Formel-1-GP von BahrainHexer Hamilton treibt Verstappen in die Verzweiflung
Der Brite gewinnt ein Rennen, das er nie hätte gewinnen dürfen. Dem Niederländer bleibt nach einem überragenden Wochenende nur Rang 2. Seine Reaktion überrascht.
Drei Runden vor Schluss ist es geschehen um den siebenfachen Weltmeister. Ist Max Verstappen endlich vorbei an diesem lästigen Lewis Hamilton, der sich auf den heruntergefahrenen Reifen so lange gewehrt hat gegen seine Attacken. Doch der Dämpfer folgt für den Niederländer sogleich: Weil er bei seinem Überholmanöver die Strecke mit allen vier Rädern verlassen hat, wird er vom Rennleiter angehalten, seine Position zurückzugeben.
Hamilton also führt wieder kurz vor Schluss dieses Grand Prix von Bahrain – und Verstappen gerät aus dem Tritt. Der 23-Jährige braucht viele Kurven, bis er den Rückstand auf unter eine Sekunde drückt und in den DRS-Zonen den Flügel flachstellen darf, was den Luftwiderstand verringert. Doch selbst mit dieser technischen Unterstützung schafft es der Red-Bull-Pilot nicht mehr vorbei am Mercedes. In der Box reckt Toto Wolff, der Teamchef des Dauerweltmeisters, seine Fäuste in die Höhe, jubelt ausgelassen wie selten. Sein Glamour-Fahrer hat es wieder einmal hingekriegt, hat ein Rennen gewonnen, das er eigentlich nie hätte gewinnen dürfen.
Hamiltons «Leidensweg»
Denn so sah das vor dem Auftakt aus: Testtage in Bahrain? Red Bull weit voraus. Trainings vor dem Grand Prix? Mercedes chancenlos. Qualifying? Verstappen vier Zehntel schneller als Hamilton. Welch überragender Fahrer er ist, beweist der Brite dann am Sonntag, als er zu seinem 96. Triumph rast. Einen «Leidensweg» nennt der 36-Jährige das, was er gerade hinter sich gebracht hat, als er strahlend ins Mikrofon redet und Verstappen damit tröstet, dass er in ihm einen echten Herausforderer sieht in dieser ultralangen Saison mit 23 Grands Prix.
Der 23-Jährige wiederum beweist, wie sehr er gereift ist in seinen mittlerweile bereits sechs Jahren in der Formel 1. Er wütet und tobt nicht, wie er das früher getan hätte, nein, er gratuliert Hamilton und sagt, er nehme das Positive mit aus diesem Auftaktrennen: «Dass ich mit Lewis kämpfen kann.»
Es war ein Vorgeschmack auf das, was noch folgen könnte in dieser Saison, die in drei Wochen in Imola weitergeht und erst Mitte Dezember in Abu Dhabi endet: ein Duell auf Augenhöhe zwischen dem Mann, der seinen achten WM-Titel gewinnen und damit zum alleinigen Rekordhalter werden könnte, und dem jungen Niederländer, dem seit Jahren zugetraut wird, Weltmeister zu werden. Bislang hatte Verstappen nicht das Auto dazu. In diesem Jahr scheint das anders zu sein, auch wenn der Krösus den Herausforderer im ersten Rennen düpiert hat.
Pérez: Schon wieder eine sagenhafte Aufholjagd
Das tat Mercedes auch mit der Strategie: Das Team holte Hamilton bereits in Runde 14 zum Reifenwechsel. Der Brite drehte dann mit frischen Pneus schnellste Runde um schnellste Runde, während Red Bull lange wartete, bis es Verstappen in die Boxengasse beorderte. Es waren die letztlich entscheidenden Momente dieses Grand Prix, in dem Hamilton glänzte. Aber nicht nur er.
Noch hinter Valtteri Bottas und Lando Norris fuhr ein Mann auf Rang 5, für den dieses Wochenende eines zum Vergessen zu werden drohte. Sergio Pérez hatte einen schweren Einstand als Red-Bull-Teamkollege von Verstappen. Rang 11 im Qualifying war für den erfahrenen Mexikaner eine Niederlage. Als er sich dann auf der Aufwärmrunde befand, wurde der Bildschirm auf seinem Lenkrad plötzlich schwarz. Stromausfall im Hightech-Fahrzeug. Irgendwann, als Pérez so ziemlich alle Knopfkombinationen ausprobiert hatte, sprang sein Wagen wieder an. Es war zu spät. Der 31-Jährige musste aus der Boxengasse starten. Und setzte an zu seiner grossen Aufholjagd.
Diese führte nicht ganz so weit nach vorne wie diejenige im letzten Jahr, als Bahrain den ganz grossen Moment bereithielt für den einstigen Sauber-Piloten. Nach einem Dreher zu Beginn des Rennens war Pérez zu seinem ersten Sieg gerast.
Vettels Peinlichkeit
Damals fuhr er noch für Racing Point, das heute Aston Martin heisst und Pérez rauswarf, um den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel zu holen. Der Deutsche erlebte in Bahrain eine schreckliche Premiere. 18. war er im Qualifying geworden, wurde dann ans Feldende zurückversetzt, weil er unter gelber Flagge zu schnell gewesen war – und leistete sich schliesslich im Rennen eine grosse Peinlichkeit. Erst knallte er in den Alpine (vormals Renault) von Esteban Ocon, ehe er sich über Funk beschwerte, weshalb sich denn der Franzose erdreistet habe, andauernd die Spur zu wechseln. Dabei tat das nur einer: Vettel selber. Vom Unfall profitierte Alfa-Romeo-Pilot Antonio Giovinazzi, der vorbeiziehen konnte, die Punkteränge aber wie Teamkollege Kimi Räikkönen (11.) als Zwölfter knapp verpasste.
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