprung dieser kuriosen Situation steht George Russell, der Mercedes-Junior bei Williams, der an diesem Tag zum Schreck für die Dauerweltmeister avanciert. Die Strecke in Imola ist nach dem Regen vor dem Start ziemlich abgetrocknet, alle Fahrer haben die Regen- oder Intermediate-Reifen gegen Slicks getauscht. Doch Hamilton ist gezwungen, beim Überrunden von Russell auf eine nasse Stelle auszuweichen, weil der 23-Jährige nicht gewillt ist, die Ideallinie zu verlassen. So also rutscht Hamilton unkontrolliert von der Strecke. Doch er findet nicht nur relativ schnell aus dem Kiesbett, er fährt danach auf Teufel komm raus und von Rang 9 noch auf Platz 2 vor McLaren-Pilot Lando Norris – auch die schnellste Rennrunde holt er noch. Es ist eine Meisterleistung des 36-Jährigen.
Der Schlag auf den Helm und der Finger
Diese gelingt seinem Teamkollegen Valtteri Bottas nicht. Der Finne sitzt nur eine Runde nach Hamiltons Ausrutscher in seinem komplett demolierten Mercedes im Kiesbett und lässt sich von eben diesem Russell anschreien. Die Reaktion? Ein ausgestreckter Mittelfinger direkt vor die Augen des talentierten und temperamentvollen Briten. Dieser haut dem 31-Jährigen dann noch auf den Helm. Das Verhältnis zwischen dem Jungfahrer und den angestammten Mercedes-Piloten soll ohnehin schon leicht angespannt gewesen sein, so erzählt man sich das im Fahrerlager. Nun dürfte es weit mehr sein als das.
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Russell stürmt gleich nach dem harten Aufprall zu Bottas’ Auto, weil er beim Versuch, ihn zu überholen, auf die Wiese geraten ist und mit dem Wagen des Finnen zusammengekracht ist. Er ist der Ansicht, Bottas habe ihm zu wenig Platz gelassen, dieser sieht das offensichtlich anders. Jedenfalls sorgen die beiden mit ihren heftigen Abflügen für den ersten Rennunterbruch in einem Formel-1-Rennen in Imola seit 1994, als nur wenige Meter von ihrer Unfallstelle entfernt Ayrton Senna tödlich verunglückte.
Kurz bevor das Rennen wieder aufgenommen wird, erlebt Max Verstappen, der Führende, einen Schreckmoment. Er dreht sich mit seinem Red Bull. Doch es bleibt ohne Folgen. Der Niederländer gewinnt das Rennen deutlich und erweist sich einmal mehr als Regengott.
Vom Vater im Regen gefordert
Schon beim Start auf nasser Fahrbahn schiesst er noch vor der ersten Kurve an Teamkollege Sergio Pérez auf Rang 2 vorbei, dann drängt er in der Kurve Hamilton weit nach aussen und drückt sich auf die Leaderposition, die er nicht mehr hergibt.
Wieder hat sich ausbezahlt, dass Vater und Ex-Formel-1-Pilot Jos Verstappen seinen Sohn auf ungewöhnliche Art forderte, als dieser noch in den Karts sass. Während die Gegner bei Regen mit entsprechenden Reifen fuhren, musste Verstappen junior mit profillosen Slicks seine Runden drehen. Das Gefühl für nasse Pisten scheint er bis heute nicht verloren zu haben.
Auch Routine hilft, um mit solch schwierigen Bedingungen zurechtzukommen. Die hat zweifellos Kimi Räikkönen, der 41-jährige Altmeister bei Alfa Romeo. Der Finne kam als Neunter ins Ziel. Doch anstatt die ersten Punkte in dieser Saison für das Schweizer Team gab es spätabends die grosse Ernüchterung: Räikkönen erhielt eine 30-Sekunden-Strafe, weil er nach einem Dreher während der Einführungsrunde seine Position nicht wieder einnahm und deshalb eigentlich aus der Boxengasse hätte starten müssen. Am Ende bleibt ihm Rang 13 – direkt vor Teamkollege Antonio Giovinazzi.
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